Am 13. März 2023 hat das Politische Bildungsforum gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern eine Lesung mit der Journalistin und Bestseller-Autorin Natalie Amiri veranstaltet. Zusammen mit der Heinrich-Böll Stiftung Thüringen, Herbstlese e.V. und dem Katholischen Forum im Land Thüringen wurde die Lesung mit anschließendem Austausch organisiert und im Kontext des Internationalen Fauentages beworben. Ziel war es insbesondere den Kampf und die Rolle der Frauen in der aktuell stattfindenen Revolution im Iran zu beleuchten und gleichfalls in die spannungsreiche Geschichte des Irans mitgenommen zu werden.
Natalie Amiri ist Autorin verschiedener Bücher, das bekannteste trägt den Titel "Zwischen den Welten", und hat durch ihre deutsche Mutter und ihren iranischen Vater eine einzigartige Perspektive auf die Geschehnisse im Iran. In ihrem Buch verknüpft sie geschickt politische Vorfälle und Ereignisse mit persönlichen Geschichten. Ein Beispiel dafür ist der mutmaßliche Wahlbetrug 2009. Die Menschen gingen nach der Präsidentschaftswahl auf die Straße, um gegen den Betrug zu protestieren. Das Regime ließ sie brutal niederschlagen. Natalie Amiri war vor Ort und berichtete. Auch sie schwebte in Gefahr festgenommen zu werden. Die Waffe war bereits auf sie gerichtet, als durch Zufall eine Eisentür zu ging, die ihre Kollegen und sie von der Revolutionsgarde trennte. Sie waren in Sicherheit, aber zwei Kollegen waren bereits abgeführt. Sie erfuhr wenige Tage später, dass sie gefoltert wurden. Amiri betonte, dass auch sie als ARD-Korrespondentin keinen Schutz vor der Willkür des Regimes genießen konnte. Es gebe keine Rechtsstaatlichkeit, keine Anwälte, "keine Rechte für die Menschen". Amiri kritisierte öfters, der Westen gebe den Geschehnissen im Iran nicht genug Aufmerksamkeit bzw. Interesse. Bei den Protesten 2009 wurden Menschen umgebracht, verhaftet, ausgepeitscht und die westlichen Medien haben nicht darüber berichtet, weil Michael Jackson gerade verstorben ist.
Sie erklärte den Teilnehmern viel von der Situation der Bevölkerung des Irans und deren besondere Beziehung zum Islam. Nur noch 30% der Iraner identifizieren sich mit dem Islam. Ein Bsp. gab sie dafür, in dem sie beschrieb, dass die Menschen nie so viel essen, wie in der eigentlichen muslimischen Fastenzeit, dem Ramadan. Amiri behauptet, die Proteste gehen aber trotz dem nicht gegen den Islam, sondern gegen die Istrumentalisierung des Islams durch die Regierung. Die Bevölkerung habe dort ein offizielles Leben und ein verborgenes. Auch die Frauen dort seien mit die stärksten weltweit, denn sie haben sich ihre Hoheit trotz der diskriminierenden Gesetze und der Unterdrückung erkämpft. Hinter geschlossenen Türen haben laut Amiri die Frauen das Sagen. Für die Freiheit würden die Iraner alles riskieren. Sie streben einen Regime Change an. Amiri ist der Meinung, dass die Iraner es nicht schaffen, dass Regime alleine zu stürzen. Sie bräuchten keine Unterstützung, sondern wollen nur, dass Europa und die USA das derzeitige Regime nicht mehr unterstützen. Dann könne die Revolution erfolgreich sein. Doch die Deutschen seien dabei laut Amiri die blauäugigsten und die EU lasse sich an der Nase herumführen. Amiri wünscht sich stärkere Sanktionen gegen den Iran, insbesondere gegen die Eliten. Sie fordert das Publikum auf, sich genau dafür zu engagieren, sonst würde die Außenpolitik sich nicht ändern. Sie betont, dass ein Regimewechsel für die westlichen Länder viele positive Auswirkungen hätte. Israel würde abrüsten, dann würde Saudi-Arabien abrüsten, Russland bekäme weniger Waffenlieferunggen usw.. Doch dafür müsse sich die EU klar positionieren.