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Veranstaltungsberichte

Politik mit Pfeffer – die Rolle der Satire in den Medien

von Denica Zheleva
Die Kunst der politischen Satire hat in Deutschland eine lange Tradition und erfreut sich großer Popularität in der Gesellschaft. In Bulgarien ist sie aber noch verhältnismäßig jung: Die Satire ist erst wieder seit der Wende wieder frei, und sie ist noch auf dem Weg der Selbstfindung und Definition ihrer moralischen Standards und Grenzen.

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Mehr darüber, was Satire in den beiden Ländern eigentlich ist und was sie darf, konnten Journalisten und Medienexperten aus Bulgarien und der Region in lebendigen Diskussionen mit deutschen Satirikern und Politikern herausfinden. Das von dem KAS-Medienprogramm Südosteuropa in Zusammenarbeit mit dem Media Development Center und dem bulgarischen Rat für elektronische Medien organisierte Seminar „Politik mit Pfeffer – die Rolle der Satire in den Medien“ lieferte einen Beitrag zur Identifizierung hochwertiger politischer Satire. Satiriker, Politiker, Journalisten und Kommunikationsexperten nahmen daran teil.

Satire, Glosse, Comedy, Unterhaltung, Spott und Häme – die kleinen, feinen Unterschiede und die oft fließenden Grenzen zwischen diesen Begriffen sowie Ethik und moralische Grenzen in der satirischen Kunst waren die zentralen Fragen aller Panels. Und obwohl man feststellte, dass unterschiedliche Völker verschiedene Toleranzgrenzen aufweisen, waren sich deutsche und bulgarische Teilnehmer einig, dass es einheitliche Standards bei der Beachtung der Menschenwürde gibt, die auch in der Satire zu berücksichtigen sind. Man beobachtet zwar in beiden Ländern eine Tendenz zur Instrumentalisierung der Satire zugunsten der reinen Unterhaltung. In der Tat soll Satire zwar unterhaltsam sein, aber vor allem eine klare und kritische Meinung äußern und deutlich Stellung zu aktuellen Ereignissen und Themen beziehen, die kritikwürdig sind. So definierte der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete deutsche Autor, Regisseur und Darsteller der NDR-Satire-Sendung Extra 3, Jesko Friedrich, sein Verständnis für das Genre. Diese These wurde von dem bulgarischen Karikaturisten Tchavdar Nikolov unterstützt, der das Karikieren als Übertreibung der Wahrheit durch perfekte Deformierung bezeichnete.

Als besonders spannend für die Teilnehmer erwies sich die Diskussion zwischen dem Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen (Medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion), dem Chefautor der „Streiflicht“-Glosse der Süddeutschen Zeitung, Hilmar Klute, der stellvertretenden bulgarischen Parlamentspräsidentin Ekaterina Mihailova, Mariya Stoyanova vom Rat für elektronischen Medien und dem Leiter des KAS-Medienprogramms Christian Spahr. Die Diskutanten demonstrierten nicht nur einen feinen Sinn für Humor, sondern auch eine professionelle Einstellung politischer Satire gegenüber – wenn Satire gut ist, kann sie als Korrektiv für politische und gesellschaftliche Entwicklungen wirken und Veränderungen unterstützen.

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