Gemeinsam die Welt verbessern! WeltverbEsserer-Seminar für junge Leute in Konstanz
Die Entwicklungen der letzten Monate und Jahre führen uns immer wieder vor Augen, dass es um die Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft nicht gut bestellt ist. Die Veränderungen scheinen sich zu beschleunigen, der Handlungsdruck, Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Wirtschaft gemeinsam zu denken und zu verankern, nimmt zu. Die Nachhaltigkeit unseres Handelns wird zur größten Herausforderung unserer Zeit und vor allem zukünftiger Generationen.
Der Konrad-Adenauer-Stiftung ist es ein großes Anliegen, sich diesem Thema verstärkt zu widmen. Deshalb führte das Regionalbüro aus Südbaden gemeinsam mit dem Landesbüro in Stuttgart ein Nachhaltigkeitsseminar für junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Konstanz durch. Ziel des WeltverbEsserer-Seminars war es, junge Menschen für Nachhaltigkeit zu begeistern und sie dazu zu ermutigen, lokale Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren und zu entwickeln.
Das Programm begann mit einem Vortrag von Frau Prof. Dr. Weinrich, die den jungen Erwachsenen zwischen 20-26 Jahren einen breiten Überblick zum Thema „Nachhaltigkeit beim Lebensmittelkonsum“ gab. „Wo müssen wir hin, damit eine gesunde und nachhaltige Ernährung gelingt?“ und „Wie können wir dahin kommen?“ waren die zwei Einstiegsfragen, die Frau Prof. Dr. Weinrich zu Beginn zur Diskussion stellte. Der anschließende Vortrag spannte einen Bogen von der Klimabilanz unserer Ernährung, über Lebensmittelkennzeichnung und „cultured meat“ bis hin zu Lebensmittelverschwendung und Verpackungsrecycling. Die wissbegierigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten viele Fragen, die die Professorin stets sehr kompetent beantwortete. So entwickelten sich an vielen Stellen angeregte und spannende Diskussionen zum Thema Lebensmittelkonsum und Nachhaltigkeit. Der lebendige und überaus informative Vortrag und Austausch war der ideale Einstieg in das Seminar.
Auch die Förderung des Miteinanders auf dem Programm des ersten Tages. Um den Teamzusammenhalt zu stärken, ging es in eine nahegelegene Boulderhalle. Dort durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach fachkundiger Einführung ihre Talente an der Kletterwand erkunden. Es war beeindruckend, wie sehr sich die Gruppenmitglieder gegenseitig unterstützten. Und auch die, die zunächst noch sehr skeptisch vor den Kletterwänden standen, konnten durch die Hilfe der anderen ihre Ängste vor den Aufstiegen überwinden. Die Gruppendynamik war das gesamte Seminar über überdurchschnittlich gut. Diese Beobachtung wurde auch durch das Feedback der übrigen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer gestützt.
Der zweite Tag des Seminars stand ganz im Zeichen des Austausches und der Inspiration. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten erfahren, was es für die Entwicklung einer guten WeltverbEsserer-Idee benötigt und wie man diese tatsächlich in die Realität umsetzten kann. Dafür besuchte die Gruppe verschiedene Akteure, die mit ihren nachhaltigen Ideen bereits erfolgreich sind. Beim Start-up „Knödelkult“, das altes Brot von Bäckereien rettet, um daraus Knödel zu machen, lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Gründerin Janine Trappe viel über den steinigen Weg von einer echten „Schnapsidee“ hin zu einem wirklichen Produkt. Der wichtigste Tipp: „Wenn man eine Idee hat, muss man diese in den ersten 72 Stunden angehen, sonst wird man sie nie realisieren.“
Statt zum Mittagessen in ein Restaurant, ging es anschließend zum Kochworkshop. Aus gerettetem Gemüse machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein leckeres Curry und die Leiterin des Workshops berichtete, wie sie gemeinsam mit anderen eine Lebenmittelrettergruppe gegründet hat, die an Marktständen Gemüse vor der Mülltonne rettet und an Bedürftige verteilt.
Da zu jeder guten Idee heutzutage auch ein Social-Media-Auftritt gehört, ging es anschließend in dem Workshop von Nina Scavello und Giulia Fioriti (mecoa Mediencoaching). In ihrem Workshop vermittelten sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit vielen interaktiven Übungen und Insider-Tipps alle wichtigen Skills, die man heutzutage für den perfekten Instagram-Auftritt braucht. Damit waren die Teilnehmende perfekt gerüstet, um ihre Ideen später auch in die Öffentlichkeit hinauszutragen und andere für Nachhaltigkeit zu begeistern.
