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Capacity Building für den Neuanfang im Irak

Автор: Gregor B. M. Meiering
Seit dem Krieg um Kuwait von 1990/91 beherbergt Jordanien die wohl größte irakische Diaspora. Schätzungen reichen von 100,000 bis zu 300,000 Irakern, die ihr Land im vergangenen Jahrzehnt verlassen haben, um dem totalitären Regime Saddam Husseins zu entgehen und sich andernorts eine Existenz aufzubauen.

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Nicht wenige von ihnen sind als humanitäre Flüchtlinge in den Industrieländern Westeuropas und Nordamerikas aufgenommen worden. Viele der Emigranten sind als qualifizierte Führungskräfte aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und Kultur allerdings in der Region geblieben und in Wartestellung gegangen. Diese Gruppe zu Multiplikatoren des Wiederaufbaus nach dem Krieg zu machen, ist eine Priorität der Irak-Arbeit der Stiftung.

In der vergangenen Woche versammelten sich über dreißig Iraker auf Einladung des Regionalbüros Naher Osten in Amman, um eine Analyse der gegenwärtigen Situation im Irak und der Region vorzunehmen und um Vorschläge für einen gesellschaftlichen und politischen Neuanfang im Irak zu ventilieren.

Die Hauptherausforderungen an die Nachkriegsphase liegen aus Sicht der irakischen Teilnehmer in einem Mangel an strategischer Ausrichtung; der Überlebenskampf des Baath-Regimes in Bagdad dauere länger als erwartet an, und angesichts der militärischen Probleme beim Niederzwingen des Herrschaftsapparates von Saddam Hussein müsse befürchtet werden, dass die USA im Irak eine direkte Kontrolle auszuüben sich anschickten, so die Gäste.

Dennoch sei man gewillt, den Versuch zu wagen, zivilgesellschaftlich aktiv zu werden, um auf diese Weise innerirakisch ein Zeichen zu setzen, dass die Zukunft nur in einem pluralistischen und politisch wie wirtschaftlich offenen System liegen könne.

Man verwies allgemein auf die Notwendigkeit einer Vergangenheitsbewältigung. Irakern müsse die Gelegenheit gegeben werden, ihre eigene Geschichte neu zu entdecken und zu schreiben, um auf diese Weise der politischen Manipulation entgegenzuwirken.

In Europa könne hierbei Deutschland ein wichtiger Partner sein, da sowohl nach dem Zweiten Weltkrieg als auch nach dem Zusammenbruch der DDR beispielhafte Anstrengungen unternommen worden seien, mit der Geschichte für die Gegenwart und Zukunft zu lernen. Konkret wurden hier von den Irakern zukünftige Projekte einer "Iraqi Oral History", der Schulbuchentwicklung, aber auch des Wissenschaftsaustauschs (Lehrveranstaltungen an irakischen Universitäten) angeschoben.

Künstler, Journalisten und Publizisten verwiesen ihrerseits darauf, dass eine Befreiung nicht nur das Verhältnis von Gesellschaft und Geschichte, sondern auch auf eine Stärkung des Individuums abzielen müsse.

Die Abrüstungsdebatte des vergangenen Jahrzehnts habe zu einer Überbewertung der Außenpolitik Iraks geführt; die innere gesellschaftliche Knebelung reiche demgegenüber mehr als dreißig Jahre zurück. Zensur und Selbstzensur hätten zu einem Qualitätsverlust auf inhaltlicher Ebene geführt, so wie das seit 1991 währende Wirtschaftsembargo den Verfall des technologischen know-how beschleunigt habe.

Die Kulturindustrien des Iraks wiederaufzubauen (früher hieß es: "Ägypten schreibt, der Libanon druckt, der Irak liest") genieße unter Irakern hohe Priorität. Der Bedarf, sich wieder mit dem arabischen Raum zu vernetzen – hier insbesondere mit dem Libanon – ist groß; Besucherprogramme zum Austausch mit Europa wurden hier in Verbindung mit Förderung von Print-Publikationen als geeignetes Mittel gesehen, zu Standards zurückzukehren, für die der Irak als modernstes arabisches Land einst stand.

Der innerarabische Austausch wurde auch von IT-Experten als wichtig und vor allem effizient apostrophiert; im Irak existiere derzeit praktisch kein Internet, während andere Länder der Region – Jordanien und Libanon – über eine gute technische Infrastruktur verfügten.

Ingenieure und Architekten schließlich verwiesen auf die Notwendigkeit, sich angesichts der immensen physischen Zerstörung im Irak auch wieder auf Fragen der Stadtentwicklung und

-sanierung zu konzentrieren. In Zukunft – so die Experten, werde es darauf ankommen, die Städte nicht nur physisch, sondern auch sozial wieder bewohnbar zu machen. Die Frage des Austauschs mit vergleichbaren Situationen dränge sich hier auf: Berlin nach 1989, Beirut seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990. Auf den Erfahrungen anderer aufzubauen, sei möglich; ein Engagement der Stiftung hinsichtlich des Netzwerkaufbaus zu Städteplanern in der Region wie auch in Deutschland sei hochwillkommen.

Im Verlauf des Seminars konnten auf diese Weise wichtige Anregungen für die zukünftige Irak-Arbeit gesammelt werden. Von irakischer Seite wurde dieses "mapping" als wesentlich für einen Erfolg von Nachkriegsmaßnahmen begrüßt; nur wenn Iraker selbst zum Zuge kommen, sei die Tragfähigkeit des demokratischen Aufbaus in Zukunft gesichert.

In der Zwischenzeit gilt es allerdings, dem weit verbreiteten Gefühl der Machtlosigkeit entgegenzuwirken, einer Haltung, die nicht weniger Iraker in diesen Tagen allmählich vom Apparat der Baath-Partei und der Geheimdienste Saddam Husseins auf die USA übertragen.

Die Aussicht, mit europäischen Partnern für die Zukunft des Iraks arbeiten zu können, spornt viele Iraker an, nach 30 Jahren Diktatur und 23 Jahren Krieg dennoch den Versuch der Einmischung zu wagen.

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Thomas Birringer

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