Veranstaltungsberichte
Der Workshop hatte zum Ziel, die verschiedenen Strategien der politischen Arbeit in Uganda ins Bewusstsein der Mitglieder zu rücken und klar zu machen, wie verschiedene Interessengruppen versuchen, ihre Ideen durchzusetzen.
Anna Hoffmann, Veranstaltungskoordinatorin der KAS Uganda, begrüßte die 19 Teilnehmenden zum Workshop und moderierte eine kurze Vorstellungsrunde, in der sich die alten und neuen Mitglieder sowie die anwesenden MitarbeiterInnen der KAS vorstellten und versuchten, die folgende Frage zu beantworten: „Wenn du eine Sachen in Uganda ändern könntest, was würdest du ändern?“ Während manche Anwesenden ihren kreativen Gedanken freien Lauf ließen – und sich z.B. Essensstände mit süßen Chapatis oder staufreie Straßen in Kampala wünschten –, so prangerten andere politische Probleme im Land an und nannten die Einstellung junger UganderInnen gegenüber der Verantwortung in Führungspositionen, der herrschende Pessimismus im Land, der Bildungsplan und die Wahrnehmung der nationalen Identität als größte Herausforderungen in Uganda. In einer anschließenden Übung, in der die Mitglieder Stellung zu verschiedenen Themen beziehen sollten – von Demokratie als die ideale Staatsform bis zur Legalität von Prostitution – wurde deutlich, wie viele verschiedene Meinungen im Think Tank existieren - dies bildete die Basis für viele weitere Diskussionen während des Wochenendes.
Am Nachmittag teilten die beiden eingeladenen Experten ihre Erfahrungen der alltäglichen Arbeit in der Politik mit dem Think Tank. Henry Kasacca präsentierte die Arbeit der Oppositionsparteien, während Hippo Twebaze seine Ansichten über die Arbeit in der Regierungspartei NRM darlegte. Beide waren sich über die Hauptprobleme in der Arbeit mit politischen Parteien in Uganda einig: Die Prozesse in diesen Parteien sind zu wenig institutionalisiert und haben keine klare ideologische Orientierung, informelle Prozesse überwiegen bei weitem die formellen, und eine tiefe Schlucht zwischen der Parteispitze und der –basis hält junge Menschen davon ab, sich in der Politik zu engagieren.
Nach diesen Präsentationen entwickelte sich eine sehr lebhafte Diskussion. Unter den am hitzigsten diskutierten Themen waren das Problem einer klaren Formulierung von Politik und die Größe von Parteien. Während manche Think-Tank-Mitglieder bezweifelten, dass die Größe der Partei ein Problem für Politikgestaltung darstellt, widersprach Twebaze: In der NRM führe die Größe zu einem Mangel an Kooperation und schlechter Kommunikation zwischen lokalen und regionalen Parteibüros und dem Hauptbüro, obwohl ja die lokalen und regionalen Büros die treibende Kraft für neue Gestaltungsideen in der Politik sein sollten. Beide Experten stimmten darin überein, dass dieser Prozess mittlerweile in die entgegengesetzte – und falsche – Richtung läuft: Während die Zivilgesellschaft idealerweise die Führungskräfte durch die Partei beeinflussen sollte, zeigt die Realität, dass in Uganda eher der „top-down“ Ansatz zum Tragen kommt, die Parteispitze also den Inhalt „von oben“ diktiert und so individuelle Ansichten zum Programminhalt für die ganze Partei werden.
Der zweite Tag des Workshops wurde mit einer kurzen Reflektionsrunde gestartet, in der die Mitglieder sich nochmal über die Inhalte von Samstag austauschten – vor allem über die Notwendigkeit, informelle Gestaltungsprozesse als Basis für die Einflussnahme auf Entscheidungen anzuerkennen und zu nutzen. Danach präsentierten die einzelnen Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse des Vortags und die fertigen Politikempfehlungen. Gleichzeitig lernten die Mitglieder so auch, die richtige Zielgruppe zu definieren: Bevor sie ihr Kurzdossier vorstellten, erklärten sie, wen sie damit erreichen wollen – zum Beispiel das Finanzministerium oder das Büro des Premierministers – und mussten ihre Präsentation entsprechend anpassen. Dabei wurde vor allem Wert auf Prägnanz und eine klare Aufforderung zu Handlung gelegt. Die Themen reichten von einem Mikrofinanzierungssystem für Geflüchtete und deren Aufnahmegemeinden, um Autonomie zu schaffen, bis hin zu Besteuerung von unbenutzten landwirtschaftlichen Flächen, um die nationale Produktivität zu erhöhen.
Die Aufgabe brachte die Mitglieder dazu, ihre Kapazitäten auszubauen und Schwachstellen zu identifizieren und dann Fähigkeiten in der Formulierung, Themendefinition und Präsentation von politischen Kurzdossiers zu erarbeiten.
Insgesamt war der Workshop ein voller Erfolg und die Anwesenden gaben durchweg positive Rückmeldungen zum Programm. Wir können also gespannt sein, wann die Mitglieder ihre erlernten Fähigkeiten in ihrem nächsten Blogbeitrag auf www.youth4policy.org unter Beweis stellen.