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Veranstaltungsberichte

XV. Treffen Investigativer Journalismus

Am 28. und 29. April 2023 fand in der Universidad Javeriana das XV. Treffen Investigativer Journalismus statt, eine Initiative des Redaktionsrates CdR, der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und der Fakultät für Kommunikation und Sprachen der Universidad Javeriana; Ziel war es, einen Dialograum zu schaffen um über Tendenzen und neue Formen der Berichterstattung innerhalb des investigativen Journalismus zu diskutieren.

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In seinen Grußworten dankte der Direktor des CdR und des Mediums „La Cola de la Rata” (Rattenschwanz), Abelardo Gómez Molina den Anwesenden dieses XV. Treffens und zeigte sich besorgt über die aktuelle Situation des Journalismus im Allgemeinen und des investigativen Journalismus im Besonderen; es herrsche viel Falschinformation und durch die Unmittelbarkeit der sozialen Netzwerke sei es sehr schwierig geworden, Nachrichten zu überprüfen; außerdem fehle es am Interesse des Publikums, tiefgreifende Reportagen oder Untersuchungen mit einem gewissen Kriterium und Verantwortlichkeit des Autors zu lesen. Die Dekanin der Fakultät für Kommunikation und Sprachen, der Universidad Javeriana, Marisol Cano betonte, wie wichtig es sei, immer wieder an die Beziehung des Journalismus mit dem Schmerz als Konstante bei der Berichterstattung über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien zu erinnern. Im Moment dürfe der Journalismus nicht den Aktivismus über die rigorose Ausübung des Berufes stellen, vor allem vor dem Hintergrund der sogenannten “Tyrannei des Klicks”, die keine Erinnerung und keine Fortführung investigativer Prozesse zulasse.

Im Anschluss stellte der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien, Stefan Reith die Arbeit der Stiftung zur Demokratieförderung vor und nannte die fünf wichtigsten Arbeitslinien: Nachhaltige Entwicklung, Friedenskonstruktion, Sicherheit und Verteidigung, Dezentralisierung sowie die Stärkung demokratischer Institutionen. Dabei unterstütze die KAS immer den Journalismus als Kontrollmechanismus der politischen Macht, die Verfolgung fundamentaler Themen und die Stärkung der Demokratie im Land.

Es folgten drei Vorträge von internationalen Experten: der erste mit dem Titel “Erweitere dein Publikum: Journalismus und soziale Netzwerke” wurde von der unabhängigen puerto-ricanischen Journalistin Bianca Graulau gehalten. Sie betonte, dass eine rigorose Nachforschung und die Inhalte, die in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, auch eng verbunden seien mit einem guten und verantwortungsvollen Journalismus. Wenn auch die sozialen Netzwerke einen gewissen Grad an Unmittelbarkeit verlangten, so sei die Überprüfung der Information vor ihrer Veröffentlichung doch fundamental. Die Inhalte müssten geprägt sein von einem klaren Narrativ, einer einfachen Sprache und einer eindeutigen Position, die das Publikum anspreche, das man erreichen wolle und eine leichte Anpassung des Algorithmus des jeweiligen Netzwerks erlaube, die nicht bei allen gleich sei.  

Der Journalist aus El Salvador, Oscar Martínez hielt einen Vortrag zum Thema “Journalismus aus dem Exil: Der Fall der Tageszeitung El Faro”; dabei erklärte er die Situation seines Landes unter dem Regime von Nayib Bukele, einem messianischen und autoritären Führer, der durch die Figur des mehr als 1-jährigen Ausnahmezustandes sowohl die Jurisdiktion als auch die Legislative an sich gerissen habe. Daher musste die Tageszeitung El Faro als wichtigstes oppositionelles Medium, das die Regierung kontrollierte, seine gesamte finanzielle und administrative Struktur nach Costa Rica verlegen, da sie in El Salvador verfolgt und zensiert wurde. Wenn dadurch auch die Durchführung gewisser Aktivitäten erschwert wurde, so wurden diese doch nie unterbrochen und man versuche die Untersuchungen und Reportagen über die antidemokratischen Maßnahmen der Regierung immer schärfer zu formulieren und konsequent zu veröffentlichen.   

