Gespräch
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„Es war mir als ob die Seelen der sechs Millionen, die während des Holocaust ermordet worden sind, mit uns im Raum waren, als die Verhandlungen begannen. Die Verhandlungsdelegationen hatten eine Aufgabe, die eigentlich, nur wenige Jahre nach dem organisierten Massenmord an den Jüdinnen und Juden undenkbar erschien: Sie mussten drüber verhandeln welche moralischen und juristischen Folgen der Zivilisationsbruch des nationalsozialistischen Regimes haben muss.
Die Bedeutung des Abkommens, das der deutsche Bundeskanzler und Außenminister Konrad Adenauer und sein Amtskollege, der israelische Außenminister Moshe Sharett sowie der Präsident der Jewish-Claims-Conference, Nahum Goldmann vor 70 Jahren im September 1952 im Rathaus von Luxemburg unterzeichneten, ist gar nicht zu unterschätzen.
Hätten der israelische Ministerpräsident und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, die sich ständig über alle Details der Verhandlungen unterrichten ließen, nicht den Mut gehabt, sich über massive Widerstände hinwegzusetzen – in der Knesset, dem israelischen Parlament kommt es zu Tumulten und in Jerusalem fast zu einem Bürgerkrieg, in Deutschland unterstützen gerade einmal 11 Prozent der Bevölkerung die Reparationszahlungen -, dann hätten sich die deutsch-israelischen Beziehungen niemals so vertrauensvoll entwickelt, dass Deutschland heute als der zweitwichtigste Partner und Verbündete Israels nach den USA gilt.
Das Abkommen war auch deshalb historisch, weil es nicht nur durch die Entschädigungszahlungen Israel als Repräsentation des jüdischen Volkes anerkannt hat, sondern auch weil zum ersten Mal in der Geschichte Opfer von Verfolgung und Misshandlungen individuelle Kompensationsleistungen von dem Land erhielten, aus dem die Täterinnen und Täter kamen. Im Laufe der Jahre hat die deutsche Bundesregierung nach Angaben der Claims Conference rund 90 Milliarden Dollar Entschädigung an jüdische Opfer des NS-Regimes gezahlt – Gelder die nicht wiedergutmachen konnten, was nicht wiedergutzumachen ist, die aber eine Anerkennung für das schwere Schicksal war, das unzählige Menschen, die alles verloren hatten, erlitten hatten.
In der Kinoproduktion „Reckonings“, die durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und durch die Jewish Claims Conference finanziert worden ist, lässt die mehrfach preisgekrönte amerikanische Regisseurin Roberta Grossman Holocaust-Überlebende, den letzten noch lebenden Teilnehmer der Verhandlungen, Benjamin Ferencz, renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Würdenträgerinnen und Würdenträger, die in der Gegenwart Verantwortung für die Wiedergutmachung tragen, darunter den israelischen Präsidenten Jitzack Herzog und den früheren Finanzminister Wolfgang Schäuble zu Wort kommen.
Spielszenen illustrieren die Atmosphäre, die während der schwierigen Verhandlungen geherrscht haben. Der Film, der derzeit an mehreren Filmfestivals teilnimmt, wird in Bonn und damit in der Stadt gezeigt von der aus Konrad Adenauer „die Fäden“ bei diesem einzigartigen Abkommen zog. In einem anschließenden Gespräch diskutieren der Enkel Konrad Adenauers, Patrick Adenauer, Staatssekretär Werner Gatzer, der im Finanzministerium für das Thema Wiedergutmachung Verantwortung trägt, Kai Wambach, der den Film auf Seiten des BMF als Mitproduzent begleitet hat sowie Michael Borchard, der im Film als Experte und als Autor eines Buches über die Freundschaft von Konrad Adenauer und David Ben Gurion befragt worden ist unter der Leitung des Buchautors und Journalisten (Die WELT), Sven Felix Kellerhoff über die Rolle, die dieses Abkommen für die deutsch-israelischen Beziehungen spielt.
Programm
17:00 Uhr Einlass
17:30 Uhr Begrüßung und Filmvorführung
Dr. Sabine Schößler
Geschäftsführerin und Mitglied des Vorstandes
Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus
Dr. Kai Wambach
Bundesministerium der Finanzen
19:00 Uhr: Podiumsdiskussion
Moderation: Sven Felix Kellerhoff
Autor und Journalist
Werner Gatzer
Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen
Dr. Patrick Adenauer
Enkel von Konrad Adenauer
Dr. Michael Borchard
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Leiter der Abteilung Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik
Dr. Kai Wambach
Bundesministerium der Finanzen