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Reaktionen aus der arabischen Welt auf den Terroranschlag von Damaskus

Автор: Michael Däumer, Sebastian Grundberger
Wieder einmal erschüttert eine tödliche Autobombe die arabische Welt. Diese trifft mit Syrien jedoch diesmal ein Land, welches in den letzten zehn Jahren von derartigen Anschlägen auf die Zivilbevölkerung weitgehend verschont geblieben worden war. Das Attentat kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Syrien vorsichtig versucht, die jahrelange internationale Isolation abzustreifen. Im Polizeistaat von Bashar-al Assad werden jetzt Schuldige gesucht. Und gleichzeitig ringt man in der arabischen Welt um Erklärungen.

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Die Nachricht von der Explosion erreichte den syrischen Außenminister Walid Mouallem bei der UNO in New York. Gegenüber dem Fernsehsender „Al Arabiya“ aus Dubai erklärte er von dort aus, bei dem Anschlag handele es sich um einen „kriminellen Akt des Terrors, welcher sich gegen die Zivilbevölkerung der Stadt gerichtet“ habe. Gleichzeitig machte er indirekt die USA und ihren „Krieg gegen den Terror“ mitverantwortlich für die Bluttat: „Leider“, so Mouallem, „hat sich der Terrorismus in den Jahren, seit die USA ihren ´Krieg gegen den Terror` führen, sogar noch mehr ausgebreitet“.

Der syrische Innenminister General Bassam Abdel Madschid gab unterdessen die offizielle Opferstatistik bekannt. Insgesamt seien in Damaskus 17 Menschen durch die Autobombe, die 200 Kilogramm Sprengstoff enthalten haben soll, getötet und 14 verletzt worden. Die Opfer seien ausschließlich Zivilisten. Es habe sich „definitiv um einen Terroranschlag“ und eine „feige Attacke“ auf eine belebte Gegend der Stadt gehandelt, so der Innenminister. Über mögliche Schuldige erklärte der Minister, man könne nicht „irgendeine Gruppe verantwortlich machen“. Gleichzeitig versprach er, die Ermittlungen würden die Täter jedoch überführen. Augenzeugen hingegen berichteten von einer weitaus höheren Anzahl von Opfern.

Zwei Tage nach dem Anschlag gab die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA weitere Details bekannt. Das Auto, welches zur Bombendetonation verwendet wurde, habe am 26. September und damit am Tag vor dem Anschlag aus einem anderen arabischen Land die syrische Grenze überquert. Es habe sich um ein Selbstmordattentat gehandelt. Der Attentäter soll SANA zufolge Kontakt mit einer extremistisch islamistischen „Takfir“-Gruppierung haben.

In den anderen Ländern der arabischen Welt herrschte Bestürzung vor. Die Arabische Liga verurteilte den Anschlag als „kriminelle Operation“, die „nicht ihr Ziel erreichen wird“. Wie auch aus Europa und den USA, erreichten den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zahlreiche Telegramme und Anrufe von Staatschefs aus der Region, welche die offizielle syrische Nachrichtenagentur SANA auflistete. So kamen Solidaritätsbekundungen etwa vom libanesischen Präsidenten Michel Suleiman, dem libyschen Staatschef Muhammar Gaddafi, Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, Jordaniens König Abdullah II. und dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheikh Khalifa bin Zayed al Nahyan. Auch ein Sprecher des iranischen Außenministeriums drückte die Solidarität Teherans mit Damaskus aus.

Kommentare arabischer Staatschefs beschränkten sich überwiegend auf Solidaritätsbekundungen. Vor der Bekanntgabe eines Zusammenhangs mit der „Takfir“-Bewegung durch SANA, hatte sich dafür jedoch aus dem saudi-arabischen Exil jedoch Ali Sadreddine Bayanouni, der Chef der in Syrien verbotenen Moslembruderschaft, gemeldet. Die Bombe könne „genauso das Werk von Extremisten als auch Teil eines Kampfes zwischen Sicherheitseinheiten sein“ , so Bayanouni. Die syrischen Sicherheitskräfte hätten „Terroreinheiten gegründet und diese in Nachbarländer wie Libanon oder den Irak geschickt“. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese Gruppen außer Kontrolle geraten seien und jetzt derartige Anschläge verübten. Die schiitische Hizbullah-Miliz verurteilte den „furchtbaren Anschlag“, der nur den „Feinden der Nation“ helfe, in dem er „Chaos und Instabilität in der Region“ schaffe. Die Zeitung „Daily Star“ sah im Ausdruck „Feinde der Nation“ eine klare Bezugnahme auf Israel. Israel jedoch wies jegliche Verantwortung für die Bluttat von sich.

