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Event Reports

United by Violence, Divided by Cause?

by Dr. La Toya Waha

Experten aus Asien und Europa diskutierten Radikalisierung hin zu Gewalt Phänomen-übergreifend

Gewalttaten wie die Serie von islamistischen Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka oder der Anschlag auf einen Sikh-Temple in Deutschland werfen wiederkehrend die Frage nach den Ursachen der Radikalisierung von Individuen und Gruppen auf. Radikalisierung und darauffolgende Gewalttaten werden zunehmend als eine Herausforderung für den Fortbestand demokratischer und rechtsstaatlicher Institutionen verstanden und wirken sich nicht selten auch direkt auf die internationalen Beziehungen der betroffenen Länder aus. Diese Veranstaltung beschäftigte sich unter dem Title „United by Violence, Divided by Cause?“ mit der Vorstellung und dem Vergleich verschiedener Fälle und Phänomene in Asien und Europa.

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Gewalttaten wie die Serie von islamistischen Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka oder der Anschlag auf einen Sikh-Temple in Deutschland werfen wiederkehrend die Frage nach den Ursachen der Radikalisierung von Individuen und Gruppen auf. Radikalisierung und darauffolgende Gewalttaten werden zunehmend als eine Herausforderung für den Fortbestand demokratischer und rechtsstaatlicher Institutionen verstanden und wirken sich nicht selten auch direkt auf die internationalen Beziehungen der betroffenen Länder aus. Obgleich weltweit am prominentesten, ist das Phänomen der Radikalisierung nicht nur auf Muslime beschränkt. Betrachtet man die Forschungsliteratur aus Europa und Asien, zeigt sich, dass das Phänomen der Radikalisierung kein Einzelfall bestimmter Gruppen oder Regionen ist, sondern Länder, Religionen und Ideologien übergreifend beobachtet wird. Es betrifft Hindus in Indien und Nepal, Buddhisten in Myanmar, Thailand und Sri Lanka, Muslime in Indonesien, Malaysia, Bangladesch, in Ländern Europas wie Frankreich und Deutschland genauso wie linke, maoistische und ethno-nationalistische Gruppierungen in Europa und in Südasien; die Naxaliten in Indien, Maoisten in Nepal, die Liberation Tigers of Tamil Eelam in Sri Lanka und Europa sind hierbei nur einige Beispiele.

Besonders die Ausbreitung religiös motivierter Gewalttaten – Anschlägen durch islamistische Gruppen, Übergriffe von Buddhisten auf religiöse Minderheiten oder Attacken durch hinduistische Gruppierungen auf Muslime – hat Radikalisierung überall auf der Welt zu einem politischen Thema von öffentlichem Interesse gemacht.

Betrachtet man jedoch die öffentliche Diskussion des Themas in den Medien, fällt auf, dass sich öffentliche Debatten um Radikalisierungsursachen in Europa und Asien – trotz der internationalen Präsenz – auf lokale Faktoren konzentrieren und daraus resultierenden Lösungsansätze vor allem auf die nationale Ebene ausgerichtet sind. Zudem sind Diskussionen weniger durch fundierte empirische Untersuchungen beeinflusst denn durch politische Interessen.

Selten werden in öffentlichen Debatten transnationale Aspekte des Phänomens behandelt, wie Netzwerke zwischen verschiedenen gewaltsamen Gruppen und zwischen den Ländern reisende Akteure. Die auf lokale Faktoren begrenzten Erklärungs- sowie Lösungsansätze verfehlen häufig den Phänomen-übergreifenden Charakter des Radikalisierungsprozesses. Ein systematischer Vergleich der Analysen der Entwicklungen und Radikalisierungsursachen in verschiedenen Kontexten könnte hierbei einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis des Phänomens und der Identifikation von Lösungsansätzen leisten. Die Grundlage für diesen Vergleich sollte in der Maßnahme gelegt werden.

Die Veranstaltung umfasst eine Konferenz, einen angeschlossenen Workshop und eine Publikation. Zunächst sollten in einer eintägigen Konferenz renommierte Wissenschaftlerlinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen mit vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, ihre Forschungsergebnisse und Analysen präsentieren und diskutierten. Die Konferenz zielte zunächst darauf ab, empirische Beispiele und Analysen von Radikalisierungsursachen zu sammeln. Es ging in diesem ersten Schritt darum, verschiedene Perspektiven darzustellen und kennenzulernen und somit die Erkenntnisse über das Phänomen über den lokalen und regionalen Kontext hinaus zu erhalten. In einem zweiten Schritt ging es darum, über den deskriptiven Teil hinaus über verschiedene lokale Faktoren, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu reflektieren und den Prozess der Radikalisierung hin zur Gewalt zu abstrahieren. Ziel der Konferenz war es, den Kenntnisstand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer systematisch zu erweitern und Einfluss auf die Debatte in Öffentlichkeit und Wissenschaft zu nehmen.

Im angeschlossenen Workshop wurden die Ergebnisse der Konferenz diskutiert, Beispiele systematisch verglichen und Faktoren identifiziert und kategorisiert. Im Workshop wurden die Erkenntnisse des Vortages besprochen und ein Vergleich zwischen den verschiedenen Beispielen und Prozessen angestellt. Dies geschah in dem für die Hochrangigkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ungewöhnlichen Format des World Café. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden hierzu in zwei Gruppen aufgeteilt. In diesen Gruppen behandelten sie die gestellten Fragen und notieren ihre Denkprozesse wie Ergebnisse auf großen Papierflächen. Nach dem Ende der jeweils ersten Runde wurde sie an das jeweils andere Ergebnispapier geführt und sollten die Ergebnisse der anderen Gruppe besprechen und kommentieren. Nach Abschluss dieser zweiten Runde wurden die Ergebnisse im Plenum besprochen und von einer Moderatorin/Moderator zusammengetragen. Basierend auf der gemeinsamen Analyse der Ergebnisse wurden Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger identifiziert und ausgearbeitet. Ziele des Workshops war zum einen die Reflexion der Radikalisierungsursachen und die kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit den am Vortrag präsentierten Inhalten in einer gemeinsamen Diskussion und zum anderen die Ableitung von Gegen- und Präventionsmaßnahmen im politischen Bereich.

 

Die Veranstaltung diente als Grundlage für eine wissenschaftliche und politikberatende Publikation. Das Buch, das beim Nomos Verlag erschienen wird, enthält neben den Vorträgen auch die Ergebnisse des Workshops.

 

 

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