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Veranstaltungsberichte

Betty Bigombe fordert eine stärkere Einbindung von Frauen in den Friedensprozess im Südsudan

Expertenkonferenz zum Thema nachhaltiger Frieden und Entwicklung im jüngsten Staat der Welt

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) lud Expert_Innen aus Uganda und dem Südsudan dazu ein, Herausforderungen und Chancen des jüngsten Friedensvertrages zu diskutieren. Um Ansätze für eine effektive Arbeit der KAS im Südsudan zu finden, trug die Konferenz dazu bei, vielversprechende Bereiche zu identifizieren, in denen die KAS zu einer friedlichen und demokratischen Entwicklung im Südsudan beitragen kann. Die KAS war hocherfreut, Betty Bigombe, Senior-Direktorin für Fragilität, Konflikt und Gewalt bei der Weltbank, als Ehrengast begrüßen zu dürfen.

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Dr. Daniel Komakech, Moderator der Diskussion und Direktor des Instituts für Friedens- und Konfliktforschung an der Gulu Universität, hieß alle Teilnehmer_Innen willkommen und bedankte sich bei Frau Bigombe dafür, die weite Reise, die weite Reise auf sich genommen zu haben, um an der Konferenz teilnehmen zu können. Er bat Mathias Kamp, Direktor des KAS-Auslandsbüros in Uganda, seine Willkommensrede zu halt.

Herr Kamp betonte die Wichtigkeit der Konferenz mit handverlesenen Expert_Innen zu der Frage, wie nachhaltiger Frieden und Entwicklung im Südsudan erreicht werde könnte. Da das Auslandsbüro der KAS in Uganda auch die Förderung von Demokratie, guter Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit im Südsudan zum Ziel hat, bat Herr Kamp die Expert_Innen darum, Bereiche zu identifizieren in denen die KAS die Möglichkeit habe effektiv und aktiv den Friedensprozess im Südsudan zu unterstützen. Dies sei, angesichts der Tatsache, dass die KAS kein Büro im Südsudan selbst und auch limitierte finanzielle Mittel im Vergleich zu anderen internationalen Organisationen habe, eine anspruchsvolle Aufgabe und bedürfe der Einschätzungen von Expert_Innen aus verschiedensten Bereichen.

Anschließend hielt Yusuf Kiranda, Direktor des University Forum on Governance (UNIFOG), seine Präsentation „Die Rolle von natürlichen Ressourcen im Konflikt im Südsudan“. Er behauptete, dass der Hauptgrund für den gewaltvollen Konfliktaustrag in dem Konflikt um Öl zu finden sei. Im Kontext einer multi-ethnischen Gesellschaft, nicht etablierter Institutionen, Infrastruktur und Demokratie, sowie einer Gesellschaft, die auf persönlichen Kontakten und der Maximierung der eigenen Vorteile beruhe, argumentierte Herr Kiranda, dass Öl die Gesellschaft zusammen halte. Er stellte dar, dass die Eliten im Land den ethnischen Faktor für ihre Interessen instrumentalisieren würden und die Androhung und Ausübung von Gewalt nutzen würden, um die höchstmöglichen Anteile am Öl zu erhalten. Allerdings hob er auch die Gefahr einer Öl-basierten Wirtschaft und die Ausgrenzung relevanter Akteure aus dem Friedensprozess hervor. Seine Empfehlung für eine effektive Beteiligung der KAS im Südsudan war eine Fokussierung auf die Medien als Hauptakteur bei der Bereitstellung von Informationen und einer Plattform für alle relevanten Akteure im Land.