Insgesamt wenig gemutmaßt worden war in den – häufig staatlich kontrollierten - arabischen Medien über mögliche Schuldige des Anschlags. Meist beließ man es bei der Beschreibung der Vorkommnisse. Die regimehörige syrische Zeitung „Al-Thawra“ hatte gleich vermutet, die Täter kämen von außerhalb Syriens: „Die Sicherheitslage in Syrien ist stabil, aber die Region fließt über von Terroristen“. Deshalb käme es jetzt darauf an, die Grenzen zu sichern und das Eintreten von Terroristen auf syrisches Staatsgebiet zu verhindern. Die „Kuwait Times“ schließlich hatte ausführlich ein Dossier des amerikanischen Strategieinstitutes Statfor zitiert, wonach Hizbullah und der Iran die wahrscheinlichsten Urheber des Anschlags seien.

Mangels eines bisherigen Bekennerschreibens spekulieren die Medien ausführlich über mögliche Hintergründe des Anschlags, die im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt stehen könnten: „Diese Explosion“, so kommentierte die „Jordan Times“ aus Amman, „geschieht zu einem Zeitpunkt, wo Syrien über Friedensgespräche mit dem Libanon und Israel aus der internationalen Isolation herauszufinden sucht“. Die Zeitung „Daily Star“ aus Beirut bemerkt, der Anschlag komme in einem Moment, an dem Syrien die „Tür zum Westen“ aufschlage. Der Fernsehsender Al-Arabiya wies auf die zeitliche Nähe zwischen der Massierung syrischer Truppen an der Grenze zum Libanon und dem Anschlag hin.

In jedem Fall explodierte die Autobombe zu einem Zeitpunkt, an dem sich im Nahen Osten etwas bewegt. Die indirekten Friedensverhandlungen zwischen Syrien und Israel, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Syrien und dem Libanon, der „Nationale Dialog“ zwischen den rivalisierenden politischen Kräften im Libanon, der bevorstehende Wechsel im Amt des israelischen Ministerpräsidenten und der vorsichtige Öffnungskurs des syrischen Regimes bilden den zeitlichen Rahmen für diesen Anschlag.

Das Attentat in der Nähe eines schiitischen Heiligtums, welches sich in einer Sicherheitszone im Süden von Damaskus befindet, richtete sich eindeutig gegen die Zivilbevölkerung und stellt damit eine Neuheit in der jüngeren syrischen Geschichte dar. Vorherige Anschläge auf syrischem Territorium richteten sich meist gegen konkrete Zielpersonen, wie etwa das tödliche Attentat auf Hizbullah-Kommandant Imad Muhniyah im Februar. Für Aufsehen sorgte zuletzt auch der bislang ungeklärte Mord an einem syrischen General im August, der Präsident Assad nahe stand und als Kontaktperson zur Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) diente. Als Verbündeter Hizbullahs und Irans war das syrische Regime bisher vor Großanschlägen relativ sicher, auch dank der enormen Polizei- und Geheimdienstpräsenz im Land. Dass sich dies ausgerechnet jetzt, wo das Regime eine vorsichtige Öffnung anstrebt, ändert, erscheint mehr als nur ein Zufall.

Trotz der gut informierten Sicherheitsorgane in Syrien ist Damaskus offensichtlich vom Attentat überrascht worden. Über die Gründe des tödlichen Anschlags und dessen Hintermänner herrschen derzeit nur wilde Spekulationen, zumal anzunehmen ist, dass die Ermittlungsbehörden mehr wissen, als sie bisher bekannt gegeben haben. Syriens Regierung laviert derzeit sehr vorsichtig hinsichtlich der Urheber und der Hintergründe, um seinen eingeschlagen politischen Kurs nicht zu gefährden. Falls es Absicht der Terroristen war, Syriens zaghaften Öffnungskurs mit der Bombe im Keim zu ersticken, haben sie möglicherweise einen strategischen Fehler begangen. Die internationale Solidarität könnte das syrische Regime trotz der kritischen Töne seines Außenministers gegenüber den USA eher näher an das (auch westliche) Ausland rücken, als es von diesem entfernen.

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