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Der ehemalige Umweltminister und UNEP-Chef Klaus Töpfer spricht am 21.04.2017 in Berlin in einem Interview zu dem Thema 25 Jahre Rio-Konferenz für Umwelt und Entwicklung. Der ehemalige Umweltminister und UNEP-Chef Klaus Töpfer spricht am 21.04.2017 in Berlin in einem Interview zu dem Thema 25 Jahre Rio-Konferenz für Umwelt und Entwicklung. © picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB | Britta Pedersen

Klaus Töpfer

Volkswirt, Bundesminister, Professor Dr. rer. pol. July 29, 1938 Waldenburg/Schlesien
by Kordula Kühlem
"Vom Rhein nach Rio": so beschrieb Klaus Töpfer selbst im Rückblick seine Zeit als Bundesumweltminister. Der Aktionsradius des ehemaligen Bundesministers und UN-Direktors war und ist international weit gefasst. Sein jahrzehntelanger Einsatz für Umweltfragen und Nachhaltigkeit wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt.

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Kindheit und Jugend

Klaus Töpfer wurde im letzten Friedensjahr, am 29. Juli 1938, in Waldenburg in Schlesien als Sohn eines Kreishauptsekretärs geboren. Seine ersten Kindheitsjahre waren vor allem von Not geprägt: durch den Zweiten Weltkrieg, die Vertreibung und die ersten Nachkriegsjahre in Höxter/Westfalen. Er selbst erinnerte sich in einem Gespräch mit Ranga Yogeshwar 2011, dass er zusammen mit einem aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Onkel zu den Patronatsfesten im Umkreis geschickt wurde, um dort Nahrungsmittel für die Familie zu bekommen. Eingeprägt hatten sich bei ihm aus dieser Zeit die Grundsätze seiner Mutter „Not lehrt beten“ und seines Vaters „Not macht erfinderisch“. Geformt hat ihn neben seiner schlesischen Herkunft auch das katholische Milieu Westfalens wie auch die Mitgliedschaft im Bund Neudeutschland.

Nach dem Abitur 1959 und dem Wehrdienst, aus dem er 1960 als Leutnant der Reserve entlassen wurde, studierte Töpfer Volkswirtschaft in Mainz, Frankfurt a. M. und Münster. Das Studienfach soll der ältere Bruder für sich und den Jüngeren beim Vater durchgesetzt haben. Aus finanziellen Gründen war dieser prinzipiell eigentlich gegen eine akademische Ausbildung seiner Kinder, ein Studium der Volkswirtschaft akzeptierte er jedoch als bodenständige Alternative. Sein Studium finanzierte Klaus Töpfer sich durch Dachdeckerarbeiten.

Der fertige Diplom-Volkswirt arbeitete anschließend von 1965 bis 1970 als Assistent, 1970/71 als Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, am Zentralinstitut für Raumforschung und Landesplanung der Universität Münster und als Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsakademie Hagen sowie an der Universität Bielefeld. 1968 wurde er mit der Arbeit „Regionalpolitik und Standortentscheidung: die Beeinflussung privater Pläne, dargestellt an der unternehmerischen Standortentscheidung“ bei Professor Hans Karl Schneider zum Dr. rer. pol. promoviert. Im gleichen Jahr heiratete er seine Jugendfreundin Mechthild. Das Paar bekam drei Kinder.

 

Erste politische Aufgaben

Während der Arbeit an seiner Habilitation nahm Töpfer Kontakt mit der saarländischen Landesregierung unter Franz Josef Röder auf – eigentlich nur, um Material zu sammeln. Aber der Ministerpräsident übertrug ihm 1971 die Leitung der Abteilung Planung und Information der Staatskanzlei des Saarlandes. Ein Jahr später wurde Töpfer Mitglied der CDU, 1977 übernahm er, offensichtlich ebenfalls unter Hilfestellung Röders, die Leitung des Kreisverbandes Saarbrücken.

