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Die Erfahrungen der ersten Stadtschreiberin von Erfurt (April bis Juli 2002)

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mit Dr. Inka Bach (Berlin)

Erfurt, am Vormittag des 26. April 2002: Eine junge Frau sitzt an ihrem Schreibtisch in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge direkt hinter dem Rathaus, wo man ihr eine Stadtschreiberwohnung eingerichtet hat. Die Schriftstellerin Dr. Inka Bach ist nach Erfurt gekommen, weil ein Gremium sie unter mehreren Dutzend Bewerbern zur ersten Stadtschreiberin seit dem Mittelalter auswählte. Von April bis Juli 2002 sollte die Berlinerin in der thüringischen Landeshauptstadt an dieser Wirkungsstätte arbeiten. Neben Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen, die das kulturelle, politische sowie gesellschaftliche Leben der Stadt aufzeichnen, beschäftigt sich Frau Bach mit einem Romanprojekt mit dem Titel „Amok“. Dass der Inhalt ihres Buches fast zur selben Zeit grausame Wirklichkeit wurde, erfuhr sie wenige Minuten später telefonisch: Ein ehemaliger Schüler war mit zwei Waffen ins Erfurter Gutenberg-Gymnasium eingedrungen, wo just die Abiturprüfungen stattfanden. Er erschoss sechzehn Menschen: Lehrer, Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten – die letzte Kugel traf ihn selbst.

Am nächsten Tag sollte in der lokalen Tageszeitung Inka Bachs Kolumne erscheinen, diesmal mit dem Inhalt, warum es ihr in Erfurt so gefiele, doch die Schüsse des Attentäters trafen auch die literarischen Absichten der Autorin. Wie schon 1998, als sie in Rheinsberg als Stadtschreiberin agierte und am Tag ihrer Antrittsvorlesung der Leiter der Tucholsky-Gedenkstätte von einem rechtsextremen Jugendlichen zusammengeschlagen wurde, begann auch in Erfurt das literarische Wirken Inka Bachs mit einem Fanal, das sich massiv auf die weitere Tätigkeit auswirkte. Beschäftigte sie sich in Rheinsberg mit latent vorhandener Xenophobie und mit Rechtsextremismus, so standen nun Gewalt an der Schule sowie die Ursachensuche für den Amoklauf im Mittelpunkt ihrer Kolumnen und Tagebuchaufzeichnungen. Ebenso änderte sie den Romantitel.

Fast ein Jahr nach den Ereignissen am Erfurter Gutenberg-Gymnasium kehrte Inka Bach im März 2003 nach Thüringen zurück, diesmal auf Einladung des Bildungswerks Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Roman-Herzog-Gymnasium Schmölln, im Gymnasium Bad Berka-Blankenhain (Außenstelle Legefeld), in der Karl-Volkmar-Stoy-Berufsschule Jena sowie im Friedrich-von-Hardenberg-Gymnasium Greußen las die Schriftstellerin aus jenen Texten, die in ihrer Erfurter Zeit entstanden waren, und diskutierte mit den Schülern über deren Ängste, Hoffnungen bzw. über die Reformen im Thüringer Bildungswesen.

Inka Bach erkennt im Amoklauf des Erfurter Jugendlichen eine „grausame Form der Kontaktaufnahme“. In den Worten, die sie für ihre Kolumne „26. April“ wählte, baut sie die Gefühlswelt des Attentäters ein: „Ihr, die ihr mir nicht zuhört, die ihr mich nicht verstehen wollt, die ihr mich nicht seht, nicht ansehen wollt, könnt mir jetzt nicht mehr ausweichen, nicht mehr, ohne mich zu fragen, über mich entscheiden. Ich zwinge euch, indem ich euch zum Ziel habe, auf euch ziele, mich wahrzunehmen, ich bringe meine Ohnmacht, nicht von euch gehört zu werden, auf einen Punkt und verwandle sie zu meiner Macht.“ Die Autorin wertet die grausame Tat kriminalistisch-psychologischen Deutungen gemäß als „erweiterten Selbstmord“, weist aber zugleich darauf hin, dass es für die zweite Seite der Analyse, für die pervertierte Kontaktsuche, andere Ursachen geben muss.

In ihren Texten spricht Bach ferner die Nachahmungstäter an, so an der Schule ihres Sohnes, wo sich wenige Tage nach dem Massaker eine entsprechende Drohung an der Tafel befand. Am Beispiel des Rektors, der zwar die Schüler über den Vorfall informierte, nicht aber die Eltern, beklagt sie die Verunsicherung unter Lehrern, Schulbehörden, Politikern, wie mit dem Geschehenen umzugehen sei. Hinsichtlich der Medien lobt sie einerseits das Wachrütteln von Verantwortlichen im Schulsystem, kritisiert andererseits, dass Presse und Fernsehen zu wenig zur Aufarbeitung beigetragen, diese bisweilen gar behindert haben. Zwar seien in Medien wie in der Politik die Debatten über Waffengesetz oder Schulsysteme losgetreten worden – letztere nicht zuletzt auch wegen der Urteile in den PISA-Studien –, doch wahre Reformen habe es nicht gegeben. Im Gegenteil: Ein Jahr nach dem Amoklauf ist die wohl wichtigste Ursache für das grausame Attentat trotz aller Novellierungen in den Waffenverordnungen oder dem Thüringer Schulgesetz noch nicht beseitigt – die Sprachlosigkeit zwischen Eltern, Schülern und Lehrern.

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Inka Bach berichtete in Legefeld über ihr Wirken als Stadtschreiberin von Erfurt und las aus ihren Texten über das Attentat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium.

In allen Thüringer Schulen, wo Inka Bach aus ihren Texten las, beklagten Schüler wie Lehrer diese Sprachlosigkeit. Gewiss ist es angesichts leerer öffentlicher Kasse nicht immer einfach, vor Ort Projekte zu initiieren. Oftmals scheitern diese aber nicht an den Geldern, sondern am konkreten Engagement. Und nicht zuletzt kam eine Verdrossenheit zum Ausdruck, dass ein Engagement ohnehin wirkungslos sei, wie jene Eltern berichteten, die Reformvorschläge zum Bildungssystem erarbeiteten. Diese Eingaben blieben jedoch meist unbeantwortet und fanden auch keinen Einzug ins veränderte Schulgesetz, das ab 1. August 2003 in Kraft tritt. Insgesamt ist es Inka Bach aber gelungen, zum Ende der Sprachlosigkeit beizutragen und in den jeweiligen Schulen eine Diskussionskultur in Gang zu setzen. Ebenso kam sie mit Schülern ins Gespräch, die täglich mit Gewaltphänomenen konfrontiert sind – etwa bei rivalisierenden Cliquen. Möglichkeiten zur Lösung dieser Konflikte, etwa gemeinsame Feste oder Fußballspiele, standen an der Spitze der diskutierten Aspekte.

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Inka Bach, Wir kennen die Fremde nicht. Rheinsberger Tagebuch, Berlin 2000 (Ullstein-Verlag), 212 S., 17,95 Euro

Dieser Band entstand während Inka Bachs Tätigkeit als Stadtschreiberin im brandenburgischen Rheinsberg und beschäftigt sich mit Phänomenen der Xenophobie und des Rechtsextremismus.

Unter dem Titel Bachstelze. Erfurter Kolumnen und Gedichte erschienen die in Erfurt entstandenen Werke Inka Bachs. Dieser Band wurde von der Thüringer Allgemeinen herausgegeben.

Im August 2004 erschien im Berliner Transit-Verlag Inka Bachs Roman "Glücksmarie" über eine Fluchtgeschichte aus der DDR.

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