Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Inklusive Beschäftigung von Migranten, ehemaligen Guerilla-Kämpfern und Opfern des bewaffneten Konflikts aus der Sicht der Unternehmer in Kolumbien

Präsentation der Ergebnisse der Umfrage zum Thema

Am 30. November 2023 wurden in Bogotá die Ergebnisse der Meinungsumfrage zum Thema “Inklusive Beschäftigung von Migranten, ehemaligen Guerilla-Kämpfern und Opfern des bewaffneten Konflikts aus der Sicht der Unternehmer in Kolumbien” vorgestellt; dabei handelt es sich um eine Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien, der Stiftung „Ideas para la Paz“ FIP und der Firma Equilibrium Social Development Consulting.

Asset-Herausgeber

Die Veranstaltung wurde mit den Grußworten des Repräsentanten der KAS Kolumbien, Stefan Reith eröffnet; er ging kurz auf die Arbeit der KAS zur Demokratieförderung ein, die aus fünf Haupt-Arbeitslinien bestehe: Nachhaltige Entwicklung, Friedenskonstruktion, Sicherheit und Verteidigung, Dezentralisierung und Stärkung demokratischer Institutionen. Ebenso betonte er die Bedeutung solcher Umfragen, die bestätigen, dass die arbeitsmäßige Inklusion gefährdeter Bevölkerungsgruppen die Produktivität erhöhen und die Beziehungen zu den Wählern verbessern kann. Die Direktorin für Friedenskonstruktion der FIP, María Lucía Méndez, dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme an der Präsentation der Umfrageergebnisse und ging näher auf grundlegende Themen für Entwicklung und Friedenskonstruktion in Kolumbien ein. Die vorliegende Studie über die Umfrageergebnisse bezeichnete sie als ein Röntgenbild mit einer Diagnose des kolumbianischen Unternehmertums, da sie sich auf vier Dimensionen beziehe 1) wirtschaftliche Rationalität des Sektors, 2) Gesetzgebung und Spielregeln, 3) politischer und sozialer Kontext, 4) die vertrauensvollen Beziehungen zwischen Unternehmen und den genannten Bevölkerungsgruppen.  

 

            Der Direktor von Equilibrium, Gustav Brauckmeyer, bezeichnete die Migration als regionales Phänomen, das eine gemeinsame und auf Integration ausgerichtete Antwort erfordere, die mehr Inklusion fördere und nicht eine Diskriminierung, die die Entwicklung in der Region gefährden könne. Kurzfristig habe die Migration keine negativen steuerlichen Auswirkungen, während langfristig das Steuerpotenzial und die Wirtschaftsentwicklung durch eine entsprechende Inklusion und Erweiterung der Produktion durchaus positiv beeinflusst werden könne.  Der Senior-Forscher der FIP, Felipe Zarama, stellte anschließend die Ergebnisse der Umfrage vor, wobei er die Unternehmer als Schlüsselakteure zur Schaffung eines sozialen Mehrwerts bezeichnete, vor allem durch eine entsprechende Inklusion, gemäß der wirtschaftlichen Logik der einzelnen Wirtschaftszweige. Im Rahmen der Studie wurden rund 1.200 Unternehmen in sieben Städten des Landes befragt und 32 Experten für wirtschaftliche, politische, soziale, arbeits- und integrationspolitische Fragen interviewt.

 

Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählte die Existenz von mehreren Barrieren in Bezug auf das Vertrauen zwischen den Arbeitgebern und der einzustellenden Bevölkerung, vor allem bei ehemaligen Guerilla-Kämpfern, aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Eignung für einen Arbeitsplatz, Stabilität und Job-Projektion. Auf der anderen Seite herrsche viel Unkenntnis der geltenden gesetzlichen Vorschriften für die Einstellung von Migranten, was den Inklusionsprozess in die Arbeitswelt erschwere und verzögere. Das zeige sich vor allem in der Tatsache, dass 13% der befragten Unternehmer den Migranten misstraue und 43.8% nur wenig Vertrauen in ehemalige Guerilla-Kämpfer haben.

 

            Anschließend folgte eine Diskussionspanel mit dem Gründungsgesellschafter von Inclusion SAS, Roberto Angulo; der Direktorin von “Comparte por una vida Colombia”, Lala Lovera; der Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit der Telefongesellschaft Claro Colombia, María Consuelo Castro; Moderator war der Forscher der FIP, Juan Pablo Rangel. Frau Castro betonte, dass ein so großes Unternehmen wie Claro weder die aktuelle Situation noch die verwundbaren Bevölkerungsgruppen ignorieren könne, die es verdienten in die Gesellschaft aufgenommen zu werden und dafür müsse manchmal die Organisationskultur modifiziert und die Einstellungspolitik flexibilisiert werden. Anhand von Statistiken und Erfahrungsberichten wurde aufgezeigt, dass mit der Inklusion der genannten Bevölkerungsgruppen in die Arbeitswelt nicht nur eine bestimmte Quote erfüllt werde, sondern dass es auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringe.  

 

Die fremdenfeindliche Einstellung gegenüber Migranten müsse mit entsprechenden Kampagnen bekämpft werden, um das Humankapital zu nutzen und die „Fuga de cerebros“ (Flucht von Gehirnen) zu vermeiden. Schließlich seien die Migranten auch Opfer des bewaffneten Konflikts, weil fehlende Chancen am Arbeitsmarkt und mangelnde Integration oft zur Besetzung freier Stellen in illegalen Gruppierungen führen. Roberto Angulo, meinte, dass es mehr wirtschaftlicher Rationalität seitens der Unternehmer und Aktionen bedürfe, die gegenseitiges Vertrauen aufbauen als Basis einer besseren Integration und Inklusion gefährdeter Bevölkerungsgruppen. Entsprechende Aktionen für mehr Chancengleichheit seien nicht nur in der Arbeitswelt erforderlich, um die Stigmatisierung von Migranten, Opfern des bewaffneten Konflikts und ehemaligen Kämpfern zu vermeiden.

 

Im Anschluss an das Panel vertiefte das Team von Equilibrium die Interpretation der Umfrage-Ergebnisse bezüglich der Migranten; an der Diskussion nahmen zahlreiche Vertreter der Zivilgesellschaft, nationaler und internationaler Organisationen, staatliche Agenturen und Akademiker teil. So bemerkte die Direktorin für Migrationsprojekte von Equilibrium, Catalina Arenas, dass fast 80% der venezolanischen Migranten im arbeitsfähigen Alter seien, aber nicht in ihren erlernten Berufen oder formellen Arbeitsverhältnissen arbeiten könnten. Wenn Kolumbien diese Personen formalisieren und legalisieren könnte, würde das zu erhöhten Steuereinnahmen führen und innerhalb eines Jahres könnten ca. 4 Millionen Dollar zusätzlich eingenommen werden. Es folgte eine Fragerunde mit einer regen Beteiligung des Publikums.  

Asset-Herausgeber

Kontakt

Juan Moncada

Portrait von Juan Moncada

Projektkoordinator

juan.moncada@kas.de +57 601 7430947-209

comment-portlet

Asset-Herausgeber