Doch bereits ein Jahr später erfolgte der vorläufige Abschied aus dem Saarland. Schon während der Jahre in Saarbrücken hatte Töpfer seine wissenschaftliche Tätigkeit nicht aufgegeben, er engagierte sich als Lehrbeauftragter an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und als entwicklungspolitischer Gutachter; durch die in diesem Zusammenhang durchgeführten Reisen z. B. nach Ägypten, Malawi, Brasilien und Jordanien bekam Töpfer einen Eindruck von nicht nur logistisch, sondern vor allem wirtschaftlich entfernteren Teilen der Welt.

Die 1978 neu übernommene Aufgabe als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Hannover hatte Töpfer gerade ein Jahr inne, als aus Rheinland-Pfalz eine neue Anfrage an ihn herangetragen wurde. Georg Gölter, Minister für Soziales, Gesundheit und Umwelt in Mainz, fragte an, ob Töpfer, der seit einem Jahr Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen war, sein Staatssekretär für diesen Bereich werden wolle – sicherlich auf Vorschlag von Ministerpräsident Bernhard Vogel, dessen „kreatives Kabinett“ Töpfer noch im Rückblick lobend erwähnt hat.

Nach eigenen Angaben übernahm der neue Staatssekretär den Posten aus „Neugier“. Im Hinblick auf seine Karriere und im Prinzip sein Leben lang war es ein entscheidender Schritt hin zur Umweltpolitik. In der CDU wurde er Mitglied des Bundesfachausschusses Energie und Umwelt, dessen zweiten Vorsitz er zwischen 1981 und 1987 inne hatte. Im Wintersemester 1985/86 übernahm er eine Honorarprofessur für Umwelt- und Ressourcenökonomik in Mainz und blieb damit seiner wissenschaftlichen Herkunft verbunden.

Nach erfolgreichen sieben Jahren als erster Beamter beruft ihn Ministerpräsident Vogel 1985 zum Chef des ausgegliederten Ministeriums für Umwelt und Gesundheit. In den nächsten zwei Jahren konnte Töpfer mit etlichen Erfolgen aufwarten, wozu die Durchsetzung höherer Qualitätsstandards und besserer Kontrollen im Weinbau als Reaktion auf den Glykolskandal 1985 gehörten wie auch die Tatsache, dass sich in seiner Amtszeit die Anzahl der ausgewiesenen Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz verdoppelte.

Insgesamt waren diese Jahre durch eine Sensibilisierung der bundesdeutschen Bevölkerung gegenüber Umweltfragen und somit deren Durchsetzung als öffentlichkeitsrelevantem Thema gekennzeichnet. Dafür verantwortlich waren die Umweltkatastrophen des Jahres 1986: die Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl am 26. April und das Fischsterben im Rhein im Anschluss an das Einleiten verseuchten Löschwassers nach einem Brand bei der Firma Sandoz in Basel am 1. November.

In Reaktion auf die Verunsicherung der Bevölkerung berief Bundeskanzler Helmut Kohl am 6. Juni 1986 Walter Wallmann zum ersten Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, der jedoch schon im Frühjahr 1987 als Ministerpräsident nach Hessen wechselte. Zum Nachfolger erwählte Kohl Klaus Töpfer, der daraufhin sein gerade errungenes Landtagsmandat in Mainz nicht antrat und nach Bonn wechselte. Am 7. Mai 1987 leistete er den Amtseid und trat die Leitung seiner aus Teilen anderer Ministerien zusammengesetzten und noch immer recht provisorisch u. a. im Palais Schaumburg residierenden Behörde an.

 

 

Bundesminister

Die Sicherheit der bundesdeutschen Atomaren Kernkraftwerke (AKWs) war das erste wichtige Thema des neuen Ministers. In den Umwelt- und Energieteil des Leitantrags für den CDU-Parteitag im Juni 1988 in Wiesbaden schrieb die Programmkommission, der neben Töpfer u. a. Rita Süssmuth, Ulf Fink und Christoph Böhr angehörten, die Forderung: „Wir müssen eine Zukunft ohne Kernenergie, aber auch mit immer weniger fossilen Energieträgern erfinden.“ Eine Formulierung, die Töpfer im Januar 1988 bereits gegenüber dem „Spiegel“ (Der Spiegel, 2/1988) und in einer Rede im Mai 1988 (Bulletin Nr. 71, 31.5.1988) genutz hatte. Doch der gesamte Umweltteil, den die Frankfurter Rundschau am 27. Februar 1988 wörtlich abdruckte, wurde aus dem Leitantrag gestrichen, und somit dem Parteitag gar nicht vorgelegt. Damit wurde eine Neuausrichtung der christdemokratischen Atompolitik vorerst vertagt.

