Die Landwirte verdienen unseren Respekt. Sie erzeugen sichere und hochwertige Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen. Der europäische Agrarsektor steht jedoch in der heutigen Welt, die sich rasch verändert, vor mehreren großen Herausforderungen. Die Landwirtschaft in der EU muss wettbewerbsfähig, nachhaltig und widerstandsfähig sein, um all diese Herausforderungen zu bewältigen.
Auf einen Blick
- Die große Herausforderung einer nachhaltigeren Landwirtschaft besteht darin, mehr Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz mit Wettbewerbsfähigkeit in Einklang zu bringen.
- Eine produktive und wettbewerbsfähige Landwirtschaft ist zentraler Bestandteil einer umfassenden Sicherheitspolitik. Sie reduziert einseitige Importabhängigkeiten und gewährleistet einen hohen Selbstversorgungsgrad.
- Die Konrad-Adenauer-Stiftung hält Innovationen für eine nachhaltigere Gestaltung des Agrarsektors für unverzichtbar. Um bestehende Konfliktlinien zum Thema aufzubrechen, fördern wir den Dialog verschiedener Interessensgruppen.
Inhalt
1. Landwirtschaft als Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit
2. Ernährungssicherung durch eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft
3. Der Agrarsektor als Innovationstreiber
4. Publikationen, Veranstaltungen und Medienbeiträge zum Thema
Landwirtschaft als Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit
Das Menschenrecht auf Ernährung und Schutz vor Hunger ist fester Bestandsteil der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Neben dem ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist das Ziel, die landwirtschaftliche Produktivität weltweit zu steigern und die Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten.
Die Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur globalen Ernährungssicherung, ist jedoch global betrachtet für rund 12 Prozent der Kohlenstoffdioxid-, 40 Prozent der Methan- und 74 Prozent der Lachgasemissionen verantwortlich. Eine nachhaltige Landwirtschaft muss sich vor diesem Hintergrund mit der Herausforderung auseinandersetzen, durch ökonomisch sinnvolles Handeln die notwendige Lebensmittelproduktion zu gewährleisten und gleichzeitig den notwendigen sozialen und ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.
Gleichzeitig spüren landwirtschaftliche Betriebe die Folgen des Klimawandels schon in hohem Ausmaß, da Extremwettereignisse wie Dürren und Starkregen die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe bedrohen und Anpassungsmaßnahmen zwingend notwendig machen. Zudem lassen sich Biodiversitätsverluste in Agrarlandschaften feststellen, da den Tier- und Pflanzenarten die Nahrungsgrundlage sowie die Brut- und Rückzugsmöglichkeiten fehlen. Der Verlust von Biodiversität gefährdet die Widerstandsfähigkeit von Agrarsystemen und Nahrungsmittelsicherheit und riskiert die Stabilität des gesamten Ökosystems.
Die Politik hat den Handlungsdruck erkannt, wie sich in den vielfältigen Initiativen des „European Green Deal“ und der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik zeigt. Die große Herausforderung besteht darin, Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz mit einer wettbewerbsfähigen und resilienten Landwirtschaft in Einklang zu bringen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung bringt sich konstruktiv in diesen Transformationsprozess ein, indem sie beispielsweise durch Studien die Vorteile nachhaltiger Landnutzungssysteme, wie die Agroforstwirtschaft, herausarbeitet und den Dialog zwischen Landwirtschaft, Wissenschaft und Umweltschutz fördert.
Ernährungssicherung durch eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einem Paradigmenwechsel geführt: Ernährungssicherung wird – ebenso wie die Energieversorgung – als sicherheitspolitische Herausforderung gesehen und dadurch die Versorgungssicherheit als Kernaufgabe der Landwirtinnen und Landwirte wieder in den Fokus gerückt. Das Risiko unterbrochener Lieferketten und Preisschwankungen auf den Agrarmärkten gefährden die Resilienz der globalen Ernährungssysteme.
Durch eine wettbewerbsfähige und produktive Landwirtschaft einen hohen Selbstversorgungsgrad zu gewährleisten und einseitige Importabhängigkeiten zu vermeiden, ist zentraler Bestandteil einer umfassenden Sicherheitspolitik. Die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten ist keinesfalls mit protektionistischen Maßnahmen und Abschottung gleichzusetzen. Vielmehr bekennt sich die Konrad-Adenauer-Stiftung zum Freihandel und zeigt in fachspezifischen Veröffentlichungen und Expertengesprächen auf, dass der internationale Agrarhandel eine wichtige Stellschraube ist, um fragile Lieferketten zu schließen und Absatzmärkte für eigene Produkte zu erschließen.
Der Agrarsektor als Innovationstreiber
Mithilfe der Digitalisierung können Arbeitsabläufe optimiert und die Effizienz landwirtschaftlicher Betriebe gesteigert werden. Gleichzeitig leisten innovative Ansätze, die zu mehr Tierwohl führen und den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln reduzieren, einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltigere Landwirtschaft und fördern den Innovationsstandort Deutschland.
Mit den genomischen Verfahren stehen zudem vielversprechende biotechnologische Ansätze für die Pflanzenzüchtung zur Verfügung, die nicht nur eine bessere Anpassung der Pflanzen an den Klimaschutz ermöglichen und den Umweltschutz verbessern, sondern auch zu einer Ertragssteigerung führen, die vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung an Bedeutung gewinnt.
Innovationen sind jedoch nur dann erfolgreich, wenn sie von der Gesellschaft akzeptiert und genutzt werden. Konfliktlinien aufzuzeigen, einen konstruktiven Dialog zwischen verschiedenen Interessengruppen zu fördern und konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, ist daher integraler Bestandteil unserer Arbeit.