Zwischen den schrecklichen Nachrichten über den Terroranschlag in Jerusalem und dem seit dem 7. Oktober 2023 andauernden Krieg in Gaza fällt es besonders schwer, etwas Positives zu würdigen. Trotz dieser bedrückenden Lage haben wir gemeinsam mit dem Haifa City Museum am 8. September 2025 zu einer Veranstaltung eingeladen, um den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu würdigen. Über 400 Gäste folgten der Einladung und widmeten den bilateralen Beziehungen ihren Abend.
Das Museum, mitten in der historischen Deutschen Kolonie in Haifa gelegen, und das KAS-Büro in Israel eröffneten den Tag mit drei TED-Präsentationen über die Geschichte der Templergemeinde, dem deutsch-israelischen Wiedergutmachungsabkommen mit Schwerpunkt Hafen und Schiffindustrie sowie persönliche Geschichten über die Verbindung zwischen Berlin und Haifa. Zwischen den Vorträgen sorgten Vesna Buhler und der Bat-Galim-Chor mit musikalischen Beiträgen für die Unterhaltung der Gäste. Zudem hatten Interessierte die Möglichkeit, die Ausstellung über die deutschen Wurzeln der Stadt Haifa zu besichtigen.
Der zweite Teil des Abends war geprägt vom Schicksal der 48 noch immer in Geiselhaft befindlichen Menschen – darunter sieben deutsche Staatsbürger –, dem seit dem 7. Oktober 2023 andauernden Krieg in Gaza sowie von den politischen Entwicklungen in Deutschland und Israel, von wachsenden Sorgen über zunehmenden Antisemitismus in Europa sowie von Ideen, wie die bilateralen Beziehungen revitalisiert und gestärkt werden können.
Zunächst sprach der deutsche Botschafter Steffen Seibert über den aktuellen Stand der deutsch-israelischen Beziehungen. Neben kritischen Anmerkungen zur Fortführung des Krieges in Gaza und der humanitären Lage für die Menschen dort betonte er, wie besonders dieses Verhältnis sei: entstanden aus den Verbrechen des Dritten Reiches, heute jedoch geprägt von Freundschaft und intensivem Austausch. Im Anschluss rief Dr. Michael Rimmel, Direktor der Adenauer-Stiftung in Israel, dazu auf, den Blick nach vorn zu richten und die Zukunft aktiv zu gestalten. Zudem hob er den besonderen Charakter der Stadt Haifa hervor – eine gemischte, weltoffene und innovative Stadt, die in vielerlei Hinsicht als Vorbild für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen in Israel gelten könne.
Danach bat Yotam Yakir, Direktor der Haifa-Museen, den Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, die Politikberaterin Melody Sucharewicz sowie den ehemaligen Botschafter Israels in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman, auf die Bühne. Alle drei hoben hervor, wie einzigartig die nach 1945 entstandene Partnerschaft zwischen beiden Staaten sei. Gleichzeitig machten sie deutlich, dass die bestehenden Herausforderungen nicht ausgeblendet werden dürften. Sucharewicz warnte vor wachsendem Antisemitismus in Europa, der auch vor Deutschland nicht Halt mache. Hadas-Handelsmann äußerte seine Besorgnis über die Entscheidung von Bundeskanzler Merz, keine Waffen mehr an Israel zu liefern, und mahnte, dass sich Teile der deutschen Gesellschaft zunehmend von Israel entfremdeten – auch aufgrund des wachsenden Anteils muslimischer Einwanderer. Volker Beck wiederum sprach sich klar gegen manche Pläne der israelischen Regierung aus, wie die Annexion von Teilen des Westjordanlandes. Er verwies dabei auf die weiterhin große Solidarität von Politik und Gesellschaft in Deutschland mit Israel und warb für eine noch engere Partnerschaft zwischen beiden Ländern, die auf gleichen Werten basiert ist.
Die Diskussion machte deutlich: Die Probleme sind zu komplex, um sie an einem Abend abschließend zu behandeln. Zugleich zeigte sich, dass die Partnerschaft zwischen Israel und Deutschland standhaft ist. Alle Beteiligten betonten ihren Willen und ihre Motivation, täglich für diese Partnerschaft zu arbeiten und sich für eine gemeinsame Zukunft einzusetzen.
Den festlichen Abschluss bildete ein Auftritt des israelischen Sängers Alon Ader, der das Publikum mit seinen bekanntesten Liedern begeisterte.