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Die Kommunistische Partei bereitet die Wahlen für die Volksräte vor

by Dr. Willibold Frehner
Am 25. April werden, auf Provinz-, Distrikt- und Gemeindeebene, Wahlen zu den Volksräten durchgeführt. Die Volksräte sind Parlamente auf der Provinz- und Bezirksebene. Schon bei der Parteiversammlung im März 2004 standen die Wahlen im Mittelpunkt. Nong Duc Manh, Generalsekretär der Partei, ermunterte dabei demokratischen Prinzipien zu folgen. Das internationale Image von Vietnam hängt vom Image der KPV ab und das wird zurzeit durch die Abhaltung der Wahlen geprägt.

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Am 25. April 2004 werden, auf der Provinz-, Distrikt- und Gemeindeebene, Wahlen zu den Volksräten (people’s councils) durchgeführt. Die Volksräte sind die Parlamente auf der Provinz- und Bezirksebene und der Volksrat ist ähnlich dem Gemeinderat auf der Stadt- und Gemeindeebene.

Auch wenn einige Plakate in den Straßen und einige Artikel in den Zeitungen auf die anstehenden Wahlen hinweisen, löst das Ereignis in Vietnam keine Emotionen aus. Ein Wahlkampf und eine inhaltliche Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Gruppierungen findet nicht statt. Keine Slogans oder Spots weisen auf politische Versprechen oder Absichten von politischen Gruppierungen hin.

Da es nur einer Partei erlaubt ist, Kandidaten zu benennen und aufzustellen, weckt auch das Ergebnis der Wahlen nur lokal begrenztes Interesse.

Gliederung der Lokalverwaltungen

Volksräte sowie Volkskomitees fungieren als Lokalparlamente bzw. Lokalregierungen auf Provinz-, Distrikt- und Gemeindeebene. Die Volksräte werden (wie die Nationalversammlung) direkt gewählt und wählen ihrerseits die Volkskomitees der entsprechenden Verwaltungsebene, wobei das Volkskomitee das Pendand zur Regierung darstellt. Wie auch die Nationalversammlung im Vergleich zur Zentralregierung, so spielen auch die Volksräte in der Praxis eine wesentlich geringere Rolle als die Volkskomitees, die mit ihren unterstellten Ressorts die Lokalregierungen bilden. Die Volksräte sind somit Wahl- und Bestätigungsorgan der Volkskomitees.

Drei Verwaltungsebenen sind zu unterscheiden:

  • Provinzebene: Vietnam besteht aus 57 Provinzen und vier zentral verwalteten Städten (Ha Noi, Ho Chi Minh, Hai Phong und Da Nang)
  • Distriktebene: Die Provinzen gliedern sich wiederum in Provinzhauptstädte und provinzverwaltete und ländliche Distrikte. Die zentralverwalteten Städte unterteilt man in ihre Stadtdistrikte und die umliegenden ländlichen Distrikte.
  • Gemeinde- und Stadtteilebene: Die verschiedenen Distrikte gliedern sich ihrerseits in distriktverwaltete Städte, Gemeinden und Stadtteile.

Volkskomitees und Volksräte gibt es auf allen drei Ebenen. Die Volkskomitees sind dem nächsthöheren Volkskomitee und der Zentralregierung unterstellt und dem Volksrat auf der gleichen Ebene rechenschaftspflichtig.

Die Kommunistische Partei Vietnams (KPV)

Vietnam ist ein Einparteienstaat. Die neue Verfassung von 2002 hält weiterhin in Artikel 4 an der Vorherrschaft der Kommunistischen Partei mit ihrer Politik des dreifachen Neins fest:

  • Kein ideologischer Pluralismus,
  • keine formelle Oposition und
  • keine Parteien außerhalb der KPV.

Der oberste Inhaber der Macht in der Kommunistischen Partei ist der Generalsekretär. Auf den alle fünf Jahren stattfindenden Parteitagen werden die langfristigen Perspektiven der Politik des Landes festgesetzt und generell ist in Vietnam eine wirkungsvolle Beteiligung an der politischen Willensbildung nahezu ausschließlich auf Parteifunktionäre in Leitungspositionen beschränkt.

Bis 1988 bestand in Vietnam formal ein Mehrparteiensystem. Die Wiederherstellung eines Mehrparteiensystems wird bis zum heutigen Tage abgelehnt und oppositionelle Parteien oder Gruppierungen sind strikt verboten. Trotzdem bemüht sich die KPV, dass in den Fuehrungsorganen verschiedene „Fraktionen“ der Partei vertreten sind, deren Existenz offiziell aber nicht anerkannt wird.

Mit “Doi Moi“ wurden auf dem VI. Parteitag 1986 Signale für einen enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel gegeben. Geplant und durchgeführt wurde die sukzessive Rücknahme der Kollektivierung und die Zulassung privatwirtschaftlicher Marktstrukturen, mit der Zielsetzung der Verbesserung des Lebensstandards. Diese Reformen richteten sich in erster Linie auf die wirtschaftliche Öffnung, denn die Politik sollte weiterhin von der KPV bestimmt werden. Allerdings bekam die Partei den offiziellen Auftrag, die Demokratisierung im Lande voranzutreiben.

Es gehört mit zu den Grundmerkmalen des politischen Systems in Vietnam, dass, trotz der zentralistischen Grundstruktur, ein bemerkenswerter Dualismus zwischen Staat und Gesellschaft sowie zwischen Zentralregierung und untergeordneten Einheiten besteht. Modellhaft hierfür ist die Eigenständigkeit des vietnamesischen Dorfes. Das Dorf, als kleinste Einheit im Staat, pflegte mit Erfolg, auf Anerkennung seiner Autonomie zu pochen.

Parteiversammlung der KPV

Das Politbüro der Partei führte in Ho Chi Minh City im März 2004 eine wichtige, zweitägige, nationale Parteiversammlung durch, um die Ereignisse des Jahres 2003 zu bewerten und um die Zielsetzungen für das Jahr 2004 zu diskutieren. Einer der wichtigsten Punkte der Parteiversammlung war die Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zu den Volksräten auf den drei lokalen Ebenen.

Der Generalsekretär der Partei, Nong Duc Manh, ermunterte auf der Parteiversammlung die Parteimitglieder, demokratischen Prinzipien zu folgen und über anstehende Zielsetzungen und Probleme offen zu diskutieren. Die im Land allgegenwärtige Korruption wurde intensiv erörtert und diskutiert und die negativen Auswirkungen von Korruption in der öffentlichen Verwaltung, auf die Wirtschaft und insbesondere auf ausländische Investoren, beschrieben.

Exzessive Bürokratie, Korruption und mangelnde Effizienz in der Verwaltung behindern die Entwicklung des Landes. Ungenügende Führerschaft, geringe Ausbildung von Kadern und Führungspersonal in der Verwaltung, Individualismus und Opportunismus sind Kennzeichen von öffentlichen Verwaltungen.

Die Partei wurde aufgefordert, größere Offenheit bei politischen Diskussionen zu zeigen, demokratisches Verhalten zu üben und großen Wert auf Bildung und Weiterbildung ihrer Kader zu legen. Das internationale Image von Vietnam hängt auch vom Image der KPV ab. Das internationale Image von Vietnam wird auch durch die Abhaltung der Wahlen zu den Volksräten geprägt.

dieser Aufsatz mit Schaubild ist in pdf Format verfügbar

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