Norbert Lammert, der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, dankte in seiner Einführung Antje Boetius für ein „gelungenes und denkwürdiges Fellowship“. Lammert wies darauf hin, dass das Thema Umweltschutz die CDU bereits in ihrem ersten Grundsatzprogramm 1978 beschäftigt habe, damals sei Umweltschutz als „ein Stück verantwortete Freiheit“ beschrieben worden. Im Grundsatzprogramm von 1994 „Freiheit in Verantwortung“ habe die CDU dann eine „Erweiterung der sozialen Marktwirtschaft um eine ökologische Komponente“ gefordert, damit sei die Umweltfrage also um die Komponente des Marktes erweitert worden. Mit dem früheren Bundesumweltminister und ehemaligen Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Klaus Töpfer begrüßte Lammert einen der Autoren des Grundsatzprogramms von 1994 auf dem Podium. Lammert kündigte außerdem an, das Thema Umweltschutz werde von der Konrad-Adenauer-Stiftung weiterhin intensiv bearbeitet werden.
In seinem Impulsvortrag zum Thema „Konservatismus und Umweltschutz“ ging Christoph Nonn, Professor für Neueste Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, auf die historische Dimension des Umwelt- und Naturschutzes ein. Mit der christlichen Komponente der Bewahrung der Schöpfung sei hierbei eigentlich ein konservativer Denk- und Politikansatz verbunden gewesen, sei es in der Frage des Schutzes der Wälder als einer staatlichen Ressource seit der Frühen Neuzeit, bei der Etablierung der Forstwirtschaft als Beginn nachhaltigen Handelns oder im Zusammenhang mit der Bewahrung der Natur vor den Folgen der Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert. Auch die CDU habe sich früh mit Fragen des Umweltschutzes beschäftigt. In diesem Zusammenhang verwies Nonn besonders auf die Verdienste der CDU-Landesregierung in Nordrhein-Westfalen unter Ministerpräsident Franz Meyers, die als erste deutsche Regierung überhaupt 1962 ein Emissionsschutzgesetzes beschlossen und ein Landesamt für Emissionsschutz gegründet hatte. Die NRW-Regierung habe damals unter dem Motto: „Saubere Luft für alle“ für ihre Ziele geworben.
Erst mit dem Aufkommen der „Grünen“ und dem Übergang ins ökologische Zeitalter seien Umwelt- und Naturschutz seit den späten 1970er Jahren, so Nonn, zu einem Thema linker Parteien geworden. Als mögliche Gründe dafür, dass die CDU ihre politische Vorrangstellung in Umweltschutzfragen verloren habe, nannte Nonn den Verlust der christlichen Orientierung sowie den Einfluss wirtschaftlicher Interessengruppen. Wichtiger als diese Gründe erschien ihm jedoch, dass die frühere Umweltpolitik reaktiv ausgerichtet gewesen sei, was mit dem konservativen Denken in Einklang stand. Seit den 1980er Jahren erfordere Umwelt- und Klimaschutzpolitik jedoch primär proaktives Handeln.
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Frau Boetius, Töpfer und Nonn teil. Die Moderation übernahm Gisela Elsner, Referentin für Grundsatzfragen Nachhaltigkeit der Konrad-Adenauer-Stiftung. Töpfer berichtete, dass sein ökologisches Denken stark durch sein Engagement in der katholischen Jugend geprägt worden sei. Heute stehe die Politik vor neuen Herausforderungen wie dem Anstieg der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen. Töpfer mahnte mehr Kreativität und ein ganzheitliches Denken bei ökologischen Themen an. Politische Beschlüsse dürften nicht unumkehrbar sein, sondern müssten Raum lassen für künftige Ideen und Innovationen.
Hieran anschließend hob Nonn hervor, dass erfolgreiche Umweltpolitik nur demokratisch funktioniere. Als Beispiele nannte er die unterschiedliche umweltpolitische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR während der Zeit der deutschen Teilung sowie aktuell das Engagement der Europäischen Union auf der gerade zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz COP 28.
Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz, trotz großer bestehender Widerstände, würdigte auch Frau Boetius. Hierbei zeige sich, wie wichtig internationale Partnerschaften seien; es dürfe keine Zeit mehr verloren werden, denn erste Pazifikinseln müssten wegen drohender Überflutung bereits aufgegeben werden. Wie sich jedoch in der Vergangenheit gezeigt habe, seien die Menschen in der Regel in der Lage, den umweltpolitischen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Insofern dürfe man nicht in Pessimismus verfallen. In diesem Sinne kam sie zu dem Fazit: „Meinen Optimismus ziehe ich aus der Geschichte der Menschheit.“