"Das ist eine klare europäische Ausrichtung" - Auslandsbüro Ukraine
Einzeltitel
Da die Parteien von Präsident Petro Poroschenko und die Volksfront-Partei von Ministerpräsident Jazenjuk kommen auf die fast gleiche Stimmenanzahl von knapp 22 Prozent. Baumann ist davon überzeugt, dass die beiden Parteien eine Koalition eingehen werden. „Das ist eine klar europäische Ausrichtung“, deutete sie die Situation. Dazu würden sich die beiden aller Voraussicht nach mit der Partei „Selbsthilfe“ des Lemberger Bürgermeisters Andrij Sadowij, der den dritten Platz nach Verhältniswahlrecht erzielt hatte, zusammentun. Als vierte Partei käme die „Vaterlandspartei“ von Julia Timoschenko hinzu, die knapp sechs Prozent der Stimmen erhielt.
Russland reagierte auf die Wahl zurückhaltend. Die russischen Vorwürfe, dass es Wahlkorruption gegeben habe, kann die Ukraine-Expertin nicht bestätigen. „Es gab in einigen Bereichen Stimmenkauf, der aber gesetzlich und strafrechtlich geahndet wurde“, sagte Baumann. Ähnlich wie die internationalen Wahlbeobachter habe auch sie einen fairen Wahlkampf in der Ukraine erlebt.
Etwa fünf Millionen der 36,5 Millionen Wahlberechtigten waren allerdings von der Stimmabgabe ausgeschlossen, da sie auf der von Russland annektierten Krim oder in den von den Separatisten kontrollierten "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk leben. „Die Wahlbeteiligung im Osten war sehr niedrig“, erläuterte Baumann. Nur etwa 30 Prozent hätten sich an der Wahl beteiligt. Dies beträfe Gebiete von Separatisten, die die Besatzung stellen.
Die Stimmung in der Bevölkerung bewertet Baumann aber als gut. Die Menschen verbünden mit den Wahlen eine Hoffnung auf Veränderungen. Einen Grund dafür sieht sie auch darin, dass nach über 90 Jahren zum ersten Mal keine kommunistische Partei ins Parlament einziehen konnte. Auch die rechtsradikalen Parteien haben den Einzug ins Parlament verpasst. „Das ist eine sehr positive Nachricht für das Land“, sagte Baumann.