Die Bedrohung durch neue US-Zölle auf mexikanische und kanadische Produkte ist kein isoliertes Ereignis. Sie ist Teil eines umfassenderen geopolitischen Wandels, der das Modell der wirtschaftlichen Integration Nordamerikas in Frage stellt. In diesem Kontext organisierte die KAS Mexiko — in Zusammenarbeit mit dem Büro der Stiftung in Kanada — die Veranstaltung „The threat of US tariffs for Mexico and Canada – and how Europe could act now“, einen Raum für transatlantischen Dialog angesichts der vielfältigen Herausforderungen des internationalen Handels.
Die aktuelle Lage ist alles andere als einfach: Wir sehen eine hochintegrierte Region, die jedoch tiefgreifend durch Inflation, Rezession und ideologische Polarisierung erschüttert wird. Unter dem Banner der Bewegung „Make America Great Again“ wurden extreme Positionen — von Protektionismus bis Fremdenfeindlichkeit — normalisiert und beeinflussen nun direkt die Handels- und Migrationspolitik der US-Regierung.
Aus mexikanischer Perspektive geht die Herausforderung über die bloße Abmilderung möglicher Zölle hinaus – es geht darum, die eigene Rolle in einer globalen Landschaft neu zu definieren, die sich nicht mehr ausschließlich um die Vereinigten Staaten dreht. Mit über 2100 in Mexiko tätigen deutschen Unternehmen und Abkommen wie dem EU-Mexiko-Globalabkommen (dessen Aktualisierung noch nicht ratifiziert wurde), ist dieser Moment eine Gelegenheit, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit strategischen Partnern zu stärken. Wie während der Veranstaltung betont wurde: „Wenn die USA nicht bereit sind, am Dialog teilzunehmen, sind wir offen dafür, neue Allianzen untereinander zu schaffen.“
Abseits alarmistischer Rhetorik war die Veranstaltung ein Aufruf, Bedrohungen in Chancen zu verwandeln, neue Handelsnetzwerke aufzubauen, in regionale Infrastrukturen zu investieren und Wissen zwischen Mexiko, Kanada und Europa besser zu teilen. Anstatt sich der Unsicherheit hinzugeben, die die bilateralen Verhandlungen dominiert, betonten die Teilnehmenden die Notwendigkeit, starke Allianzen, klare Regeln und eine gemeinsame Vision für nachhaltige Entwicklung zu fördern. Wie ein Teilnehmer abschließend feststellte: „Vertrauen, einmal verloren, ist schwer zurückzugewinnen.“
Die Veranstaltung wurde durch die aufschlussreiches Beiträge zweier renommierter Experten getragen: Professor Jorge Schiavon (Universidad Iberoamericana, Mexiko) und Professor Patrick Leblond (University of Ottawa, Kanada), denen wir unseren herzlichen Dank für ihre wertvolle Teilnahme an dem strategischen Austausch aussprechen.