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Anastasiia Holub

Veranstaltungsberichte

Einheit in Freiheit – in Deutschland, der Ukraine und Europa

Filmpräsentation und Diskussion

Im Herbst 2020 veranstaltete die KAS Ukraine (Kiew) einen Wettbewerb anlässlich des 30. Jahrestags der Deutschen Einheit. Junge Ukrainerinnen und Ukrainer drückten dabei ihre Gedanken zu diesem Thema in Form von Skripten für Animationsfilme aus. Am 26. Mai 2021 wurden die Filme gemeinsam mit unserer Partnerorganisation „Eidos“ in einem hybriden Format präsentiert und von zwei Kunstschaffenden mit verschiedenen Hintergründen reflektiert. Das Ergebnis? Einheit und Freiheit gehören untrennbar zusammen.

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Einheit in Freiheit – in Deutschland, der Ukraine und Europa

Aufzeichnung der Veranstaltung

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Bereits drei Jahre vor der Einigung Deutschlands, im März 1987, betonte Bundeskanzler Helmut Kohl den zentralen Aspekt der Freiheit für die Deutsche Einheit in einer Regierungserklärung so: „Die Einheit der Nation soll und muss sich zuerst in der Freiheit ihrer Menschen erfüllen.“

Dieses Zitat diente als Grundimpuls für das gesamte Projekt und wurde in vielen Zusendungen von Animationsskripten im Herbst 2020 sowie in der Diskussionsveranstaltung am 26. Mai 2021 reflektiert.

Zunächst präsentierten die Sieger des Wettbewerbs ihre Ideen. Marko Kimakowitsch aus Iwano-Frankiwsk stellte dabei in seiner Einsendung eine historische Gesamterzählung mit Symbolfiguren aus Antike und der jüngeren Geschichte dar, wie Deutschland, Europa und die Ukraine ihre Freiheit erhielten und verteidigten.

Solomija Horbatso aus Lwiw machte sich in ihrem Animationsfilm auf die Suche nach der Formel der Einheit, die sie über Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland in die Ukraine führte, wo Einheit dann ihr notwendiges Gegenstück in der Freiheit fand.

Abschließend unternahm Serhij Stadnyk aus Nadwirna eine Zeitreise in Form eines Briefes durch das 20. und das frühe 21. Jahrhundert mit all seinen Traumata, aber auch der Hoffnung auf Freiheit, Einheit und Frieden, die die Menschen durch die Generationen vereint.

Auf dieser Basis reflektierten dann die Künstlerin Alewtyna Kachidze und der Schauspieler und ehemalige Kulturminister der Ukraine (2014 und 2016-19) Jewhen Nischtschuk, welche Rolle Einheit und Freiheit heute und in der Vergangenheit in der ukrainischen Gesellschaft spielen. Unter Einbeziehung von zugesendeten Fragen aus allen Teilen des Landes wurde dann auf der Bühne der Mala Opera in Kiew insbesondere auch die Rolle von Kunst, Kultur und Freiheit bei der Aufarbeitung und Verarbeitung von Traumata diskutiert, genauso wie deren Rolle bei der Einigung und Überwindung von gesellschaftlichen Gräben.

Alewtyna Kachidze nahm diese Themen auf und betonte insbesondere, dass gemeinsame Reflexion und freier Austausch – unter anderem in künstlerischen Formen – unabdingbar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt seien. Denn nur auf diese Weise seien Fortschritt und gemeinsame Transformation von schmerzlichen Erfahrungen möglich. Kunst diene hierfür als eine universelle, empathische Sprache – ein freier und sicherer Raum zur Entfaltung, der nicht nur Profis, sondern jedem und jeder offenstehe. Gleichzeitig könnten so alle Generationen neue Perspektiven kennenlernen und ihr kritisches, individuelles Denken weiterentwickeln – eine wichtige Fähigkeit im Umgang mit Propaganda und verfälschten Narrativen. Für all dies spiele insbesondere auch die Arbeit des ukrainischen Kulturfonds eine zentrale Rolle.

Kachidze selbst reflektierte ebenfalls ihre persönliche Erfahrung mit der Arbeit mit jungen Menschen. Denn nach der Revolution der Würde im Jahre 2014 entschied sie sich, nicht etwa in einer Partei, sondern als Schullehrerin für Kunst und Kultur das Land mitzugestalten. Denn junge Menschen würden früher als man gemeinhin denkt die Zügel übernehmen; und außerdem brauche man grundsätzlich auch in Politik und Wirtschaft viel mehr Künstler, so Kachidze.

Jewhen Nischtschuk ging ebenfalls auf das Thema von Kunst und Kultur als verbindende Medien zwischen sozialen Schichten und Generationen ein, die Konflikte schlichten oder gar verhindern könnten und Kernbestandteil von Veränderungen hin zum Besseren seien. Doch auch für die Zukunft seien sie zentral, sodass Visionäre ihre Ansichten vorbringen und den Menschen Hoffnung und Inspiration geben könnten – gerade dies sei ja auch auf dem Maidan in Form von Kunstprojekten und Bibliotheken sichtbar gewesen.

Dabei besitze die Ukraine massives noch ungenutztes künstlerisches Potential, wo sich noch viel mehr Menschen mit der ganzen Bandbreite ihrer Erfahrungen in den Diskurs einbringen könnten. Denn gerade bei Themen wie dem Verhältnis von Freiheit zu Verantwortung oder der Frage, welche gemeinsamen Werte, Rechte, Traditionen und Interessen für die Einheit und Zusammenhalt der Gesellschaft sorgten, müssten sich so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich kreativ einbringen.

Nischtschuk wies außerdem auf die besondere Bedeutung des ukrainischen Kulturfonds hin und betonte gerade auch aufgrund seines Hintergrundes in der Politik, dass Kunst- und Kulturförderung immer auch unabhängig von den aktuellen politischen Konstellationen und selbst institutionalisiert sein müssten.

Einheit und/in Freiheit – ein großer Themenkomplex, der nicht nur für die Gegenwart und Zukunft der Ukraine relevant ist und sein wird, sondern durchaus europäische Bedeutung hat. Die Veranstaltung am 26. Mai 2021 stellte dabei hier für die KAS Ukraine (Kiew) auch einen Auftakt dar, denn die Animationsfilme von Marko Kimakowitsch, Solomija Horbatso und Serhij Stadnyk werden auch in Zukunft Impulsgeber für Diskussionen unter und zwischen Jung wie Alt werden.

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Toni Michel

Toni Michel

Referent Osteuropa

toni.michel@kas.de +49 30 26996 3841 +49 30 269965 3841
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