Den dritten Vortrag hielt Rafael Pineda, ein mexikanischer politischer Karikaturist, Cartoonist und Animator, mit dem Titel „Zeitschrift El Chamuco und die Söhne des Averno: Schule für linke Cartoonisten in Mexiko“; dabei berichtete er über die Geschichte und die Bedeutung von Grafikmagazinen als Mittel der politischen Kontrolle in Mexiko und die verschiedenen Herausforderungen und Kämpfe gegen die Zensur, denen sie sich täglich stellen müssen. Er wies auch darauf hin, wie wichtig es sei, einen intelligenten Humor zu entwickeln, der nicht in Gemeinplätze verfalle und der nicht über das politisch Korrekte hinausgehe und Themen wie Rassismus, Machismos, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit etc. als Witze tarnt.

Es folgten sieben gleichzeitig abgehaltene Workshops mit nationalen und internationalen Experten zu folgenden Themen:

“Journalismus in Instagram und Tik Tok", mit Bianca Graulau - Puerto Rico.

“Geschichte der Mestizen – eine stille Erinnerung”, mit Ginna Morelo - Kolumbien.

“Keine Angst vor der Welt der KI”, mit Florencia Coelho - Argentinien.

“Wie konstruiert man Szenen für einen narrativen Podcast?”, mit Juan Serrano - Kolumbien.

“Geschichten erzählen aus der Sicht der Musik”, mit Roberto Herrscher - Argentinien.

 “Spiel der Stimmen, Pop-Kultur und investigativer Journalismus”, mit Edier Buitrago und Andrea Rincón - Kolumbien.

“Formate und Narrative gegen die Falschinformation”, mit Ana María Saavedra - Kolumbien.

Der zweite Tag des Treffens begann mit der Podiumsdiskussion „Espacio Casa del Periodismo: Pressefreiheit und Zugang zu Informationen in der Regierung des Wandels“; Teilnehmer waren der Direktor der Stiftung für Pressefreiheit (FLIP), Jonathan Bock; der Generaldirektor und Mitbegründer der Gabo-Stiftung, Jaime Abello und die Mitbegründerin und Chefredakteurin von Vorágine Laila Abu Shihab, als Moderatorin. Sie diskutierten über die Herausforderungen bei der Berichterstattung über eine Regierung mit einer vom Präsidenten geleiteten Kommunikationsstrategie; dies bedeute, dass Journalisten sich immer auf die Twitter-Feeds des Präsidenten beziehen müssten, um über die Regierung zu berichten. Die fehlende Transparenz hinsichtlich von Daten und Informationen auf den verschiedenen Ebenen des Staates sei ebenfalls ein grundlegendes Hindernis für die Entwicklung von Untersuchungen und die Überwachung von Auftragsvergabeverfahren, Budgets und Fragen im Zusammenhang mit Korruption.

Die Veranstaltung wurde mit einer Reihe von Vorträgen fortgesetzt, an denen die Journalisten Óscar Parra, Juan Serrano, Stephen Ferry und Constanza Vieira teilnahmen. Sie suchten den interaktiven Dialog mit dem Publikum zu Themen wie der Bedeutung und Entwicklung von Podcasts und der Rolle des Radios, der Ära der großen investigativen Reportagen, der investigativen Berichterstattung und der Nutzung neuer Technologien zugunsten eines rigorosen und tiefgreifenden Journalismus. Schließlich endete das Treffen mit der Abschlusskonferenz „Darstellung der Realität durch die Kunst“ von Roberto Herrscher, argentinischer Schriftsteller, Journalist, Professor und Redakteur, der über die Gefahr der Desinformation sprach und dass Fake News einfach keine Nachrichten seien und aus dem System der Medien verbannt werden sollten. Weiterhin sprach er über die Strukturen und Mythen der Tradition eines jeden Volkes als Ressourcen, um die Geschichte und deren Darstellung zu bereichern, wobei er sich kultureller Instrumente bediente, wie zum Beispiel der Fotogalerie, des Dokumentartheaters, des Kinos, der barocken Redekunst oder der Rockoper.

 

 

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