Dafür beschloss das Bundeskabinett im März 1988, aufgrund einiger Störfälle in bundesdeutschen AKWs und auf Drängen des Umweltministers, die Errichtung des Bundesamts für Strahlenschutz, das die Kompetenzen verschiedener Ministerien in dieser Frage bündeln sollte. Zur Sicherheit der Werke wurden einige technische Neuerungen verordnet, von denen eine zur Reduktion von Wasserstoffgasen den umgangssprachlichen Namen „Töpfer-Kerze“ erhielt. Ein Jahr später, auf dem CDU-Parteitag in Bremen im September 1989, wurde der Antrag „Unsere Verantwortung für die Schöpfung“ eingebracht, von Töpfer vorgestellt und von den Delegierten verabschiedet. Außerdem wählen die Delegierten den Umweltminister mit den meisten Stimmen von allen Mitgliedern in den Bundesvorstand.

Zu den Errungenschaften aus Töpfers Ministerzeit gehörten ebenfalls das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (1989), das Duale System „Grüner Punkt“ (1991), ein FCKW-Verbot zum Schutz der Ozonschicht (1992), die Festlegung der weltweit niedrigsten Dioxin-Grenzwerte (1993) sowie die Teilnahme an der ersten internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. Im Rückblick als „Retter von Rio“ (Frankfurter Rundschau, 23.11.2001) bezeichnet urteilte Töpfer selbst: „Die Konferenz in Rio, dieser Erdgipfel, war ohne jeden Zweifel ein Gipfel der euphorischen Aufbruchstimmung, ein Gipfel des Optimismus.“ Der Volkswirtschaftsprofessor schien durch, als Töpfer 1993 ein Thesenpapier zur Erweiterung der Sozialen Marktwirtschaft um die ökologische Dimension präsentierte. 1994 wurde zudem mit Artikel 20a der Schutz der „natürlichen Lebensgrundlagen“ und der „Tiere“ ins Grundgesetz aufgenommen.

Ein großes Aufgabengebiet stellte sich dem Bundesumweltminister nach der Wiedervereinigung mit dem „Ökologischen Aufbau Ost", zu dem er 1991 ein Aktionsprogramm vorlegte. In den nächsten Jahren sorgte er für die Stilllegung aller Atomkraftwerke in den Neuen Ländern, die teilweise auf der sowjetischen Technologie beruhten, wie sie in Tschernobyl angewandt worden war. Bekräftigt wurde Töpfer auf diesem Weg bei seinem Besuch des Unglücksreaktors 1991. Seine Erschütterung dabei entging selbst den mitgereisten Journalisten nicht (Zeit, 25.10.1991). Der Umweltminister war in den Medien recht präsent und trat darüber hinaus mit gezielten Aktionen in die Öffentlichkeit, wozu publikumswirksame Aufrufe wie „Gemeinsam die Nordsee retten“ vom August 1988 gehörten, aber auch sein allseits bekannter Sprung in den Rhein im September desselben Jahres. Noch in einem Gespräch im Jahr 2011 war Töpfer bemüht, der Legende entgegenzuwirken, er hätte damit die erneute Unbedenklichkeit des Rheins beweisen wollen. Vielmehr habe es sich um eine verlorene Wette mit seinem SPD-Rivalen im Wahlbezirk Hunsrück gehandelt, der schon während der Rheinland-Pfalz-Wahl 1987 prophezeit habe, dass Töpfer bald nach Bonn wechseln werde. Die Präsenz in der Öffentlichkeit war weniger für den Minister als für den Politiker Töpfer von Belang, da er, 1989 ausgerufen, 1990 gewählt, ebenfalls Landesvorsitzender der CDU im Saarland war. Auf Wunsch von Helmut Kohl sollte er zu seinen politischen Ursprüngen nach Saarbrücken zurückkehren und als Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen 1990 und 1994 Amtsinhaber Oskar Lafontaine herausfordern – ein Bemühen, das jedoch erfolglos blieb. Fast zeitgleich mit seinem erneuten Rückzug aus dem Saarland, der durch die Abgabe des Landesparteivorsitzes 1995 amtlich wurde, musste Töpfer eine Pause in seinem umweltpolitischen Engagement einlegen. Er übergab seinen Ministerposten an Angela Merkel und übernahm selbst das Ressort für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Spekulationen, er wolle den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion übernehmen oder Helmut Kohl wolle einen als möglichen Nachfolger gehandelten Konkurrenten abschieben, machten zwar die Runde, passten aber nicht zur zusätzlichen Berufung Töpfers zum Beauftragten der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich im Februar 1995. Für diesen Posten schien er durchaus prädestiniert zu sein, da er zwar immer für Berlin votiert, niemals aber zu den lautesten Befürwortern des Umzugs gehört hatte. Dabei erschien dem gebürtigen Schlesier der Umzug der Regierung vom Rhein an die Spree durchaus ein Zeichen der „Öffnung nach Osten“ zu sein, wie er in einem Interview mit Karl Hugo Pruys 1996 betonte.

