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Iran - Reich des Bösen?

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Fünf Leben im Iran. Filmvorführung am 15.6.09 in Freiburg

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Die Massenproteste im Iran überschatteten die Veranstaltung an der Universität Freiburg. Nachdem sich Präsident Ahmadineschad verdächtig früh als Wahlsieger feiern ließ und viele Indizien für eine massive Manipulation der Wahlergebnisse sprechen, stand die Vorführung des Films „Reich des Bösen. Fünf Leben im Iran“ in einem besonderen Licht. An die 130 Gäste, vorwiegend Studierende, waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung Freiburg und des AKA-Filmclubs gefolgt.

Der Film zeigt in eindrucksvollen Bildern die Widersprüche im Alltag der 14 Millionen-Metropole Teheran. Der westlich geprägte Lebensstil trifft auf die rigiden Verhaltensregeln im „Gottesstaat Iran“, die vor allem Frauen benachteiligen. In den eigenen vier Wänden bewegt man sich relativ frei und ungebunden, in der Öffentlichkeit dagegen, ist man gezwungen, eine Rolle zu spielen.

Ein Riss geht durch die iranische Gesellschaft, bemerkte der Freiburger Islamwissenschaftler Dr. Abbas Poya in seiner Einführung. Selbst wenn man den offiziellen Wahlergebnissen traute, hätten mehr als 30 Millionen Iraner für einen Wandel gestimmt. Natürlich sei der Iran keine Demokratie nach westlichen Maßstäben, Regimegegner und Frauen wurden beispielsweise gar nicht erst als Kandidaten zu den Wahlen zugelassen.

Fünf Leben im Iran - oder genauer gesagt in Teheran - beleuchtet der Film: Eine Sportlerin muß beim Fechten über der Sportkleidung, die ohnehin den ganzen Körper bedeckt, einen Schleier tragen. Ihren Mann, einen erfolgreichen Wasserballer, kann sie nur im Fernsehen anfeuern, weil Frauen der Zugang zu Sportstadien verwehrt ist.

Eine leidenschaftliche Sängerin, kann ihren Traumberuf nicht ausüben, weil die Veröffentlichung ihrer CD verboten wird.

Ein Geistlicher, der eine Sprachschule betreibt, vertritt die offizielle Perspektive. Er betont seine Offenheit gegenüber allen Nationen, predigt jedoch von der Verdorbenheit der westlichen Kultur und verbindet seinen Unterricht ganz selbstverständlich mit strengen religiösen Unterweisungen.

Ein junger Computerfachmann steht für jenen Teil der Bevölkerung, der – benachteiligt von der schlechten Wirtschaftspolitik – seine Perspektiven bei den „Basiji“ sieht, einer paramilitärischen Miliz, die sich aus Freiwilligen rekrutiert und die Teil der iranischen Revolutionsgarden ist. Im Ersten Golfkrieg mit dem Irak fanden zehntausende Basidsch - darunter viele Jugendliche - bei Himmelfahrtskommandos den Tod.

Schließlich ein kleines Mädchen, das in wohlhabenden Verhältnissen aufwächst. Zuhause lernt sie Klavierspielen und tanzt mit ihrer Großmutter zu westlicher Musik Aerobic. In der Schule muss sie sich verhüllen.

Wie die Zukunft dieses Mädchen aussehen wird, ist nach den aktuellen Entwicklungen im Iran ungewisser denn je.

(Thomas Wolf)

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