Literatur als Erinnerungskultur
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"In Demokratien müssen Erinnerungskulturen aus sich selbst wachsen". Daran sind Sprache und Literatur ebenso wie Bilder, Denkmäler, Museen, Gedenk- und Festtage maßgeblich beteiligt. Dies betonte die ehemalige Bundesminsterin Dorothee Wilms (Vorstandsmitglied der KAS) auf dem zehnten Literatursymposium "Literatur als Erinnerungskultur" der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Vorträge des am Collège de France lehrenden Sprachwissenschaftlers Harald Weinrich und des Innsbrucker Germanisten Stefan Neuhaus beschäftigten sich mit den Fragen, ob und wie man aus der Geschichte lernen kann, inwiefern Erinnerung die Gesellschaft zusammenhält, wieviel Erinnerung eine Wissensgesellschaft und Gedächtniskultur im 21. Jahrhundert benötigt. Vor allem ging es darum, auf welche Weise die Literatur angesichts der Diktaturen des 20. Jahrhunderts einen Beitrag zu einer europäischen Erinnerungskultur leisten kann, in der man über Opfer und Täter ohne gegenseitige Verdächtigungen und Schuldaufrechnungen sprechen kann. Im aktuellen Wandel der Erinnerungskultur - die Erfahrung der Zeitzeugengeneration wird allmählich ersetzt durch die Konstruktion bzw. Rekonstruktion des historischen Gedächtnisses durch die Nachgeborenen - wird man gut beraten sein, Weinrichs Satz zu beherzigen: "Wachsamkeit und Kritik bleiben geboten, Bequemlichkeit und Unbesorgtheit verboten".
In einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter verschiedener, Erinnerungsgemeinschaften? - die Schriftstellerin Julia Franck, der Historiker Christian Meier, der Neurowissenschaftler Ernst Pöppel und Harald Weinrich - die Frage, wem die Erinnerung gehöre: der Gegenwart oder der Vergangenheit, der Geschichtsschreibung oder der Literatur, einer Nation oder Europa? Besonders große Resonanz fand die Autorenlesung von Uwe Timm, der in seinem autobiographischen Buch Am Beispiel meines Bruders (2004) von der SS-Mitgliedschaft seines Bruders und der Auseinandersetzung seiner Familie mit diesem ,Fall' erzählt.
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