Die Referentin, Elke Schlegel, 1958 in Jena geboren, wuchs in der DDR auf. Schlegels Kindheit war geprägt von Anpassungsdruck und staatlicher Kontrolle. Als die Berliner Mauer gebaut wurde, verlor ihre Familie Kontakt zu Verwandten im Westen. Sie berichtete von einem Alltag, in dem Anpassung über allem stand: Wer kein Pionierhemd trug oder religiös blieb, galt schnell als „Auffälliger“. Reisen oder Religions- und Meinungsfreiheit waren nicht möglich, und der Antrag auf eine eigene Wohnung wurde mehrfach abgelehnt. Aufgrund westlicher Familienkontakte wurde ihr der Zugang zu Ausbildung und Beruf eingeschränkt. Schließlich stellte sie 1983 einen Ausreiseantrag – ein Schritt, der ihr Leben veränderte. Wegen ihrer Teilnahme an dem „Weißen Ring“ – eine friedliche Bewegung in Jena, die auf ihre Ausreiseanträge aufmerksam machen wollte – wurde sie schließlich 1984 verhaftet. Besonders tragisch war, dass ihr eigener Bruder, damals bei der NVA, sie mit geladener Waffe festnahm.
Daraufhin kam sie in Untersuchungshaft der Stasi. Dort erlebte sie tagelange Verhöre, Isolation und gezielte Erniedrigungen, unter ständiger Angst. Die Zeitzeugin beschrieb die Haftbedingungen mit beeindruckender Offenheit und zeigte, wie tief das System in das Leben jedes Einzelnen eingriff. Später wurde sie in das Frauenzuchthaus Hoheneck verlegt, wo etwa 1600 Frauen unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert waren und Zwangsarbeit ohne Arbeitsschutz leisten mussten.
1985 wurde sie nach knapp sechs Monaten Haft schließlich von der Bundesrepublik freigekauft und konnte in den Westen ausreisen. Sie erzählte weiter, welche Schwierigkeiten sie dabei hinter sich ließ und welche neuen Herausforderungen sie nach ihrer Ankunft in Westdeutschland erwarteten. Trotz der traumatischen Erfahrungen spricht sie heute mit Stärke und bemerkenswerter Offenheit über ihre Vergangenheit und sagt: „Mit jedem Gespräch therapiere ich mich selbst.“
Zum Abschluss ermutigte sie die Jugendlichen, Demokratie und Freiheit nie als selbstverständlich zu sehen: „Schätzt, was ihr habt, und lasst euch nicht von Ideologien oder Medien beeinflussen.“ Mit vielen interessierten Fragen der Schülerinnen und Schülern entwickelte sich ein tolles Gespräch.
Autor: Berke Yüksel
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