Публикатор

Страновой отчет

„Unobjektiv“, „falsch“ und „einseitig“

Автор: Dr. Lars Peter Schmidt †

Reaktion der russischen Medien auf die westliche Berichterstattung über den Kaukasuskrieg

Die russischen Medien reagieren ebenso wie die russische Politik äußerst konsterniert auf Kommentare und die aus ihrer Sicht einseitige Berichterstattung in den europäischen und US-amerikanischen Medien. Aus russischer Sicht scheint die Faktenlage eindeutig: Georgien mit seinem hitzköpfigen und von den USA beeinflussten Präsidenten Michael Saakaschwili hat Südossetien angegriffen.

Публикатор

Russland musste seine Bürger, die in der kleinen von Georgien seit Anfang der 1990er Jahre abgespaltenen Republik leben, schützen und hat deswegen seine Truppen in Südossetien und später zur Abwehr weiterer Angriffe vorübergehend auf georgisches Staatsgebiet vorrückenlassen. Dies jedoch werde so in den westlichen Medien nicht eindeutig dargestellt. So schreibt zum Beispiel die Rossijskaja Gazeta am 18.08.: „Für den westlichen Zuschauer wurde der Anfang des Krieges nicht sichtbar, weil er im Fernsehen nicht dargestellt war. Darum ist Russland ein Aggressor in ihren Augen. (…) Es ist ein Informationskrieg.“

Hätte Russland sich passiv verhalten, wäre es nach Einschätzung russischer Experten zu einer langfristigen Destabilisierung des Kaukasus gekommen; verbunden mit einem unkontrollierbaren Guerillakrieg in Südossetien. Dieser hätte sich ohne Frage auch auf die zweite abtrünnige Provinz Abchasien ausgedehnt.

Nahezu alle russischen Medien kritisierten die westliche Berichterstattung als „unobjektiv“, „falsch“ und „einseitig“. Allerdings waren die Reaktionen auf die Medienberichterstattung in den einzelnen Staaten unterschiedlich: am meisten wurden die Medien aus Großbritannien und den USA kritisiert – vor allem die elektronischen Medien wie CNN, BBC, FOX News. Dagegen wurde der europäischen Presse, u.a. aus Deutschland, weit aus weniger Aufmerksamkeit geschenkt.

Ein Thema in der Berichterstattung war der Besuch Angela Merkels bei Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew in Sotschi am vergangenen Freitag. Das gemeinsame Gespräch wurde grundsätzlich positiv kommentiert und Verständnis für Merkels Position und Rücksichtnahme auf osteuropäische Länder geäußert: „Merkel hat mit ihrem Besuch unterstrichen, welche Bedeutung für sie die Zusammenarbeit und die guten Beziehungen mit Russland haben. In diesem unterscheidet sich ihre Einschätzung von der Position der USA und osteuropäischer Regierungen. Merkel verdeutlichte, dass Russland mit dem Einmarsch in georgisches Kernland die Grenzen des Notwendigen überschritten hat. Die teilweise Okkupation von Georgien und die damit verbundene Völkerrechtsverletzung sind mit einer guten Zusammenarbeit unvereinbar.“ Rosbalt.Ru 16.08

Alles in allem ist das Bild der russischen Presse im Bezug auf die Berichterstattung der westlichen Medien über den Krieg in Südossetien das folgende: Der Westen hat Angst vor Russland und sieht dessen wachsende Macht und die Möglichkeiten, schnell und hart auf die Versuche, Russlands Interessen zu schaden, zu reagieren. Das widerspricht den Interessen westlicher Staaten und sie versuchen, Russland zu isolieren.

Gleichwohl lassen sich in den russischen Medien auch kritische Stimmen gegenüber dem Vorgehen des Kremls finden. So schreibt zum Beispiel die oppositionelle Zeitung „Nowaja Gazeta“ (11.08.): „Gegenseitige Intrigen haben zum Tod friedlicher Bürger in Zchinvali geführt. Das ist ein Verbrechen von Georgien. Die Provokation des Konfliktes durch Südossetien ist ein Verbrechen. Und auch Russland hat ein Verbrechen begangen – durch den Angriff auf das Territorium eines souveränen Staates. “