Danach teilte Frau Bigombe ihre Erfahrungen zum Südsudan-Konflikt mit den Konferenzteilnehmer_Innen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Implementierungsprozess des Friedensabkommens durch die SPLM. Sie war davon überzeugt, dass ein funktionaler Implementierungsprozess nötig sei. Laut ihr seien Jugendarbeitslosigkeit, eine äußerst schwache Zivilgesellschaft und zuwiderlaufende Interessen bewaffnete Gruppen eine große Gefahr für den Friedensprozess. Sie hob hervor, dass ohne die Beteiligung von Frauen, der Jugend und kleinen ethnischen Gruppen an dem Implementierungsprozess, der Südsudan nicht in der Lage sein würde, eine Situation stabilen Friedens zu erreichen. Sie betonte, dass Frauen in der Lage seien, eine Gesellschaft auf allen Ebenen zu beeinflussen, und somit die Einstellung der Bevölkerung sowie der Eliten verändern könnten. Die internationale Gemeinschaft müsse vor allem in der Nachkriegsperiode involviert werden, um Frieden in der gesamten Region zu sichern. Frau Bigombe rief allerdings auch dazu auf, stärker in die Prävention von Gewalt zu investieren anstatt zu intervenieren, wenn der Konflikt bereits ausgebrochen sei.

Anschließend hatten alle Teilnehmer_Innen die Möglichkeit, auf die vorhergehenden Präsentationen zu reagieren und die Diskussion mit ihrer einzigartigen Expertise zu bereichern. Prof. Ogenga Latigo, ehemaliger Sprecher der Opposition im ugandischen Parlament und Beobachter der Juba Friedensgespräche, berichtete von seinen Erfahrungen bei den Verhandlungen des Abkommens zwischen der Lords Resistance Army und der Regierung von Uganda und betonte die Wichtigkeit von einem Vertrauensaufbau zwischen den Konfliktparteien. Er war nicht überzeugt davon, dass der Friedensvertrag zu einem Vertrauensaufbau beitrage und sah hier die Kapazitäten der KAS als hilfreich an, um Vertrauen im Südsudan aufzubauen. Darüber hinaus war er der Meinung, dass die größten Herausforderungen der Konkurrenzkampf und die starke Abgrenzung zwischen den beiden größten ethnischen Gruppen, den Dinka und den Nuer, seien.

Prof. Maximiano Ngabirano, Direktor der East African School of Diplomacy von der Uganda Martyrs University, brachte einen regionalen Blick auf den Konflikt mit in die Debatte ein und betonte die Wichtigkeit der Great Lakes Region, wenn man den Konflikt im Südsudan verstehen wolle. Historisch gesehen seien, laut Prof Ngabirano, viele amtierende Präsidenten in der Region ein Resultat von bewaffneter Machtübernahme und Rebellion, was sich auch in der Art und Weise, wie sie ihre Positionen wieder verlassen, wiederspiegeln würde. Er war der Meinung, dass Gewalt, Bedrohung und Unsicherheit nicht nur Probleme im Südsudan seien, sondern eine überregionale Problematik darstellten und als solche angegangen werden müssten.

Dr. Zahara Nampewo, Direktorin des Human Rights and Peace Centers an der Makerere Universität, machte darauf aufmerksam, dass eine ordentliche Dokumentation von Daten und anderer Erhebungen nötig sei, welche während der Nachkriegsperiode hilfreich sein könnten. Sie erklärte, dass diese Daten genutzt werden könnten, um die Frage nach Reparationen oder die Aufklärung von Kriegsverbrechen zu klären.

In ihrer Abschlussrede fasste Hon. Bigombe die Diskussion dahingehend zusammen, dass es nötig sei, auf mehrere Ebenen aktiv zu werden, um die genannten Probleme anzugehen. Sie motivierte die KAS dazu, sich nicht aus dem Land zurückzuziehen und erklärte, dass es nicht nur ums Geld gehe, wenn man effektiv Einfluss nehmen wolle, sondern die richtigen Herangehensweisen und die Zusammenarbeit mit den richtigen Akteuren entscheidend seien.

Herr Kamp bedankte sich bei den Expert_Innen für ihre sehr nützlichen Beiträge und ihre konstruktiven Vorschläge. In seiner Rede betonte er die Werte und die Wichtigkeit von Demokratie um nachhaltigen Frieden aufzubauen, bezweifelte allerdings auch, dass im Augenblick die Grundlage hierfür im Südsudan gegeben sei. Er war davon überzeugt, dass die KAS die Kapazitäten habe, um sich im Bereich politische Bildung und Vertrauensaufbau zu engagieren und so zu einem friedlichen Transformationsprozess beitragen könne.

Autorin: Nele Krüger, KAS Praktikantin

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