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Veranstaltungsberichte

„Maler als Spiegel der Gesellschaft“

von Thea Stapelfeld

Im Rahmen des Themenschwerpunkts "Umbruch 1918"

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Der Künstler Carl Lohse gilt heute als einer der bedeutendsten expressionistischen Künstler nach dem Ersten Weltkrieg. Als Überlebender der Schlacht an der Somme 1916 und 1919 aus der Kriegsgefangenheit entlassen, schuf er in den frühen Nachkriegsjahren ein furioses expressionistisches Werk mit starken Farbkontrasten und leuchtenden Motiven. Mit Hilfe seiner Malerei verarbeitete er seine Kriegserfahrungen auf künstlerische Weise. Zufällig verschlug es den Maler in den 1920er Jahren nach Bischofswerda. Die sächsische Stadt sollte zum Lebensmittelpunkt Lohses werden; als „Spiegel der Gesellschaft“ fing der Expressionist die Stimmung vieler Menschen ein – und übertrug sie auf Leinwände.

Im Rahmen der Themenreihe „Umbruch 1918“ besuchte die Konrad-Adenauer-Stiftung Sachsen mit 70 Teilnehmern am 10. April die Carl-Lohse-Ausstellung im Albertinum Dresden. In einer Führung erfuhren die Teilnehmer von der Oberkonservatorin, Dr. Birgit Dalbajewa, wie die Maler Carl Lohse und Otto Dix mit ihren Werken ein Zeugnis des gesellschaftlichen Umbruchs schufen. Beginnend im Saal der Expressionisten tauchte die Gruppe tief in die Vorkriegsjahre ein und bekam anhand der Werke von Künstlern wie Erich Heckel und Emil Nolde einen intensiven Eindruck davon, wie die Vorahnung auf den bevorstehenden Krieg das künstlerische Wirken beeinflusste: von euphorischer Aufbruchsstimmung und der Hoffnung nach Erlösung aus einem tristen Alltag erfasst, malten Heckel und andere in starken Komplementärkontrasten und grenzten dabei großflächige Formen durch schwarze Umrisslinien hart voneinander ab. Mit diesen Impressionen im Kopf wanderte die Gruppe weiter zu den farbintensiven expressionistischen Gemälden der frühen Nachkriegszeit. Mit einem einzelnen Pinselstrich gäben die expressionistischen Künstler der Farbe einen eigenen emotionalen Wert und lösten sich so von dem Anspruch einer akademischen Malerei, erläuterte Dr. Dalbajewa. Ein Ziel der Künstler sei es gewesen, aufzurütteln – eine Tendenz, die bereits vor dem Krieg bemerkbar gewesen sei.

Einen starken Kontrast zu den gefühlsbetonten Bildern des Expressionismus stellten die Werke der sog. „Neuen Sachlichkeit“ dar, denen sich die Gruppe unter fachkundiger Führung von Dr. Dalbajewa als Nächstes zuwandte. Die von nüchterner Sachlichkeit dominierten Bilder von Malern wie Otto Dix prägten die Kunstszene der Weimarer Republik erheblich und versuchten – ganz im Gegensatz zum Expressionismus –, einen unverschleierten und rationalen Blick auf die soziale Wirklichkeit wiederzugeben; das Alltägliche wurde zum Gegenstand seines Schaffens. Besonders intensiv widmeten wir uns in diesem Zusammenhang Otto Dix‘ Triptychon „Der Krieg“, das ein eindrucksvolles Zeugnis eines schrecklichen Krieges ablegt. Dix, der vier Jahre im Schützengraben verbrachte und zahlreiche seiner Kameraden hatte sterben sehen, wollte in erster Linie Dokumentarist sein, so Dr. Dalbajewa – die Abbildung der Wirklichkeit statt pathetischer Emotionalisierung habe den Anspruch gebildet. In diesem Zusammenhang lernte die Gruppe weitere sozialkritische Werke der Weimarer Zeit kennen und bekam einen Eindruck davon, wie Maler als Spiegel der Gesellschaft die emotionalen und sozialen Nachwirkungen des Krieges einfingen und abbildeten.

Im Anschluss an die Führung referierte Anke Dietrich, Doktorandin an der TU Dresden zu dem Thema „Conrad Felixmüller und Otto Dix – Zwei Maler als Spiegel der Gesellschaft“. Dabei beleuchtete sie anhand der Biographien der beiden Maler den Übergang von Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit und die Entstehung der Dresdner Sezession 1919. Anschaulich erläuterte sie, wie der Mensch als gesellschaftliches Wesen den Mittelpunkt der künstlerischen Werke bildete und wie die die Dresdner Sezession 1919 die Kunst- und Kulturszene Dresdens beeinflusste.

Eine Fragerunde mit Dr. Birgit Dalbajewa und Anke Dietrich bildete den Abschluss der Veranstaltung. Dabei wurde auch der Umgang der Nationalsozialisten mit den beiden Künstlern sowie Carl Lohses Glaubensbekenntnis thematisiert.

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