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The Global War on Terrorism – Is it Time to Double Down?

EINE GESPRÄCHSRUNDE DES MCCAIN INSTITUTES MIT DANIEL BENJAMIN, MIKE MORRELL, PHILIP MUDD UND FRANCES FRAGOS TOWNSEND

Das Erstarken der Terrororganisation ISIS wird auch in Washington verstärkt diskutiert. Immer mehr Beobachter gehen davon aus, dass ISIS auch für die USA eine ernstzunehmende Bedrohung ist. Zu diesem Thema führte das McCain Institute am 04. September eine politisch hoch brisante und aktuelle Diskussion über eine mögliche „Wiedergeburt“ des radikal - islamistischen Terror. Unter dem Titel „The Global War on Terrorism: Is it Time to Double Down?“, erörterten die Podiumsgäste ihre Standpunkte zu einem wiederholten und robusten militärischen Vorgehen im Kampf gegen den Terrorismus.

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Zunächst skizzierte Frances Townsend, ehemalige Beraterin von George W. Bush für Heimatschutz, die zunehmend brenzlige Lage im Nahen Osten. Laut Townsend gehe von der terroristischen Organisation ISIS eine viel mehr ernstzunehmende Bedrohung aus, als zuerst anzunehmen war. Dies begründete sie vor allem mit dem zunehmenden und unerwarteten Anstieg an Fachkompetenzen, der sich u.a. durch die mediale Präsenz bzw. der zielgenaueren und systematischen Verbreitung von Propagandamaterialien in der Form von Videos im Internet äußere. Das Zusammenspiel von enormer finanzieller Unterstützung aus dem In- wie Ausland, einem zunehmen radikal-islamistischen Gedankengut und einem beispiellosen Rekrutierungsvermögen befähigte erst den schnellen Vormarsch der Kämpfer in bestimmten Regionen Iraks und Syriens. „The single greatest threat“ gehe allerdings von den tausenden „foreign fighters“ aus, die womöglich bereits zurück in den Westen gekehrt sind und hier Anschläge durchführen könnten. Die Frage, die hierbei in den Vordergrund rückte, war, ob eine Identifizierung dieser Personen und deren Ziele überhaupt realisierbar sei.

Regionale Bedrohung oder internationale Notlage

Daniel Benjamin, ehemaliger Sonderbot-schafter für Anti-Terror des U.S. State Departments, sah im Vorgehen der ISIS zwar eine eindeutige und ernstzunehmende regionale Gefahr, die allerdings momentan keine weiteren Auswirkungen auf die USA und den Westen haben würde. Er betonte des Weiteren, dass die USA ihre Fehler des Vietnam- und Irakkrieges nicht wiederholen sollte. Da noch keine direkte Bedrohung für die USA bestehe, sollten die Regierungen des Nahen Ostens selbst Verantwortung übernehmen und hierbei durch westliche Nationen finanziell unterstützt werden. Auch Philip Mudd, Irak-Analytiker der CIA von 1999-2001, sah im Vormarsch der ISIS noch keine unmittelbaren und katastrophalen Auswirkungen für die nationale Sicherheit der USA, da kein Interesse der ISIS be-stehe den Konflikt über die Grenzen der Region zu tragen. Die Diskussion fokussierte sich daher schnell auf die Fragestellung, ob die Drohungen von ISIS gegenüber der westlichen Welt glaubhaft sind und ob die terroristische Organisation überhaupt über die notwendigen Ressourcen verfügt, einen Anschlag auf amerikanischem Boden auszuführen.

Afghanistan als zukünftiger Rückzugsort

Mike Morrell, ehemaliger Head of CIA’s Directorate of Intelligence, lieferte einen interessanten Exkurs, in dem er auf den bevorstehenden amerikanischen Truppenabzug aus Afghanistan aufmerksam machte. Er vermutet nach dem Abzug der Truppen mehrere Strömungswellen von Terroristen aus Pakistan und diversen anderen Nachbarländern, die in dem instabilen Land einen „safe haven“ finden würden – so auch ISIS. Er wies darauf hin, dass diese Problematik nur durch einen verlängerten und „condition based“ Einsatz der Streitkräfte vermieden werden könnte.

Engagement Europas gefordert

Die momentane eher zurückhaltende und ängstliche Bevölkerung, vor allem im Irak, ließ laut

Townsend und Morrell darauf schließen, dass ein robusteres amerikanisches Vorgehen vonnöten sei, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Mudd hingegen argumentierte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Unterdrückung einen starken nationalen Widerstand hervorrufen würde – „It takes a while to get a backbone, but they will take up arms“.

Des Weiteren forderten Morrell wie auch Townsend, ein größeres Engagement aus Europa. Auch die Arabische Liga müsste als Ordnungsmacht eine größere Rolle spielen. Amerika könne diesen Krieg nicht alleine gewinnen, vor allem da er sich auch nicht nur auf die USA beschränken würde. Eine internationale Koalition gegen ISIS wäre daher nicht nur eine wünschenswerte, sondern notwendige Bedingung für einen erfolgreichen Kampf gegen den transnationalen Terror.

Abschließend stellte Benjamin noch eine Frage in den Raum, die ein zu hartes Vorgehen, vor allem durch einen militärischen Einsatz von Bodentruppen, bedenklich Darstellen lassen sollte – Könnte es in den kommenden Wochen und Monaten vielleicht zu einer viel schwerwiegenderen und folgenreicheren Bedrohungen durch die Problematik in der Ukraine kommen? Die USA sollte daher ihre vorhandenen Ressourcen ihren außenpolitisch anstehenden Zielen anpassen können. Diplomatie oder doch militärische Mittel - ob nun ein robusteres Eingreifen erforderlich ist, wird vermutlich erst durch weitere Analysen und Vorhergehensweisen der ISIS kategorisch entschieden werden können.

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Kontakt

Paul Linnarz

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Leiter des Auslandsbüros in Washington, D.C.

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