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Veranstaltungsberichte

Workshops CdR/Lab Journalismus zur Untersuchung von Korruptionswegen

In den Monaten April und Mai fanden vier Workshops des Kurses “Periodismo para investigar las rutas de la corrupción” (Journalismus zur Untersuchung von Korruptionswegen) in Medellín, Cali, Barranquilla und Bucaramanga statt, einer Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und des Redaktionsrates CdR. Ziel des Projekts war es, mithilfe von Schulungen für Journalisten aus den Regionen, den investigativen Journalismus und die Berichterstattung über Korruptionsfälle im Zusammenhang mit öffentlichen Geldern zu fördern.

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Die Workshops wurden jeweils mit den Grußworten der Projektkoordinatorin des CdR, Carol Valencia, eröffnet; sie dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme und präsentierte das Handbuch “Pistas para investigar las rutas de la corrupción” (Hinweise zur Untersuchung von Korruptionswegen), das aus der Zusammenarbeit zwischen der KAS Kolumbien und der Fakultät für Soziale Kommunikation und Journalismus der Pontificia Universidad Javeriana hervorgegangen ist. Mit der Publikation sollen die  Fähigkeiten von kommunalen, lokalen, regionalen und nationalen Medien zur Untersuchung von Korruptionsfällen gefördert werden, vor allem wenn es darum geht, die besten Praktiken derjenigen zu systematisieren, die den Journalismus als Instrument nutzen, um die öffentlichen Ressourcen und die Personen denen durch die Korruption ihre Rechte verweigert oder eingeschränkt werden zu verteidigen.

Der Projektkoordinator der KAS Kolumbien, Juan Guillermo Moncada, stellte anschließend die Arbeit der Stiftung zur Demokratieförderung vor und nannte die fünf wichtigsten Arbeitslinien: Nachhaltige Entwicklung, Friedenskonstruktion, Sicherheit und Verteidigung, Dezentralisierung und die Stärkung demokratischer Institutionen. Auch würden die demokratischen politischen Systeme durch die Korruption am meisten geschädigt; daher sei es von größter Bedeutung, Journalisten für die investigative Arbeit zu schulen und die Recherchen zu unterstützen, die von den Journalisten im ganzen Land geleistet werden, als Kontrollmechanismus und Überwachung der einzelnen Ebenen der politischen Macht.  

Workshopleiter in den einzelnen Städten waren der Kommunikationswissenschaftler und Journalist der Abteilung für Investigationen des Nachrichtensenders Caracol und Ko-Autor der Publikation, Juan David Laverde; die Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin sowie Mitbegründerin und Reporterin von “La Contrapedia” Karibik, Tatiana Cristina Velásquez; die Journalistin und ehemalige Redakteurin für investigativen Journalismus der Internetplattform „La Silla Vacía“, Laura Ardila; der Journalist und dreifache Gewinner des Nationalen Journalistenpreises Simón Bolívar für seine Untersuchungen über Päderastie in Kolumbien,  Juan Pablo Barrientos und der „Daten-Bergarbeiter“, Reporter und Vize-Direktor des Nachrichtensender „Noticias Uno“, Ignacio Gómez.  

Zunächst gab Frau Laverde anhand einer Timeline einen Überblick über die größten Korruptionsskandale der letzten 30 Jahre in Kolumbien, wobei die wichtigsten Signale dieses Phänomens für Journalisten herausgearbeitet wurden. Frau Velásquez erklärte einige Parameter für die Hypothese einer Korruption und wie eine Untersuchung durch die Formulierung entsprechender Fragen durchgeführt werden könnte; weiterhin seien der Zugang zu wichtigen öffentlichen Datenbanken über Vertragsvergabe und staatliche Register grundlegende Quellen für die Aufdeckung von Korruptionsfällen.  

In einem weiteren Workshop gab Frau Ardila einige Empfehlungen für die Berichterstattung und die Überprüfung von Daten hinsichtlich der Korruption im Wahlkampf und erklärte den modus operandi der Kandidaten bei Delikten wie Stimmenkauf, Einfluss politischer „Paten“ oder das Ausüben von Druck auf die Wähler. In dem Zusammenhang nannte sie auch die fünf Wege des investigativen Journalismus zur Aufdeckung von Wahlbetrug in den Regionen des Landes und wie eine gut recherchierte Reportage gemeinsam mit den Beteiligten erstellt werden kann.   

Herr Barrientos gab eine Einführung in den Umgang mit juristischen Archiven und erklärte Schritt für Schritt wie Informationen in den Publikationen der Justiz gesucht werden können; auch erläuterte er wie ein „Derecho de petición“ (Petitionsrecht) erstellt werden müsse als wichtigstes Instrument für den Zugang zu öffentlichen Informationen, die für journalistischen Untersuchungen von Interesse sein könnten. Die Beharrungsklage sei ein weiterer Mechanismus, wenn das Petitionsrecht aufgrund eines Rechtsvorbehalts abgelehnt und durch ein Verwaltungsgericht entschieden wird. Schließlich sei die „Tutela“ (eine Art einstweilige Verfügung) das letzte rechtliche Mittel, um als Journalist schnell und direkt Informationen von der Justiz zu erhalten, wenn eine Rechtsverletzung nachgewiesen ist.

Ignacio Gómez sprach über das öffentliche Interesse als Prinzip jeder verantwortungsvollen journalistischen Praxis. Jede journalistische Recherche müsse daher eine Verletzung des öffentlichen Interesses identifizieren und mit entsprechenden Daten nachweisen, der Zugang zu solchen Daten sei normalerweise schwierig, da sie sich auf staatlichen Portalen befänden. Es gebe jedoch immer Wege, um an staatliche Informationen zu gelangen, die immer transparenter und leicht zugänglich sein sollten. Die Veröffentlichung und Freigabe von Daten liege im öffentlichen Interesse, die durch eine entsprechende Kodifizierung unterstützt werden könnte, um eine robuste journalistische Recherche zu garantieren.  

Zum Abschluss der einzelnen Workshops in den verschiedenen Städten wurden praktische Empfehlungen für die Erstellung von Artikeln und Reportagen gegeben und die Teilnehmer konnten selbst eine gut recherchierte Reportage über einen Korruptionsfall vorlegen, die von den Professoren und Kollegen der Journalisten diskutiert wurde; anschließend erhielten die teilnehmenden Journalisten Tipps wie sie ihre Untersuchungen und Reportagen verbessern könnten. Als Anreiz wählen der CdR und die KAS Kolumbien in jeder Stadt ein Thema aus, finanzieren die Recherche und beraten bei der Entwicklung der Reportage, um dadurch den Beruf des Journalisten und den investigativen Journalismus im Lande zu fördern.     

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Kontakt

Dr. Kristin Wesemann

Dr
Leiterin des Auslandsbüros Kolumbien
kristin.wesemann@kas.de +49 30 26996-3803

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