NATO-Russland-Rat

Eher gelassen reagierten die russischen Medien auf den Beschluss der NATO, den gemeinsamen Rat mit Russland vorerst auszusetzen. So schreibt Wremja Nowostej am 20.08.: „Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen haben sich verschlechtert, sind jedoch nicht am Tiefpunkt angekommen und haben stattdessen die Chance, sich zu verbessern.“ Diese schon fast zynische Betrachtung resultiert daraus, da man derzeit nichts anderes vom Westen erwartet. Mit einer gewissen Häme jedoch kommentieren die russischen Zeitungen, dass sich die US-Amerikaner in persona von Außenministerin Rice im NATO-Rat mit ihrer harten Haltung nicht hatten durchsetzen können: „Die Mission von Frau Rice war `Russland zu bestrafen`. Aber der NATO-Ministerrat hat die Initiative der USA, die Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit mit Russland aufzukündigen, nicht angenommen. Schon vor der Tagung war klar, dass nicht alle Alliierten Russland bestrafen wollen.“ (Iswestija, 20.08.) Dagegen eher verwundert, nimmt die russische Presse das Verhalten Großbritanniens auf, das bislang stets an der Seite der USA stand und seit dem Tod des russischen Ex-Spions Litwinjenko in London alles andere als ein Fürsprecher Russlands gilt. Die Komsomolkaja Prawda (20.08) schreibt: „Die größten europäischen Länder – Frankreich, Deutschland und Italien – wollten nicht in den Kalten Krieg zurückkehren und den Rohstoff-Lieferanten verlieren. Gegen Rice stimmte auch der treue Alliierte der USA – Großbritannien. Außenminister David Miliband hat die Bestrebungen von „Big Brother“, Russland zu isolieren, unerwartet verurteilt. Auch Tschechien hat Russland unterstützt. Vaclav Klaus hat die Versuche von Saakaschwili, Parallelen zu ziehen mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die CSSR 1968 stark kritisiert und gesagt, die Reden über das goldene Georgien und das böse Russland seien stark vereinfacht.“

Abwehrschirm Polen

Ein weiteres Thema ist der Aufbau eines Raketenschutzschildes in Polen, für das am 20. August in Warschau der Vertrag unterschrieben wurde. Die russischen Zeitungen sehen in der Ratifizierung sowohl durch die Tschechische Republik vor einigen Wochen, vor allem aber durch die polnische Regierung eine Art Vergeltung gegen¬über Russland, das viele der ehemaligen Ostblockstaaten immer noch als Nachfolger der Sowjetunion sehen. Dabei verkennen sie jedoch, dass das heutige Russland nicht mehr die Sowjetunion ist und dass es ebenso wie sie einen Transformationsprozess durchläuft. „In Moskau denken viele, dass sich Polen und Tschechien, die sich als enge Partner der USA verstehen, einfach an Russland rächen wollen für historische Kränkungen aus dem letzten Jahrhundert. `Die Taten der tschechischen und polnischen Seite sind eine Form der psychologischen Rache` – meint der russische Menschenrechtsbeauftragter Lukin. … Das Datum der Vertragsunterzeichnung ist auch symbolisch: Vor 40 Jahren sind sowjetische Panzer Tschechoslowakei einmarschiert.“ (Wremja Novostej, 21.08)

Da sich Außenministerin Rice beim NATO-Gipfel mit ihrer harten Haltung gegenüber Russland nicht durchsetzten konnte, sei der Erfolg durch die Unterzeichnung des Vertrages mit Polen für sie nötig gewesen. Zudem sehen die russischen Medien einen Zusammenhang mit dem immer heftiger werdenden Wahlkampf in den USA. So schreibt die Nesawissimaja Gazeta (21.08): „Die Unterzeichnung des amerikanisch-polnischen Vertrages ist während des Wahlkampfes in den USA erfolgt. Die Administration von Präsident Bush unterstützt so den Kandidaten der republikanischen Partei. Der demokratische Kandidat Barack Obama hat jedoch angekündigt, er werde die Finanzierung der Raketenabwehr beschneiden, falls er Präsident wird. Also, es gibt keine Garantie, dass die Hoffnungen Warschaus sich erfüllen werden. Es ist aber bereits jetzt klar, dass die Stationierung des Raketenabwehrsystems die russisch-polnischen Beziehungen nicht verbessert.“

Поделиться

Публикатор

comment-portlet

Публикатор

Публикатор

О циклах публикаций

Фонд им. Конрада Аденауэра имеет собственные представительства примерно в 70 странах на пяти континентах. У наших зарубежных представителей в каждой конкретной стране можно узнать о новых достижениях и долгосрочных проектах. В подготавливаемых ими "Региональных отчетах" посетители веб-сайта фонда им. Конрада Аденауэра могут получить эксклюзивные аналитические материалы, различную дополнительную информацию и результаты экспертных оценок.

Информация для заказа

erscheinungsort

Sankt Augustin Deutschland