Asset Publisher

Partisipasi-partisipasi dalam acara

Vom Erbfeind zum Freund

Franzosen und Deutsche als Motor der europäischen Einigung

Asset Publisher

mit Dr. Martin Borowsky

Mittwoch, 5. März 2003, 19.00 Uhr

Tumult in Paris! Wütendes Geschrei im Parlament! Mit diesen Schlagzeilen mögen die Zeitungen am 31. August 1954 erschienen sein, nachdem sich am Vortag die Nationalversammlung in der französischen Hauptstadt getroffen hatte. Anlass für die Debatte war die Ratifizierung des Vertrages über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), mit der die fünf Jahre junge Bundesrepublik Deutschland in die militärische Bündnisstruktur Westeuropas eingefügt werden sollte. Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lehnten die Abgeordneten der Nationalversammlung dieses Ansinnen jedoch mehrheitlich ab. Ein militärisches Bündnis mit dem „Erbfeind“ Deutschland war undenkbar, schließlich standen sich Deutsche und Franzosen seit 1870/71 in drei vernichtenden Kriegen gegenüber, deren Wunden noch nicht verheilt waren.

Mit diesem historischen Einstieg von Dr. Martin Borowsky begann am 5. März 2003 eine Vortragsreihe am Hoffmann-von-Fallersleben-Gymnasium Weimar. In vier Teilen würdigen die Referenten die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, die mit Unterzeichnung des Elysée-Vertrages am 22. Januar 1963 eine schriftliche Fixierung erhielt. Im Jahr 2003 beging man den 40. Jahrestag dieser Vertragsunterzeichnung, die mit zwei Namen verbunden ist: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer.

Als Auftakt zur Vortragsreihe beschäftigte sich Dr. Martin Borowsky mit der Geschichte der deutsch-französischen (Nachkriegs-)Beziehungen, wobei er die Rolle der beiden Nationen als „Motoren“ der europäischen Einigung würdigte. Zum Teil konnte der Referent dabei aus eigener Erfahrung berichten, denn der Jurist war von März 2000 bis September 2001 an die Thüringer Staatskanzlei abgeordnet, um das Projekt der Grundrechte-Charta für die deutschen Länder fachlich zu betreuen. Diese Grundrechte-Charta ist einer der jüngsten Schritte der europäischen Integration und soll die Europäische Union neben der Wirtschaftsgemeinschaft als Wertegemeinschaft aufbauen.

Borowsky wandte sich intensiv den ersten Schritten europäischer Integrationspolitik zu, wobei er stets die Rolle der beiden Staaten beleuchtete. Dabei gingen die ersten Initiativen von Frankreich aus, so der Schuman-Plan, als dessen Ergebnis die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) stand. Hintergrund der EGKS war freilich nicht die Freundschaft zu Deutschland, sondern das Misstrauen gegenüber dessen einstigen Hegemonialbestrebungen. Die deutschen Ressourcen der Schwerindustrie sollten dieser Initiative zufolge kontinental überwacht werden. Ferner initiierten die Franzosen jene Europäische Verteidigungsgemeinschaft, die sie 1954 ablehnten – Gaullisten und Kommunisten sprachen sich allerdings schon anfänglich gegen die EVG aus.

Parallel zur (west)europäischen Wirtschaftskooperation näherten sich Franzosen und Deutsche an, so dass es 1963 zum erwähnten Vertragsabschluss kam. Es folgten bilaterale Projekte zur Kooperation, so Jugendaustausche, Städtepartnerschaften, Regionalpartnerschaften. Ebenso kam es in den Gesellschaften zu vergleichbaren Debatten, so um die Frage der Aufarbeitung historischer Verbrechen, besonders während der Zeit des Nationalsozialismus.

Gemeinsam zeigten sich Deutsche und Franzosen als Motoren der europäischen Einigung, so bei ihrer Initiative zur politischen Union, die der Vertrag von Maastricht 1993 fixierte. Neben der Grundrechte-Charta spielen beide Nationen auch im Prozess der Erarbeitung einer europäischen Verfassung eine herausragende Rolle, etwa bei den Vorschlägen zur einer Doppelspitze an der EU. Lediglich religiöse Fragen führen zwischen den Partnern zu größeren Debatten, denn Frankreich versteht sich als laizistischer Staat, während die Kirchen in Deutschland deutlich größeren Einfluss tragen.

Dr. Martin Borowsky blickte mit seinem Vortrag sowohl in die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen als auch in die Gegenwart und Zukunft. Fast sechzig Jahre nach Kriegsende ist die Freundschaft zwischen beiden Staaten und Gesellschaften nicht mehr wegzudenken, was sich in der politischen Partnerschaft zeigt. Dem Auftakt zur Vortragsreihe sollte im April 2003 ein zweiter Teil folgen, der ein konkretes Projekt jener Beziehungen beleuchtet – die regionale Kooperation.

/documents/252038/253255/Borowsky1.jpg/aac9791e-e923-d503-34f0-6d191324fadb
Dr. Martin Borowsky während seines Vortrages in Weimar.

Die anderen Veranstaltungen der Reihe "40 Jahre Richtung Zukunft. Die deutsch-französische Gemeinschaft feiert Geburtstag":

Vortrag von Dr. Jean-Claude Voisin zur Regionalisierung

Vortrag von Thomas Hoffmann zum französischen Bildungssystem

Podiumsdiskussion zum Studium in Frankreich

Asset Publisher

comment-portlet

Asset Publisher

Asset Publisher

Tentang seri ini

Konrad-Adenauer-Stiftung dengan karya-karya dan pusat-pusat pendidikannya serta kantor-kantornya di luar negeri menyelenggarakan setiap tahun beribu-ribu buah acara tentang topik yang beraneka-ragam. Di dalam situs www.kas.de, kami memberitakan secara aktuil dan eksklusif bagi Anda tentang kongres, peristiwa, dan simposium dll. yang terpilih. Di samping ringkasan isi, Anda di situ memperoleh juga bahan tambahan seperti gambar, naskah ceramah, serta rekaman video dan audio.

Informasi pemesanan

erscheinungsort

Erfurt Deutschland