 

Weltweites Wirken für Ökologie und Nachhaltigkeit

Nach der Konferenz in Rio wurde Klaus Töpfer zum Vorsitzenden der „Commission on Sustainable Development“ (CSD) der Vereinten Nationen ernannt. 1997 erreichte ihn das Angebot, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und Generaldirektor des Büros in Nairobi zu werden, verbunden mit dem Titel eines Unter-Generalsekretärs. Mitte November akzeptierte er und trat den Posten im Januar 1998 an, somit einige Monate vor der Abwahl der Regierung Kohl im Herbst desselben Jahres.

In Nairobi, bzw. bei seinen Reisen um die ganze Welt für die UNEP veränderte sich Töpfers Standpunkt. Zwar hatte er schon vorher die globale Herangehensweise an Umweltfragen für eine absolute Notwendigkeit gehalten, die weltweite gegenseitige Abhängigkeit betonte er aber jetzt noch stärker. Er verlangte einen Ausgleich zwischen den armen und reichen Ländern unter der Maßgabe eines Wachstums, das „ökologisch verträglich ist“. Seine Forderung nach einem Marshallplan für die weltweite Wasserversorgung hatte ebenso den gesamten Planeten im Blick wie der Kampf gegen die „Verwüstung“. Für das Vorgehen gegen Umweltsünder schlug er eine global agierende Einsatztruppe die „UNO-Grünhelme“ vor. Seine Mission war ihm dabei wichtiger als Rücksicht auf seine Partei. Im Oktober 2000 lobte er nicht nur die Ökosteuer, sondern die gesamte Umweltpolitik der rot-grünen Bundesregierung (dpa, 18.10.2000).