Mit all der Inspiration ging es dann in den Ideenworkshop. In drei Gruppen entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ideen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Dafür nutzen sie all das Wissen, das sie in den vorherigen Workshops gesammelt hatten und griffen die Herausforderungen auf, die im Eingangsvortrag von Frau Prof. Dr. Weinrich aufgeworfen wurden. Alle Gruppen arbeiten außerordentlich motiviert an ihren Ideen, erstellten Präsentationen und sogar eine Instagramseite.
Auch der Austausch mit der Politik sollte bei diesem Seminar nicht fehlen. Zum Abendessen mit veganem Menü war deshalb der klimapolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion Andreas Jung eingeladen. Es entwickelte sich schnell ein überaus konstruktiver Austausch zwischen den Teilnehmenden und dem Abgeordneten, der sich viel Zeit nahm, um die Fragen der jungen Erwachsenen zu beantworten. Ein wichtiges Thema, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Herrn Jung für seine Politik mit auf dem Weg gaben, war etwa die Mehrwertsteuersenkung für umweltfreundliche Produkte. Es sei nicht nachvollziehbar, warum für klimaschädliches Fleisch nur 7% Mehrwertsteuer gezahlt werde, wenn für umweltfreundliche Fleischersatzprodukte dagegen 19% Mehrwertsteuer anfielen. Das gleiche gelte auch für Milchersatzprodukte. Andreas Jung versprach diese Problematik aufzugreifen und bei den zuständigen Stellen nachzuhaken.
Am dritten Tag des Programms standen die Präsentationen der WeltverbEsserer-Ideen an. Nachdem die Gruppen noch einmal kurz Zeit bekommen hatten, um den Präsentation den letzten Schliff zu verleihen und den Ablauf der Vorstellung zu planen, konnten die Ideen endlich vorgestellt werden.
Die erste Gruppe stellte ihre Idee für eine App vor. Mit „SustainabilityToGo“ soll Menschen der einfache Einstieg zu mehr Nachhaltigkeit ermöglicht werden. Mit Rezepten/Tipps (z.B. Resteverwertung), Begriffserklärungen (Regional, Saisonal, MHD), Beiträgen zu Problemen von nicht-nachhaltigem Handeln und Verbesserungsvorschlägen, einer Such-Funktion für regionale und saisonale Läden und Kooperationen mit Anbietern (Konditionen, Rabatt-Codes; z.B. Lieferservices von Lebensmitteln) soll die App den Wandel zum nachhaltigen Lebensstil so einfach wie möglich gestalten. Ergänzt wird die App durch einen Instagram-Account und einen Blog.
Eine nachhaltige Peeling-Creme war die Idee, die von der zweiten Gruppe präsentiert wurde. In der Creme fürs Gesicht mit dem Namen „Green face“ soll nicht mehr zum Verzehr geeignetes Obst und Gemüse und regionale Öle verarbeitet werden. In der Präsentation wurde aber nicht nur das Produkt selbst, sondern auch Vertriebskanäle, Verpackungsdesign, Kooperationspartner und ein Werbespot vorgestellt. Die Gruppe profitierte dabei sehr vom vorangegangenen Erfahrungsaustausch mit der Gründerin von Knödelkult.
In der Präsentation der dritten Gruppe ging es um Postkarten mit kreativen Sprüchen und einer informativen Rückseite. Das aus WG’s und Bars bekannte Konzept soll hier mit nachhaltigen Inhalt gefüllt werden. Die Rückseite der lustigen Karten informiert zur korrekten Mülltrennung. Da es je nach lokalem Entsorgungsunternehmen unterschiedliche Regeln für die Mülltrennung gibt, trennen gerade Studierende, die neu in eine fremde Stadt ziehen, ihren Müll oft falsch. Mit den Karten die an der Universität und in lokalen Bars ausliegen werden, soll diesem Problem entgegengewirkt werden.
Besonders erfreulich ist, dass eine der Gruppen, die 72-Stunden-Regel von Knödelkult-Gründerin Janine Trappe befolgt und direkt in die Umsetzung ihrer Idee gegangen ist. Die dritte Gruppe hat sich für die Realisierung ihrer Postkarten-Idee an ein Entsorgungsunternehmen in Ulm gewandt. Dort traf die Gruppe auf große Begeisterung für die Idee und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die ersten 4000 Postkarten in den Druck gehen, um an verschiedenen Orten zu korrekten Mülltrennung zu informieren und die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Das Ziel des WeltverbEsserer-Seminars, junge Menschen für Nachhaltigkeit zu begeistern und sie dazu anzuregen lokale Lösungen zu entwickeln, wurde erreicht. Die Verbindung aus wissenschaftlichem Input, dem Erfahrungsaustausch mit der Praxis und Politik und den Ideenworkshops hat sich als attraktives Angebot erwiesen. Wegen krankheitsbedingter Absagen nahmen schlussendlich 15 Personen am Seminar teil, viele von ihnen nahmen zum ersten Mal an einem Seminar der KAS teil.