Ziel war es, Perspektiven, Herausforderungen und Erfahrungen von Frauen auszutauschen, die in historisch vernachlässigten Territorien an der Friedenskonstruktion mitgearbeitet haben und dadurch die bestehenden zahlreichen Ungleichheiten herauszuarbeiten, die im Bereich politische Partizipation, und Chancengleichheit sowie Zugang zu Sicherheitsfragen bestehen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit den Grußworten der Projektkoordinatorin der KAS Kolumbien, Andrea Valdelamar, die das Engagement der Stiftung und des Netzwerks ATHENA für die Demokratieförderung betonte und eine Analyse der nationalen Sicherheit aus der Perspektive der Frauen präsentierte. Die Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universidad de los Andes, Angelika Rettberg, präsentierte gemeinsam mit der Doktorandin, Luisa Salazar, die wichtigsten Ergebnisse der Forschungsarbeit zum Thema “Sicherheit in der Peripherie“.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen dieser akademischen Produktion über Gender und Konflikt gehörte die Erkenntnis, dass in Großstädten wie Bogotá, Medellín, Cali, Cartagena und Barranquilla, Frauen aus dem ländlichen Bereich, Afrokolumbianer und Indigene weitgehend von der politischen und akademischen Diskussion ausgeschlossen sind. Außerdem habe der Wettbewerb zwischen Frauenorganisationen um finanzielle und institutionelle Unterstützung das kollektive Handeln beeinträchtigt und interne Spannungen hervorgerufen, die den Zusammenhalt ihrer territorialen Agenden beeinträchtigen.
Auch stellte man fest, dass weibliche Führungspersönlichkeiten in den Kommunen eine dreifache Last zu tragen haben: Hausarbeit, produktive Aktivitäten und ihre soziale Führungsrolle; diese Situation führe zu einer dreifachen Unsicherheit, die ihr Wohlergehen und ihren Verbleib in den Gemeinschaftsprozessen gefährde. Das Panorama werde oft noch durch häusliche Gewalt und die Stereotypen angesichts ihrer Kapazität eine Führungsrolle zu übernehmen oder strukturell bedingten Rassismus vor allem gegenüber afrokolumbianischen und indigenen Frauen verschärft. Die Untersuchung dokumentierte auch, dass Frauen trotz Drohungen und staatlicher Vernachlässigung Schutzstrategien und Solidaritätsnetzwerke aufgebaut haben, die ein feministisches Beziehungskapital darstellen, das für die Nachhaltigkeit ihrer Organisationsprozesse und den Wiederaufbau des sozialen Gefüges unverzichtbar ist.
Während der anschließenden Diskussion stellten verschiedene Institutionen und Organisationen ihre Erfahrungen und Diagnosen in den Territorien vor. So erzählten zum Beispiel Vertreter der Stiftung “Ideas para la Paz” (Ideen für den Frieden), dass in Regionen wie dem Catatumbo Frauenorganisationen von männlichen Akteuren aus der Gemeinde kooptiert wurden, die ihre Forderungen instrumentalisieren, während das Labor für öffentliche Angelegenheiten der Universidad del Externado die Unterschiede zwischen den Versöhnungsprozessen der Opfergruppen, die in der Regel auf kommunale Unterstützungsnetzwerke angewiesen sind, und den ehemaligen Kämpfern, die über eine besser strukturierte institutionelle Begleitung verfügen, hervorhob.
Die Stiftung COMPAZ betonte die Bedeutung weibliche Führungspersonen anzuerkennen, vor allem in den PDET (Gebiete in denen ehemalige Guerilla-Kämpfer angesiedelt sind, die sich dem Friedenprozess unterworfen haben); der Staat müsse über die reine Sozialhilfe hinausgehen und eine umfassende Begleitung fördern, die die lokalen Kapazitäten stärke.
Die Repräsentanten des Ministeriums für Gleichberechtigung und der Agentur des Präsidenten für Internationale Zusammenarbeit betonten die Bedeutung der gemeinschaftlichen Praktiken von Frauen beim Aufbau von Frieden und Übergangsjustiz sowie die Notwendigkeit, dass öffentliche Institutionen die Sicherheitsanforderungen aus dem Alltag der Regionen verstehen müssen. Vertreter der kolumbianischen Streitkräfte erkannten an, dass trotz der 2010 eingeführten Genderpolitik, immer noch strukturelle Beschränkungen existierten, bedingt durch eine historische Doktrin, die maskulin geprägt sei, was die Konzentration auf typisch weibliche Bedürfnisse erschwere, vor allem in den Streitkräften und den Kommunen, die sie begleiten.
Als Schlussfolgerung kann, gesagt werden, dass die Marginalisierung der Stimmen von Frauen in den Randregionen des Landes nicht nur eine Folge der Ungleichheit der Geschlechter ist, sondern gleichzeitig einen Kreislauf der Ausgrenzung verstärkt, der die Nachhaltigkeit der Friedensbemühungen gefährdet. Eine effiziente Umsetzung der Resolution 1325 der UNO über Frauen, Frieden und Sicherheit erfordere die Anerkennung der vielfältigen Agenden, Identitäten und Perspektiven, die in den Regionen nebeneinander bestehen, sowie die Förderung der politischen Teilhabe, des gleichberechtigten Zugangs zu Ressourcen und der Festigung strategischer Allianzen, die das kollektive Kapital weiblicher Führungskräfte stärken.