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Veranstaltungsberichte

Nach welchen Kriterien wird die Höhe von Gehältern in Mexiko festgelegt?

Cátedra Konrad Adenauer

Die soziale Ungleichheit in Mexiko schlägt sich besonders in der Einkommensverteilung nieder. Eine Veranstaltung der Cátedra Konrad Adenauer beschäftigte sich am 20. Februar im ITESO in Guadalajara mit der Frage, nach welchen Kriterien die Höhe von Gehältern in Mexiko festgelegt wird.

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Am 20. Februar fand im ITESO in Guadalajara die siebte “Feria del Empleo y del Emprendimiento” statt. Die Auftaktveranstaltung im Rahmen der Cátedra Konrad Adenauer mit Beiträgen von den Professoren des ITESO Ignacio Román Morales und Javier Haro del Real und dem Unternehmensberater und Spezialisten im Themenfeld Produktivität Jesús Gónzález de la Rosa wurde vom Volkswirt Evaristo Jaime González Robles moderiert.

In Art. 123 der mexikanischen Verfassung ist die Existenz von einem Mindestlohn festgeschrieben, der dem Familienoberhaupt die Grundversorgung seiner Familie garantieren soll, was bei einem aktuellen Mindestlohn von 51 Pesos am Tag (ca. 3.20 Euro) keine leichte Aufgabe in einem Land mit relativ hohen Lebenshaltungskosten bedeutet. 18 Millionen Mexikaner verdienen weniger als den Mindestlohn, die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung verdient anderthalb Mindestlöhne oder weniger. Andererseits explodieren die Gehälter im Hochlohnsektor, nicht umsonst ist der reichste Mann der Welt, Carlos Slim, Mexikaner.

Es gibt verschiedene Kriterien, um Gehälter und Löhne festzusetzen, die aber alle grossen Schwierigkeiten unterworfen sind. Wenn man besipielsweise das Kriterium der Produktivität betrachtet, so kann man eigentlich nur Vergleiche in der gleichen Branche und unter ähnlichen Arbeitsbedingungen anstellen. Weder verschiedene Berufe, noch die gleiche Tätigkeit in verschiedenen Ländern kann befriedigend miteinander verglichen werden. Ausserdem kann dieses Kriterium eher im produzierenden Gewerbe eingesezt werden, denn wie sollte man die Produktivität beispielsweise eines Abgeordneten messen?

Es gibt besonders im Sektor qualifizierter Arbeit zahlreiche andere Kriterien, wie das des Lohnes für eine bestimmte Tätigkeit, die Effizienz, die Ausbildung, die Arbeitsjahre in der Firma, gesetzliche Bestimmungen und gewerkschaftliche Verträge etc., doch alle stossen an erhebliche Limitationen. Im Hochlohnsektor ist eine Vergleichbarkeit bestimmter Tätigkeiten oft nicht gegeben, da von ausländischen Firmen nach Mexiko entsandte Vertreter oft extreme hohe Gehälter beziehen aufgrund der Qualifikation Mexikos als Risikoland und der dementsprechenden Entschädigung der Firmen an ihre entsandten Mitarbeiter. Ein inoffizielles Kriterium muss besonders im Sektor der qualifizierten Arbeit besonders hervorgehoben werden, und zwar das der Vetternwirtschaft. Aufgrund familiärer und freundschaftlicher Kontakte werden nicht nur Arbeitsplätze vergeben, sondern auch Gehälter entsprechend angepasst.

Im Niedriglohnsektor spielen leider auch Diskriminierungskriterien, also Benachteilungen bei der Bezahlung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit etc. eine grosse Rolle.

Bei der Festlegung der Löhne und Gehälter in Mexiko sind die oben genannten mikroökonomischen, aber auch makroökonomische und geographische Faktoren von Bedeutung. Die durch konjunkturelle Faktoren beeinflusste wirtschaftliche Lage hat Einfluss auf die Gehaltspolitik der Unternehmen, ebenso wie die geographische Lage. Auch die Grösse der Unternehmen und das Steuersystem sind von Belang. So benachteiligt beispielsweise die Steuer Impuesto Empresarial a Tasa Única kleine Unternehmen und reduziert so die Möglichkeit besserer Gehälter für deren Angestellte.

Im internationalen Vergleich fällt Mexiko durch die geringen Löhne und Gehälter auf. Wettbewerbsfähigkeit besteht also leider aufgund niedriger Löhne (Stichwort Maquiladoras) und nicht durch strukturelle Vorteile wie beispielsweise qualifizierte Arbeitskräfte.

Alle Redner waren sich darin einig, dass die Politik Rahmenbedingungen für eine ausgeglichenere Einkommensverteilung in Mexiko schaffen muss beispielsweise durch ein ausgewogenes Steuersystem und bessere Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für die Bevölkerung.

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