Doch ganz liess ihn die deutsche Politik nicht los: 2001 und 2006 wurde er als Spitzenkandidat der CDU für die Wahl in Berlin gehandelt, 2004 und 2012 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. 2004 begrüßten sogar die „Grünen“ seine mögliche Kandidatur und die Presse spekulierte bereits über eine schwarz-grüne Mehrheit in der Bundesversammlung. 2012 ergab eine Umfrage für die Fernsehsendung „Günther Jauch“ immerhin noch eine Zustimmung für einen Bundespräsidentenkandidaten Klaus Töpfer von 36 Prozent. Das waren nur 13 Prozent weniger als der spätere Kandidat und Amtsinhaber Joachim Gauck erhielt - angesichts seiner vierzehnjährigen Abstinenz von der deutschen Politik ein mehr als respektables Ergebnis für Töpfer. Doch als 2006 seine zweite Amtszeit, nach seiner Wiederwahl 2002, bei der UNO zu Ende ging, zog sich Töpfer aus der aktiven Politik zurück und wandte sich wieder verstärkt der Wissenschaft zu. Inzwischen mit zahlreichen Ehrendoktortiteln ausgezeichnet war er von 2001 bis 2010 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, seit 2005 Honorarprofessor an der Universität Tübingen, seit 2007 Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität Shanghai, 2009 bis 2015 amtierte er als Gründungsdirektor des Instituts für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (Institute for Advanced Sustainability, IASS) in Potsdam. Im Frühjahr 2018 berief ihn die internationalen Energiegemeinschaft Energy Community in Wien, um den Stromstreit zwischen Kroatien und Serbien zu schlichten. Eine bedingte Rückkehr in die Politik, zumindest in die Öffentlichkeit, war sein der Vorsitz in der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ dar, den die Bundesregierung nach der atomaren Katastrophe in Fukushima am 11. März 2011 einberief. Der Abschlussbericht vom 30. Mai 2011 empfahl einen Ausstieg aus der Kernenergie – eine Überzeugung, die der Vorsitzende schon 1988 zur Politik der Bundesregierung hatte machen wollen. Für Töpfer war das Restrisiko nicht zu kalkulieren. In dem Gespräch von 2011 erklärte er: „Als Kind habe ich gelernt, dass Allwissenheit eine göttliche Tugend ist. Menschliches Entscheiden (…) ist immer ein Entscheiden bei unvollkommener Information.“ Solche zitierfähigen Thesen formulierte Töpfer oft und gerne. Oft sprach er vom „Diktat der Kurzfristigkeit“ und warnte eindrücklich: „Klimapolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft.“ Seit 2016 leitete Töpfer zusammen mit Miranda Schreurs das Nationale Begleitgremium zur Entsorgung hochradioaktiver Abfallstoffe (NBG) und setzte sich somit dafür ein, die Folgen der Atomenergie wenigstens einzudämmen.

Seit 2011 wohnt Toepfer erneut in seiner Nachkriegsheimat Höxter und ist dort auch Ehrenbürger.  2012 wurde er in die „Kyoto Earth Hall of Fame“ aufgenommen. Die Präfektur der japanischen Stadt Kyoto würdigte mit dieser Auszeichnung Töpfers "herausragendes und jahrlanges Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz weltweit", wie beispielsweise seine Rolle als Wegbereiter der Kreislaufwirtschaft. Am 16. September 2019 verlieh Armin Laschet Toepfer den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen für sein "jahrzehntelanges herausragendes Engagement zur Bewahrung der Schöpfung, in Anerkennung seiner internationalen Verdienste für den Umwelt- und Naturschutz und eine globale nachhaltige Entwicklung sowie für seine Verdienste um sein Heimatland Nordrhein-Westfalen".

Curriculum vitae

  • 29.07.1938 geboren in Waldenburg/Schlesien
  • 1959 Abitur am König-Wilhelm Gymnasium in Höxter
  • 1959/60 Wehrdienst, entlassen als Leutnant der Reserve
  • 1960–1964 Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz, Frankfurt a. M. und Münster, Abschluss: Diplom-Volkswirt
  • 1965–1970 Assistent am Zentralinstitut für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Münster, Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsakademie Hagen und der Universität Bielefeld
  • 1968 Promotion zum Dr. rer. pol. mit der Arbeit „Regionalpolitik und Standortentscheidung: die Beeinflussung privater Pläne, dargestellt an der unternehmerischen Standortentscheidung“ bei Prof. Hans Karl Schneider
  • 1970–1971 Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung des Zentralinstitutes für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Münster
  • 1971–1978 Leiter der Abteilung Planung und Information der Staatskanzlei des Saarlandes, Lehrbeauftragter an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, entwicklungspolitischer Gutachter in Ägypten, Malawi, Brasilien und Jordanien
  • 1972 Eintritt in die CDU
  • 1977–1979 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Saarbrücken
  • 1978–1979 Professor und Direktor des Instituts für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Hannover
  • 1978–1979 Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen
  • 1978–1985 Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt Rheinland-Pfalz
  • 1981–1987 Stellvertretender Vorsitzender des CDU-Bundesfachausschusses Energie und Umwelt
  • 1985–1987 Minister für Umwelt und Gesundheit in Rheinland-Pfalz
  • 1985/86 Honorarprofessur für Umwelt- und Ressourcenökonomik in Mainz
  • 1987–1989 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Rhein-Hunsrück
  • 1987–1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
  • 1989–1998 Mitglied des CDU-Bundesvorstands
  • 1990–1995 Vorsitzender des CDU-Landesverbands Saar, 1990 und 1994 Spitzenkandidat bei der Landtagswahl
  • 1990–1998 Mitglied des CDU-Landesvorstands Saarland
  • 1990–1998 MdB
  • 1992–1998 Mitglied des Präsidiums der CDU
  • 1994–1998 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, seit 03.02.1995 Beauftragter der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich
  • 1998–2006 Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi
  • 2001–2010 Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung
  • seit 2005 Honorarprofessor an der Universität Tübingen
  • seit 2007 Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität Shanghai
  • 2009–2015 Direktor des Instituts für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit/Institute for Advanced Sustainability (IASS)

