Ausgehend vom Übernachtungsort, dem Schlosshotel Pillnitz (das seit den späten 90er Jahren wieder von einer Dresdener Familie geführt wird), der Elbe stromaufwärts folgend, gelangt man in die schönsten Landschaften der deutschen Romantik. Der Reisebus fährt täglich vorbei an dem kleinen Ort Graupa, in dem Richard Wagner die Inspiration seiner Wanderungen durch den Liebethaler Grund in seine Oper Lohengrin einfließen ließ.
Gemälde wie zum Beispiel das von Caspar David Friedrich „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ werden künftig an eigene spektakuläre Ausblicke über die Felsen des Elbsandsteingebirges von der Sächsischen bis in die Böhmische Schweiz erinnern, inklusive leichter Schwindelgefühle auf der Bastei oder beim Betrachten der Kletterer am Felsen.
Brutaler Szenenwechsel an der Elbe: im Gedenken an die im Mai dieses Jahres verstorbene Margot Friedländer und mit den Bildern des Terra-X-Dreiteilers „Roadtrip 1945“ im Kopf, in der Manfred Gans, alias Freddie Gray als Angehöriger einer britischen Spezialeinheit durch das gerade befreite Deutschland Vater und Mutter sucht, führt die Reise ins ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. Die gut erhaltene Anlage und die Gebäude der Garnisonsstadt aus dem 18. Jahrhundert erzählen von der Perfidie und Brutalität ihres Missbrauchs in nationalsozialistischer Zeit.
Doch nicht nur Flussläufen folgt diese Reise, sondern auch mittelalterlichen Pilger- und Handelsstraßen von West- nach Osteuropa, hin und zurück. Längst zeigen sie sich als stark befahrene Autobahnen, die nach Wrocław (Breslau) und Kraków (Krakau) weiter ostwärts führen. Die traumhaft schöne Altstadt von Görlitz mit ca. viertausend denkmalgeschützten Gebäuden wird begrenzt von der Neiße. Eine natürliche „Grenze“, die letztendlich mit der Potsdamer Konferenz 1945 zu einer faktischen wird. Das überaus sehenswerte, 2006 eröffnete Schlesische Museum zu Görlitz zeigt u.a.: Fast die gesamten Bewohner Niederschlesiens und ca. die Hälfte derer, die vor dem Zweiten Weltkrieg in den zu Deutschland gehörenden Gebieten von Oberschlesien lebten, mussten fliehen oder wurden vertrieben, ca. 3,2 Millionen. Heute sind Görlitz und seine polnische Schwesterstadt Zgorzelec in engem Kontakt, wenn auch durch die Problematik der irregulären Migration in Europa wieder punktuellen Grenzkontrollen ausgesetzt.
Kurz vor dem 35. Jahrestag der Deutschen Einheit führt eine Stippvisite in die drittgrößte Stadt Sachsens und aktuelle Kulturhauptstadt Europas, nach Chemnitz. Gemeinsam mit dem Land Sachsen trägt der Bund den Löwenanteil der Mittel, die für mehr Bekanntheit und Dynamik im wirtschaftlich geschwächten ehemaligen „sächsischen Manchester“ sorgen sollen.
Die Reisen zu „Europa im Kleinen“ sollen 2026 in Luxemburg eine Fortsetzung finden.
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