Die Übernahme der Regierungsverantwortung im Bund im September 1949 ließ in der CDU die Pläne zur Gründung der Bundesparteiorganisation immer dringlicher werden. Zunehmend wurde nämlich seither deutlich, dass die Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU mit ihrem Büro in Frankfurt und die seit 1948 bestehende Konferenz der Landesvorsitzenden den Anforderungen nicht mehr gewachsen waren, die nun an die Partei gestellt wurden. Deshalb setzte die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag im April 1950 eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge zu einer besseren Organisation von CDU und CSU ausarbeiten sollte.
Ebenfalls im April 1950 drängte der Oberbürgermeister von Siegen, Ernst Bach, in zwei Briefen an Konrad Adenauer darauf, nun die Gründung der Bundespartei in Angriff zu nehmen. Seinem Brief vom 12. April legte er bereits konkrete „Vorschläge zur organisatorischen Zusammenfassung der CDU/CSU in der Bundesrepublik Deutschland“ bei. Es komme vor allem darauf an, so Bach, einen Bundesparteitag einzuberufen, der den Parteivorsitzenden und seine Stellvertreter wählen solle.
Diese verschiedenen Initiativen zur Gründung der Bundes-CDU griff der Leiter des Büros der Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU noch im April 1950 auf und lud die Landesvorsitzenden für den 11. Mai zu einer Konferenz nach Königwinter ein. Auf der Tagesordnung ganz oben stand das Thema „Organisation der Partei auf Bundesebene“.
Auf ihrer Sitzung im Adam-Stegerwald-Haus am 11. Mai 1950 stellten die Landesvorsitzenden die Notwendigkeit zur Gründung der Bundes-CDU überhaupt nicht mehr in Frage und Diskussionen hierüber blieben aus. Wie Bundeskanzler Adenauer in seiner Rede hervorhob, machte sich die ungenügende Organisation der Partei inzwischen störend bemerkbar. Die Gründung einer Bundespartei werde das Ansehen der CDU in Deutschland und Europa sicher stärken, so Adenauer. Daraufhin beschloss die Konferenz, einen Bundesparteitag einzuberufen, der den Parteivorsitzenden wählen solle. Die übrigen Vorstandsmitglieder sollten dann vom Hauptausschuss gewählt werden. Als Heinrich Lünendonk nun den Vorschlag machte, schon jetzt einen vorläufigen Vorstand zu wählen und Konrad Adenauer zum Parteivorsitzenden, stimmten die Landesvorsitzenden diesem Vorgehen einstimmig zu. Zur Vorbereitung des ersten Bundesparteitages und zur Ausarbeitung einer Satzung setzten die Landesvorsitzenden einen Organisationsausschuss unter Leitung von Alois Zimmer ein .
Bereits am 17. Mai 1950 entwarfen die Mitglieder des Ausschusses ein Statut für die CDU Deutschlands und verschickten dies an die Landesverbände. Konrad Adenauer verwendete seit der Sitzung in Königswinter in seiner Parteikorrespondenz die Bezeichnung „Bundesvorsitzender der CDU“.
Die Konferenz der Landesvorsitzenden am 11. Mai 1950 kann deshalb als die „Geburtsstunde der Gesamtpartei“ (Günter Buchstab) bezeichnet werden. Die offizielle Gründung fand allerdings erst auf dem 1. Bundesparteitag in Goslar im Oktober 1950 statt.
Literatur:
Adenauer: „Es musste alles neu gemacht werden“. Die Protokolle des CDU-Bundesvorstands 1950-1953, bearb. Von Günter Buchstab, Stuttgart 1986.
Die Unionsparteien 1946-1950. Protokolle der Arbeitsgemeinschaft der CDU/CSU Deutschlands und der Konferenz der Landesvorsitzenden, bearb. Von Brigitte Kaff, Düsseldorf 1991.
Hans-Otto Kleinmann: Geschichte der CDU, Stuttgart 1993.
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