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Veranstaltungsberichte

China - Rivale oder Partner für Deutschland?

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Chinas neue Weltordnung? Das Reich der Mitte im 21. Jahrhundert“

Am 29.09.2020 im Museum der bildenden Künste Leipzig

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Dr. Max J. Zenglein bei seinem Impuls zur Frage "China - Rivale oder Partner für Deutschland?"
Dr. Max J. Zenglein bei seinem Impuls zur Frage "China - Rivale oder Partner für Deutschland?"

Die Veranstaltung „China: Rivale oder Partner für Deutschland?“ war die erste Veranstaltung der dreiteiligen Veranstaltungsreihe „Chinas neue Weltordnung? Das Reich der Mitte im 21. Jahrhundert“, welche anlässlich des ursprünglich im September 2020 geplanten EU-China-Gipfels in Leipzig durchgeführt wurde.

Sie fand unter Beachtung der Abstandsgebote im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie statt, sodass leider nur eine überschaubare Teilnehmerzahl anwesend sein konnte.

Zentrale Frage des Vortrages von Dr. Max J. Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft vom Mercator Institute for China Studies, war, ob China in wirtschaftlicher Hinsicht ein Partner oder ein Rivale für Deutschland sei. Es stellte zunächst voran, dass Deutschland und China wichtige Handelspartner seien und es sich bei der Volksrepublik China um Deutschlands wichtigsten Exportmarkt handle. Rund 5000 deutsche Unternehmen seien in China tätig, allein Volkswagen unterhält in China 27 Fabriken.

Wenngleich in den vergangenen Dekaden zahlreiche Reformen in China erfolgten und sich das Land, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht, öffnet, so sei es falsch anzunehmen, dass eine weitreichende Liberalisierung zur Debatte stünde.

Die kommunistische Partei übt eine umfassende Kontrolle in allen Lebensbereichen aus, so beispielsweise durch das Sozialpunktesystem oder durch die Unterhaltung von Parteizellen in der Belegschaft ausländischer Unternehmen.

Es sei erklärtes Ziel der chinesischen Führung, mit dem einhundertjährigen Bestehen der Volksrepublik China im Jahr 2049 ein starkes, modernes und sozialistisches Land zu seien, welches zumindest ebenbürtig zu den Vereinigten Staaten besteht.

Chinas Stärken und Potentiale liegen insbesondere im Bereich der Zukunftstechnologien. Dort wolle man perspektivisch globaler Spitzenreiter werden. Exemplarisch ist hierfür die Batterieentwicklung für E-Autos zu nennen, bei welcher bereits heute europäische Unternehmen kaum konkurrenzfähig seien.

Es werde jedoch häufig verkannt, dass China auch heute noch sehr von ausländischer Technologie abhängig ist. Wenngleich China im Bereich der Zukunftstechnologien sehr ambitioniert voranschreitet, so fehlen bis heute wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten in industriellen Kern- und Fundamentbereichen. Es stelle eine permanente Bestrebung Chinas dar, die Technologieabhängigkeit vom Ausland zu reduzieren. Gerade in diesem Rahmen nehme Deutschland eine besondere Stellung ein. Die Deutsch-Chinesische Tech-Kooperation ist in einem Rahmen hochrangiger politischer und wirtschaftlicher Vereinbarung eingebettet.

Herr Dr. Zenglein berichtete im Folgenden von den umfassenden chinesischen Investitionen in der Europäischen Union. Über 90 Prozent dieser seien Firmenkäufe.

Das zunehmend globale Engagement Chinas führe zu Spannungen, die sich insbesondere im gegenwärtigen „Handelskrieg“ zwischen China und den USA zeigen. Dadurch werden nicht zuletzt auch Abhängigkeiten reduziert, wodurch die Globalisierung als solche in einem Umbruch sein könnte.

Einerseits stehen globale Lieferketten auf dem Prüfstand, andererseits werden sich künftig auch Unternehmen politisch positionieren müssen. Gerade die unterschiedlichen Werte stellen zunehmend ein Problem im Verhältnis zu China dar. Insofern muss stets die Balance gefunden werden, wobei es wichtig sei, sich klar zu positionieren und auch rote Linien zu ziehen.

Ob China nun Rivale oder Partner sei, lasse sich pauschal nicht beantworten. Es bestehe eine so starke wechselseitige Abhängigkeit, dass diese Stärke und Schwäche zugleich sei. Eine Beurteilung müsse daher immer im Einzelfall erfolgen.

Herr Dr. Zenglein betonte jedoch auch, dass man nicht zwangsläufig davon ausgehen dürfe, dass die scheinbar unaufhaltsam voranschreitende globale Strategie Chinas auch von Erfolg sein wird. Gerade die drohende Überalterung der chinesischen Bevölkerung sowie das chinesische Finanzsystem bergen hohe Risiken.

In der anschließenden Diskussion trugen die Teilnehmer insbesondere Bedenken hinsichtlich des globalen Engagements Chinas in Gestalt des Kaufes von wichtiger Infrastruktur sowie hinsichtlich der mitunter schwierigen Menschenrechtssituation vor.

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Johanna Hohaus

johanna.hohaus@kas.de

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