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Veranstaltungsberichte

Forum: Distribución del ingreso y superación de la pobreza

Mexiko ist wie viele andere Länder Lateinamerikas von Armut und einer extrem ungleichen Einkommensverteilung geprägt. Im Rahmen eines von der Fundación Rafael Preciado Hernández und der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstalteten Forums wurde die aktuelle Lage im Hinblick auf diese Probleme diskutiert und vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Ansätze analysiert. Zudem wurde die Frage behandelt, wie Armut und soziale Spaltung überwunden werden können.

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Die Veranstaltung wurde von Carlos María Abascal Carranza, dem Generalsekretär der Fundación Rafael Preciado Hernández, eröffnet, welcher die Bedeutung von Bildung für die Verringerung der Armut und die Entwicklung des Landes betonte. Dabei geht es nicht allein um die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, sondern auch um die Ausbildung der Persönlichkeit, welche die Voraussetzung für eine stärkere Verbindung zwischen Ethik und Wirtschaft darstellt. Abascal wies ferner auf die soziale Verantwortung der Eliten hin, Armut und Einkommensunterschiede in Mexiko zu reduzieren.

In seinem Vortrag "Die Theorie von Kuznets und Chang und Ram" erklärte Dr. Juan Auping Birch, der an der Universidad Iberoamericana forscht, die Theorie von Kuznets, welche annimmt, dass im Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes zunächst zu einer Zunahme und dann zu einer Abnahme der Einkommensungleichheit kommt. Während zu Beginn vor allem die oberen Gesellschaftsschichten vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren, kommen später auch die unteren Einkommensschichten in den Genuss von Reallohnzuwächsen, wenn sich die Arbeitsnachfrage erhöht und sich das Angebot durch die demografische Transition verringert.

Auping prognostizierte, dass sich die Einkommensverteilung nicht signifikant verändern wird, solange die Wirtschaft nicht stärker wächst und die Monopolstruktur aufgebrochen wird. Um das Wirtschaftswachstum zu erhöhen, sei es wichtig, das Humankapital durch bessere Bildung zu fördern und die Armut zu bekämpfen, zum Beispiel durch Sozialprogramme wie Oportunidades, sagte Auping.

Héctor Moreno Moreno (Mexiko-Büro des UNDP) verdeutlichte in seinem Vortrag "Entwicklung und Chancengleichheit" die für die Generierung und Verteilung von Einkommen verantwortlichen Faktoren. Zunächst entscheiden Humankapital, Sachkapital, Sozialkapital und Naturkapital über die ursprüngliche Verteilung von Ressourcen. Diese generieren Einkommen in Form von Arbeit, Kapitalerträgen, Transfers und Selbstkonsum. Das Einkommen wiederum bestimmt den Lebensstandard der Menschen.

Moreno betonte ebenfalls die Notwendigkeit eines gesunden Wirtschaftswachstums und einer Förderung des Humankapitals für die Verringerung der Einkommensunterschiede in Mexiko. Er machte deutlich, dass Unterschiede im Arbeitseinkommen weiterhin die wichtigste Ursache der ungleichen Einkommensverteilung darstellen und die enormen Einkommensdifferenzen auch durch die zunehmenden Rücküberweisungen von Migranten nicht ausgeglichen werden können. Eine weitere Ursache der Ungleichheit sah er im beschränkten Zugang großer Teile der Bevölkerung zu Krediten.

Der Generalsekretär des Consejo Nacional de Evaluación de la Política Social (Coneval), Dr. Gonzalo Hernández Lincona, stellte in seinem anschließenden Vortrag zum Thema "Armutsmessung und die Entwicklung der Armut in den letzten Jahren" Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung und ihrem Einfluss auf Armut und Einkommensverteilung vor. Anhand mehrerer Grafiken machte er die enge Beziehung zwischen Wirtschaftskonjunktur und Armutsrate deutlich.

Hernández wies zudem auf die Verbindung zwischen Armut und der Entwicklung des Arbeitsmarktes hin. Während die Zahl der Beschäftigten in den letzten Jahren gestiegen

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ist, sind die Reallöhne praktisch unverändert geblieben. Der Beschäftigungszuwachs geht zudem zu zwei Dritteln auf die Schaffung informeller Beschäftigungsverhältnisse zurück, worin der Referent vor allem eine Reaktion auf die hohen Lohnnebenkosten in regulären Beschäftigungsverhältnissen sah. Gleichzeitig ist ein großer Teil der Bevölkerung von Sozialversicherungen ausgeschlossen, was sich negativ auf das Humankapital auswirkt.

Die notwendige Produktivitätssteigerung der mexikanischen Wirtschaft muss mit einer Stärkung der Sozialversicherung und der Sozialprogramme einhergehen. Zum Beispiel schlägt Hernández die Einrichtung einer allgemeinen Sozialversicherung vor, die allerdings nicht über Lohnnebenkosten, sondern über Steuern finanziert werden sollte.

Im Rahmen des Vortrages "Politik und soziale Entwicklung" stellt Dr. Ignacio Quesada Morales (Chefberater im Sozialministerium) schließlich die Sozialpolitik der aktuellen Regierung vor. Ziele dieser Politik sind die Herstellung von Chancengleichheit, Einrichtung eines landesweiten Sozialversicherungssystems, Stärkung der Bürgergesellschaft, Schutz der Menschen vor besonderen Risiken, Steigerung der Produktivität und Gewährleistung von Nachhaltigkeit. Als zentrale Herausforderungen bezeichnete er die städtische Armut und den demografischen Wandel.

Zum Abschluss der Veranstaltung ging Jasper Eitze von der Konrad-Adenauer-Stiftung auf die Lage in Deutschland und die aktuelle Armutsdebatte ein und hob nochmals die Bedeutung von Bildung als Voraussetzung von Chancengleichheit und einer Reduzierung der Einkommensunterschiede hervor. Zudem machte er deutlich, dass Sozialprogramme allein keine Lösung darstellen können, sondern stets von einer soliden Wirtschaftspolitik begleitet werden müssen.

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