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Achtung fürs Ehrenamt

Das Ehrenamt braucht mehr Wertschätzung, bessere Rahmenbedingungen und eine zielgruppenspezifische Ansprache

Gesellschaftliches Engagement hat in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch wird in der Öffentlichkeit häufig das Bild des aussterbenden Ehrenamtes gezeichnet und viele Verbände und Vereinigungen beklagen Nachwuchsprobleme. Umso wichtiger, dass das Ehrenamt gestärkt wird. Unser Kurzum zeigt auf, wie dies gelingen könnte.

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Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement befinden sich im Wandel. Gesellschaftliche Entwicklungen, wie die Gleichstellung der Geschlechter, der Bildungsausbau und die Tatsache, dass ältere Menschen länger gesund bleiben, haben dazu beigetragen, dass gesellschaftliches Engagement in Deutschland deutlich zugenommen hat. Im Jahr 1999 waren etwa 31 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren freiwillig oder ehrenamtlich engagiert. Knapp 40 Prozent und damit 28,8 Millionen Menschen waren es 20 Jahre später. Dennoch wird in der Öffentlichkeit häufig das Bild des aussterbenden Ehrenamtes gezeichnet und viele Verbände und Vereinigungen beklagen Nachwuchsprobleme. Was hat es damit auf sich?

 

Zum einen weicht die ursprüngliche Begriffsbedeutung von Ehrenamt im Sinne einer gemeinwohlorientierten, unentgeltlichen Tätigkeit durch Übernahme einer Funktion zunehmend einem breiteren Verständnis von bürgerschaftlichem Engagement. Dieses vollzieht sich nicht mehr zwingend in Form von langfristigen Verantwortlichkeiten innerhalb fester Vereins- und Verbandsstrukturen, sondern kann auch projektbezogen und informell erfolgen. Damit einhergehend werden die Begriffe „ehrenamtlich“ und „freiwillig“ zunehmend synonym verwendet. Zum anderen zeigen Untersuchungen, dass bildungsferne Bevölkerungsgruppen, Nichterwerbstätige und Menschen in strukturschwachen Regionen unterdurchschnittlich häufig ehrenamtlich aktiv sind. Auch Personen mit Migrationshintergrund sind vergleichsweise selten gesellschaftlich engagiert, auch wenn gerade hier eine große prinzipielle Bereitschaft zum Engagement besteht.

 

Das Gleiche trifft für junge Menschen zu. Die Jugend (Generation Y und jünger) will sich aber eher in kurzfristige soziale Projekte einbringen, als sich an traditionelle Vereinigungen mit hierarchischen Strukturen zu binden. Auch hierdurch wird es schwieriger, jüngere Interessenten für klassische ehrenamtliche Vorstands- und Leitungspositionen, zum Beispiel im Heimatverein oder bei der Freiwilligen Feuerwehr, zu gewinnen. Aber es gibt noch weitere Gründe für das hohe Durchschnittsalter von Ehrenamtlichen. Nach einer Befragung der Deutschen Kinder- und Studienstiftung wissen die 15- bis 27-Jährigen oft zu wenig über entsprechende Angebote. Hinzu kommt der durch den demographischen Wandel bedingte Rückgang des Anteils junger Menschen an der Gesamtbevölkerung.

 

Doch bedeutet der demographischen Wandel auch Chancen. Die geburtenstarke Babyboomer-Generation ist mit den klassischen Strukturen des Ehrenamtes vertraut, häufig bei guter Gesundheit und hoch motiviert. Mit dem Renteneintritt der Babyboomer ergibt sich ein großes Potenzial, ehrenamtlich Engagierte zu halten oder neu zu gewinnen. Fehlende Zugänge oder mangelnde Informationen führen jedoch auch bei grundsätzlich motivierten Seniorinnen und Senioren dazu, von einem Engagement abzusehen. Diese Kenntnis- und Zugangslücken können durch eine zielgruppenspezifischere Ansprache überwunden werden.

 

Um mehr ältere Menschen zu erreichen, bietet sich die Vernetzung von Schnittstellenakteuren und Multiplikatoren an. Eine Maßnahme, die bereits in einigen Städten erprobt wird, sind Netzwerktreffen mit Ü-55-Jährigen, die in Kooperation mit Einwohnermeldeämtern per Serienbrief eingeladen werden. In Integrationskursen könnten Zugewanderte mit dauerhafter Bleibeperspektive auf Teilhabemöglichkeiten hingewiesen werden. Schulen können mit Vereinen und Verbänden zusammenarbeiten, um Jugendliche früh an Möglichkeiten des gesellschaftlichen Engagements heranzuführen. Darüber hinaus bieten gemeinwohlorientierte Aktionen sowie die verstärkte Nutzung digitaler Medien auch traditionellen Vereinen eine Chance, junge Menschen vermehrt auf sich aufmerksam zu machen. Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt unterstützt bundesweit bereits 100 gemeinnützige Organisationen im Umgang mit dem digitalen Wandel, benötigt aber mehr finanzielle Mittel, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

 

Noch etwas ist wichtig: Ehrenamtliche wünschen sich mehr Beachtung und Anerkennung. Dafür ist der 5. Dezember als internationaler Tag des Ehrenamtes ein wichtiges Zeichen. Dieser sollte aber zum bundesweiten Aktionstag für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement werden. Auch die Aufwertung des Unterausschusses für Bürgerschaftliches Engagement zu einem ordentlichen Bundestagsausschuss wäre ein wichtiges Signal der Anerkennung und des Stellenwertes der Engagementpolitik. Neue Kampagnenideen sollten außerdem gezielt junge Leute ansprechen. Anknüpfungspunkte für eine solche Kampagne gäbe es genug. Schließlich hat der Begriff vom „Ehrenmann“ beziehungsweise der „Ehrenfrau“ längst Einzug in die Jugendsprache gefunden.

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Natalie Klauser

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