Schon im Vorfeld des 11.11., dem Tag, an dem die Session offiziell beginnt, haben Plakate überall in Köln unmissverständlich klar gemacht: Feiern und Singen, das fällt dieses Jahr flach. Mitgetragen wurde dieses Party-Verbot vom Festkomitee Kölner Karneval. Präsident Christoph Kuckelkorn weiß: anders geht es nicht. Und doch tut ihm der Anblick leerer Straßen und Plätze in der Seele weh: "Da stellt sich ein Gefühl von Trauer ein, man realisiert, was für ein Verlust das ist."
Ein Gemeinschafts-Event fällt aus
Für die Rheinländer ist Karneval ein großes Gemeinschafts-Event. Von der Schule über die KfZ-Werkstatt bis zum Seniorenheim: alle feiern. In diesem Jahr müssen die Jecken umdisponieren. "Wir versuchen mit den Vereinen den Karneval so stattfinden zu lassen wie es die Hygieneregeln und der Infektionsschutz eben zulassen: vielleicht virtuell, vielleicht hybrid, vielleicht mit kleinen regionalen Karneval-Kulturveranstaltungen", sagt Christoph Kuckelkorn. Den ganzen Sommer über haben sie an Plänen gefeilt, haben sich Szenarien überlegt, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Vieles wird kurzfristig entschieden, je nach Corona-Lage, nur eins steht bereits fest: Einen Rosenmontagsumzug wird es nicht geben.
Wirtschaftsmotor Karneval
Für viele bedeutet Karneval: Feiern, bis der Arzt kommt. Christoph Kuckelkorn betont den sozialen Aspekt des Brauchtums: 60 Prozent der Auftritte des Dreigestirns finden in sozialen Einrichtungen statt. "Wir gehen in Palliativstationen, in Hospize, auf Kinderstationen: da gibt der Karneval ganz viel Kraft." Auch wirtschaftlich sei die 5. Jahreszeit sehr wichtig: 650 Mio. Euro habe der Karneval in der vergangenen Session nur in Köln erwirtschaftet, so eine Studie im Auftrag des Festkomitees. 5000 Arbeitsplätze hängen hier vom Karneval ab. Saalbetreiberinnen, Künstler, Barbesitzer, Taxifahrerinnen, Kostümerschneider - sie alle machen im Karneval einen Großteil ihres Umsatzes und werden in dieser Session wohl kaum etwas verdienen.
Karneval verschieben?
Eine Verschiebung des Karnevals in den Sommer 2021 kann sich Christoph Kuckelkorn aber nicht vorstellen: "Da sind wir in gewisser Weise Gralshüter." Allen, die unter Karnevals-Entzug leiden rät er, sich zuhause zu verkleiden, es sich mit Chips auf der Couch gemütlich zu machen und sich virtuell mit anderen Jecken zu verbinden.
Chantal Grede, Referentin im KAS-Büro in Bonn, kann den Schmerz, den viele Jecke fühlen, nachempfinden. Sie ist im Rheinland geboren und ist mit Karneval groß geworden. Sie sagt: "In Köln gibt es keine Berge, kein Meer, aber es gibt Karneval. Das ist der soziale Kitt, der die Menschen hier zusammenhält."
Nächstes Mal: Europa und Digitalisierung
Am Dienstag, den 17. November, ist der CDU-Europa-Abgeordnete Axel Voss zu Gast bei #KASkonkret. Er fordert, dass Europa keine "digitale Kolonie" werden darf und setzt sich für Leitplanken ein, die einen möglichen Missbrauch von künstlicher Intelligenz in der Zukunft verhindern sollen.