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Skrupellos in Hamastan

by Michael Mertes

Hamas benutzt die eigene Bevölkerung bewusst als Geisel

Eine überwältigende Mehrheit der Israelis steht hinter der Militäroperation „Säule der Verteidigung“. Das kann niemanden verwundern, der in den vergangenen Monaten den zermürbenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Städte und Gemeinden im Süden Israels beobachtet hat.

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Quelle: Bayernkurier

Für die Zivilbevölkerung in Beer Sheva, Sderot oder Aschdod war und bleibt diese ständige Bedrohung ein Alptraum. Dass in den letzten Tagen die Zahl der Opfer auf israelischer Seite vergleichsweise gering geblieben ist, hat vor allem damit zu tun, dass der Zivilschutz in Israel groß geschrieben wird: Die Alarmsysteme funktionieren, überall stehen Schutzräume und Bunker zur Verfügung, das Raketenabwehrsystem „Eiserne ¬Kuppel“ erweist sich als äußerst effektiv.

Der Zivilbevölkerung in Gaza steht ein solcher Schutz nicht zur Verfügung. Liegt es nur daran, dass die politisch Verantwortlichen in „Hamastan“ kein Geld dafür haben? Mittel für moderne Raketen immer größerer Reichweite scheint es dort allerdings reichlich zu geben. Viel spricht dafür, dass die Hamas die eigene Bevölkerung ganz bewusst als Geisel in einem Krieg der Bilder missbraucht – nicht zuletzt dadurch, dass sie ihre Abschussrampen mitten in dicht besiedelten Gebieten aufbaut.

Es braucht immer nur wenige Tage, bis die ferne Weltöffentlichkeit durch Fotos und Filme von Toten, Verletzten und zerstörten Gebäuden im Gazastreifen den Eindruck bekommt, als habe der Riese Israel wieder einmal den Zwerg Gaza mit einer brutalen Feuerwalze niedergemacht. Auch dieses Schema gehört zu den Asymmetrien eines Konflikts, in dem eine reguläre Armee auf skrupellose nichtstaatliche Akteursgruppen trifft.

Die israelischen Streitkräfte scheinen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und sich diesmal alle Mühe zu geben, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen so weit wie eben möglich zu schonen. Doch je länger die gewaltsame Auseinandersetzung dauert, desto schlechter werden ihre Erfolgsaussichten im Krieg der Bilder.

Ein Waffenstillstand wird den Konflikt nicht auf Dauer lösen können, solange es das langfristige Ziel der Hamas und anderer Dschihadisten im Gazastreifen bleibt, Israel von der Landkarte zu radieren und ein Kalifat mit al-Quds (Jerusalem) als Hauptstadt zu errichten. Der Raketennachschub über den Sinai wird weitergehen, solange Kairo nicht in der Lage ist, in dieser Zone der Gesetzlosigkeit das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen.

Bereits jetzt hat die Hamas einen Propagandaerfolg errungen: Die säkular-nationalistische Fatah, die sich gegenwärtig bei den Vereinten Nationen um Aufwertung des Status der Palästinensischen Gebiete bemüht, steht als zahnloser Tiger da, vor dem sich kein Israeli fürchtet. Der politischen Konkurrenz im Gazastreifen – dem Islamischen Dschihad und kleineren, zum Teil salafistischen Gruppierungen – wurde demonstriert, wer Herr im Hause „Hamastan“ ist. Und in Teilen der Weltöffentlichkeit, vor allem bei Muslimen, ist der unendlichen Geschichte vom brutalen Riesen Israel und dem armen Zwerg Gaza ein neues Kapitel hinzugefügt worden.

Manuskript abgeschlossen am 21. November 2012, 07.00 Uhr

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