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Angst vor Terroranschlägen in Peking
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Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Peking hat die chinesische Regierung massive Sicherheitsvorkehrungen gegen etwaige Unruhen und befürchtete Anschläge auf die Olympia-Stadt getroffen. Die Wahrung von Sicherheit und Ordnung während des Sportevents stehe an oberster Stelle, wie der Sicherheitschef des Organisationskomitees BOCOG, Liu Shaowu, vorletzte Woche auf einer Pressekonferenz bekräftigte. Kaum ein Tag vergeht, an dem Vizepräsident Xi Jinping, der die Hauptverantwortung für die Olympischen Spiele trägt, nicht unterstreicht, dass die Sicherheit oberste Priorität habe. Als Folge darauf haben die Machthaber in Peking in den letzten Monaten aus Angst vor Terroranschlägen ein enges Sicherheitsnetz gesponnen, das die Stadt wie durch einen gepanzerten Schleier gegen äußere Gefahrenquellen abschirmen soll.
Mit einer geschätzten Aufstockung des Sicherheitspersonals auf mehr als 100.000 Mann, einer merklich stärkeren Polizeipräsenz, einer riesigen Armee von etwa 600.000 freiwilligen Helfern sowie der Installation von geschätzten 300.000 Videokameras hat die Regierung in kurzer Zeit ein Überwachungssystem geschaffen, das fast schon beängstigend wirkt. Die Einwohner Pekings sollen in diesem Apparatus die Rolle der „Augen und Ohren“ übernehmen. In Ausstrahlungen des staatlich kontrollierten Fernsehens wird die Bevölkerung immer wieder dazu aufgefordert, bei Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten in der Nachbarschaft sofort die Polizei zu alarmieren. In den Zeitungen werden die Bürger zur Wachsamkeit gegenüber liegengelassenem Gepäck in Parks, in Bussen oder Bahnen aufgerufen.
Besonders nach dem tödlichen Messerangriff auf sechs Shanghaier Polizisten am 1. Juli und den zwei Busexplosionen in Kunming am 21. Juli sind die Pekinger Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitsschaft versetzt worden. Nur einen Tag nach den Explosionen in Kunming wurde Großalarm ausgelöst, als die Pekinger Polizei von einer verdächtigen Tasche erfuhr, die in der Nähe der Verbotenen Stadt liegengelassen wurde. Der Aufmarsch einer Sondereinheit der Polizei sorgte für Unruhe und Verunsicherung unter der Bevölkerung. Am Ende stellte sich heraus, dass die Tasche nur Lumpen enthielt und sie wohl von jemandem liegengelassen wurde.
Peking nimmt die Terrorgefahr sehr ernst. Die neuen Prestigeobjekte Pekings, vor allem das Nationalstadion, werden wie Festungen bewacht und verteidigt. Aufgrund von großräumigen Absperrungen ist es für Besucher kaum noch möglich, dicht an die Stadien heranzukommen. Um das „Vogelnest“ herum wurden Flugabwehrraketen vom Typ Hongqi 7 stationiert. In der Luft werden während der Spiele Düsenjäger kreisen, um eventuelle Anschläge abzuwehren.
Terroranschläge werden von verschiedener Seite befürchtet. Dabei steht an erster Stelle auf der Liste die Gruppe East Turkestan Islamic Movement (ETIM), die 2002 von den Vereinten Nationen als Terrorgruppe gelistet wurde. Insbesondere nach Unabhängigkeit strebende Uighuren, tibetische Aktivisten oder Falun Gong Anhänger, aber auch Dissidenten aller Art werden als Bedrohung angesehen. Aber auch Anschläge von internationalen Terroristen werden nicht ausgeschlossen. Interpol- und FBI-Experten teilen die Meinung chinesicher Sicherheitsexperten, dass die Olympischen Spiele ähnlich wie jede sportliche Großveranstaltung Terroristen eine Chance bietet, weltweite Aufmerksamkeit zu erreichen.
Das neue von der chinesischen Regierung herausgegebene „Anti-Terror-Handbuch“ beschreibt potentielle Terrorszenarien, darunter Explosionen, Schießereien, Entführungen und sogar Chemie- und Atomwaffenangriffe. Es gibt gezielt Ratschläge, wie sich die Bevölkerung in der entsprechenden Gefahrensituation verhalten soll.
Tabea Holtz, 31. Juli 2008