Ehrungen und Auszeichnungen (in Auswahl)

 

  • 1986 Bundesverdienstkreuz am Bande
  • 1990 Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1992 Umweltschutzpreis der „Associazione Ambiente e Lavoro“
  • 1994 „Goldene Brücke 1993“
  • 1997 Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes
  • 1999 Euronatur-Umweltpreis
  • 2002 Deutscher Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
  • 2003 Großer Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz der liechtensteinischen Binding-Stiftung
  • 2004 Deutscher Staatsbürgerpreis
  • 2005 Theodor-Heuss-Preis
  • 2005 Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen
  • 2007 Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich
  • 2008 Hermann-Ehlers Preis
  • 2008 Deutscher Nachhaltigkeitspreis für sein Lebenswerk
  • 2009 Ehrenbürger von Shanghai
  • 2011 Ehrenbürger von Höxter
  • 2015 Verdienstorden von Nordrhein-Westfalen
  • 2017 Bayerischer Naturschutzpreis
  • 2018 Ehrendoktorwürde der Universität Potsdam
  • 2019 Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen

 

Veröffentlichungen

  • Chancen des Umweltschutzes in Deutschland – Umweltschutz als Chance der deutschen Wirtschaft, in: trend. Zeitschrift für Soziale Marktwirtschaft 58 (1994), S. 42–46.
  • Gedanken zu einer Umweltpolitik für die 90er Jahre. Umwelt und Naturschutz in der Sozialen Marktwirtschaft, in: Sonde 21 (1988), S. 93–98.
  • Kapitalismus und ökologisch vertretbares Wachstum – Chancen und Risiken, in: Der Kapitalismus im 21. Jahrhundert, hg. von der Alfred Herrhausen Gesellschaft für internationalen Dialog, München 1999, S. 175–183.
  • Die Macht der Würde – und die Verantwortung des Westens für eine gerechte Globalisierung, in: Die Macht der Würde. Globalisierung neu denken, im Auftrag des Deutschen Evangelischen Kirchentages hg. von Christoph Quarch u. a. Gütersloh 2007, S. 55–60.
  • Vom Rhein nach Rio – Umweltpolitik wird global, in: Die Umweltmacher. 20 Jahre BMU – Geschichte und Zukunft der Umweltpolitik. Hamburg 2006.
  • Umweltforschung aus globaler Sicht, in: Jahrestagung 1998 der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Bonn 1998, S. 35–46.
  • gemeinsam mit Friederike Bauer: Arche in Aufruhr: Was wir tun müssen, um die Erde zu retten, Berlin 2007.
  • gemeinsam mit Volker Panzer: Die Welt im Wandel: Was können wir tun? (Neuhardenberger Gespräche zur Zeit), Freiburg i. B. 2014.

 

Literatur

  • Klaus Töpfer/Ranga Yogeshwar: Unsere Zukunft. Ein Gespräch über die Welt nach Fukushima. München 2011.
  • Auf dem Weg nach Berlin. Klaus Töpfer im Gespräch mit Karl Hugo Pruys. Berlin 1996.
  • Deutschlands Energiewende – Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft, vorgelegt von der Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung. Berlin, 30. Mai 2011.
  • Felix Butzlaff: Klaus Töpfer – der ewige Seiteneinsteiger, in: Robert Lorenz/Matthias Micus (Hg.): Seiteneinsteiger. Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie. Wiesbaden 2009, S. 115–139.
  • Klaus-Dieter Osswald/Barbara Peter: Töpfer, Klaus, in: Udo Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.): Kanzler und Minister 1949–1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 709–713.

 

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