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"Der Sudan - ein vergessener Kriegsschauplatz"

Vortragsabend mit Melha Rout Biel und Peter Scheifler

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Jena (06. November 2003)

Während die Kameras der Weltpresse sich auf die kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak, in Afghanistan, im Nahen Osten, auf dem Balkan oder im Kaukasus richten, stehen die Konflikte in Afrika nur selten im Blickfeld der Öffentlichkeit. Dabei ist fast jeder zweite der noch jungen Nationalstaaten von brutalen Bürgerkriegen betroffen. Ist ein Land nicht selbst Kriegsschauplatz, wie beispielsweise Ruanda, Kongo oder Liberia – Länder aus denen uns immer wieder Nachrichten blutiger Massaker erreichen -, so leiden viele Nationen an Flüchtlingswellen.

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Diese Probleme gelten auch für den im Nordosten Afrikas gelegenen Sudan. Das zehntgrößte Land der Erde ist mit 28,9 Millionen Einwohnern eher dünn besiedelt. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1956 hat der Sudan fast ausschließlich Kriege erlebt, nur zwischen 1972 und 1983 gab es eine kurze Phase des Friedens. Gemessen an den Opfern (etwa zehn Prozent der Bevölkerung) ist der Sudan-Konflikt der schlimmste Waffengang seit dem Zweiten Weltkrieg. Am 6. November 2003 beschäftigte Vortrags- und Gesprächsabend des Bildungswerks Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung, der gemeinsam mit der Süd-Nord-AG an der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt wurde, mit diesem „vergessenen Kriegsschauplatz“. Als Referent trat zum einen Melha Rout Biel auf, ein in Jena lebender Sudanese, der die Ereignisse in seinem Heimatland in wissenschaftlichen Studien untersucht. Zum anderen sprach der Afrikanist Peter Scheifler, der sich im Zuge seiner Magisterarbeit intensiv mit dem Sudan auseinander setzte.

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Biel (Foto links) stellte zunächst das politische Gefüge sowie die Geschichte des Landes dar, verwies auf das große antike Erbe und die Zeit als britisch-ägyptische Kolonie. Zugleich kritisierte er, dass traditionelle Kulturen und ethnische Strukturen bei der Kolonisation des Kontinents ebenso keine Berücksichtigung fanden wie bei der Nationalstaatsbildung im Zuge der Unabhängigkeit Mitte des letzten Jahrhunderts. In diesem Defizit sieht der Referent eine Hauptursache für die bis heute andauernden Bürgerkriege, wenngleich wirtschaftliche, soziale oder religiöse Motive gleichsam eine Rolle spielen. Im Sudan wirken alle diese Aspekte, zumal hier seit jeher eine religiös-kulturelle Zweiteilung herrscht: Während im Norden vorwiegend Muslime leben, ist der Süden von Christen oder Angehörigen animistischer Religionen besiedelt. In den beiden Landesteilen finden sich immer wieder Ideen auf der politischen Agenda, die von einer Spaltung sprechen und die jeweiligen Provinzen/Landesteile mit den Nachbarländern (etwa Kenia) vereinigen wollen. Zugleich gibt es Pläne zur Föderalisierung.

Melha Rout Biel beschrieb, wie die Differenzen der beiden Teile, vor allem das Begehren des Südens nach Autonomie und mehr Mitspracherechten, in den fünfziger Jahren – noch vor der Unabhängigkeit – zum ersten Bürgerkrieg führten, der 1972 mit einer Autonomieregelung für den Südteil endete. Nach Islamisierungsbestrebungen und einem weiteren Auseinanderklaffen der Wohlstandsschere zu Ungunsten des Südens brach der militärische Konflikt im Mai 1983 erneut aus. Freilich vermochten die Muslime das eingeführte islamische Recht (Scharia) nicht durchzusetzen. 1985 stürzte schließlich der Militärmachthaber Jafar el-Numeiri; fortan übten besonders die Muslimbrüder unter Hassan el-Turabi großen Einfluss aus. Dies galt auch lange für die seit 1989 andauernde Regierungszeit des Militärherrschers Umar al-Baschir. Wichtigste militärische Kraft im Süden ist die Sudan People's Liberation Army (SPLA) um John Garang. Die Lage im Land verkomplizierte sich ständig weiter, denn einzelne Rebellenführer wechselten immer wieder die Fronten. Mittlerweile ist laut Biel im Süden keine Frontlinie mehr zu erkennen – kleine Guerilla-Truppen mit regionalen Führern kämpfen im gesamten Raum, ein Kriegsende scheint ferner denn je. Außerdem betonte der Referent, dass im Falle eines Friedensschlusses mindestens 20 Jahre nötig seien, um auf den Vorkriegsstand zurückzukehren – vor allem im Bildungs- und im Gesundheitssystem. Dabei hätte der Sudan in wirtschaftlicher Hinsicht aufgrund seiner natürlichen Ressourcen gute Voraussetzungen, denn es gibt viele Bodenschätze, darunter Erdöl-Reserven.

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Im Gegensatz zu Biels historisch-politischer Abhandlung setzte Scheifler (Foto links) kulturell-ethnische Schwerpunkte. Die äußerst komplizierten kulturellen Strukturen des Landes verdeutlichte der Referent bereits in der Auflistung, dass es 400 bis 600 Volksgruppen gebe, deren Sprachen drei Familien zuzurechnen seien. 19 Sprachen werden von mehr als 100.000 Menschen gesprochen. Die größte Ethnie (etwa 40 Prozent) sind die im Norden lebenden sogenannten Sudan-Araber, bei denen es sich um arabisierte Afrikaner handelt. Zu unterscheiden sei zwischen Nomaden in den Steppen und Sesshaften, die zumeist am Nil siedeln. Gemeinsam mit den Nubiern stellen sie die politische Elite des Sudans. Ein weiteres großes Volk sind die Beja im Osten. Im Westen lassen sich ferner die Four finden, daneben als einziges nicht-islamiertes Volk im Norden die Nuba. Zu den Südsudanesen (circa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung) zählen die Niloten. Schon in dieser ethnischen Vielfalt liegt eine genannte Ursache für die nicht enden wollenden Konflikte.

Die abschließende Diskussion mit dem zumeist studentischen Publikum vertiefte die in beiden Referaten angesprochenen Strukturen des Konflikts. Lösungsoptionen kamen dabei ebenso zur Sprache wie die Rolle der internationalen Gemeinschaft sowie die Hilfe Deutschlands bei der Vermittlung zwischen den verfeindeten Parteien. Zwar wächst die Hoffnung auf Frieden in der Region, aber immer neue Bündnisse (jüngst ein Pakt zwischen den einstigen Todfeinden Turabi und dem Rebellenführer Garang gegen Präsident Bashir) stehen dem zarten Pflänzchen einer Aussöhnung stets im Weg. Debattiert wurde ferner die Rolle der sudanesischen Kriegsparteien im internationalen Terrorismus: Das Regime in Khartum galt als Unterstützer Osama bin Ladens, der fünf Jahre dort lebte. Nach den Terroranschlägen auf US-Botschaften in Nairobi und Dar-es-Salam im Jahre 1998 ließ der damalige US-Präsident Clinton eine pharmazeutische Fabrik in der sudanesischen Hauptstadt bombardieren – unter dem Verdacht, dort würde Giftgas produziert. Heute wird der Sudan allerdings nicht mehr in einem Atemzug mit dem El-Quaida-Führer genannt, wird aber gleichwohl zur „erweiterten Achse des Bösen“ gerechnet.

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