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IMAGO / Kyodo News
国家报道

Südafrikas G20-Präsidentschaft

Gregor Jaecke, Dr. Christoph Wiedenroth

Ein Zeichen für den Multilateralismus

Der südafrikanische G20-Gipfel war ein Prestigegewinn für das Land am Kap. Südafrika überzeugte als kompetenter Gastgeber, geschickter Verhandlungsführer und entschiedener Fürsprecher multilateraler Lösungen. Die Präsidentschaft stand jedoch vor der Herausforderung, dass besonders die USA das Format im Jahresverlauf 2025 zunehmend boykottierten und dem Gipfel selbst fernblieben. Zudem prägten neue Entwicklungen im Ukrainekrieg sowie die ernüchternde Bilanz der COP30-Verhandlungen die internationale Berichterstattung und überschatteten das Gipfeltreffen.

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Trotz dieser Widrigkeiten gelang es, eine gemeinsame Erklärung aller Staats- und Regierungschefs zu verabschieden - ein starkes Signal für das G20-Format und gegen Washingtons Blockadehaltung. Aus südafrikanischer Perspektive gilt die Erklärung trotz fehlender Rechtsverbindlichkeit als klarer Erfolg: Sie nimmt zentrale Anliegen des Landes und des afrikanischen Kontinents auf und verdeutlicht, dass Multilateralismus Lösungen für globale Probleme finden kann - selbst, wenn diese zunächst nur in Form unverbindlicher Beschlüsse vorliegen. Für Afrika insgesamt steht der Gipfel im Zeichen von Hoffnung und Solidarität und bekräftigt das Versprechen der G20, niemanden zurückzulassen - weder Individuen noch Staaten. In Johannesburg wurde damit zumindest das Minimalziel erreicht: Das Format bleibt bestehen und etablierte Gesprächskanäle können weiterhin genutzt werden. Kurz gesagt: Der Gipfel behält seine Relevanz, auch wenn die großen Konfliktlinien fortbestehen. Zwar brachte er keinen inhaltlichen Durchbruch, doch immerhin einen wichtigen symbolischen Erfolg - der Multilateralismus zeigt sich weiterhin lebendig!

 

Bedeutung der G20-Präsidentschaft 2025 für Südafrika

Vom 22. bis 23. November tagte der G20-Gipfel in Johannesburg, Südafrika, unter dem Leitmotiv „Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit“. Als erster Gipfel auf dem afrikanischen Kontinent und zugleich letzter unter der Präsidentschaft verschiedener Schwellenländer (Brasilien 2024, Indien 2023, Indonesien 2022) stand er vor der Aufgabe, zentrale Anliegen afrikanischer Partnerländer zu stärken und zugleich die von früheren Präsidentschaften angestoßenen Themen konsequent weiterzuführen. Im Mittelpunkt standen vor allem Überlegungen zur Reform der internationalen Finanzarchitektur, um beispielsweise hochverschuldete Staaten auf dem afrikanischen Kontinent zu entlasten sowie Diskussionen über die inklusive Ausgestaltung der Energiewende und den Umgang mit kritischen Rohstoffen.

Südafrika blickte mit Selbstbewusstsein und Vorfreude auf seine G20-Präsidentschaft. Das Land versteht sich traditionell als moralische Autorität und Brückenbauer zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern einerseits sowie Industrienationen andererseits. Als stärkste Industrienation Afrikas sieht es sich zugleich als kontinentale Regionalmacht und Interessensvertreter. Das Land am Kap übernahm die Präsidentschaft zudem mit klarer Ausrichtung auf multilaterale Formate, die es durch institutionellen Aufbau, normative Gestaltung und entsprechende Finanzierung bestmöglich unterstützt.

Der diesjährige G20-Gipfel fand in einem hochgradig angespannten geopolitischen Umfeld statt, geprägt von Konflikten und wachsendem Misstrauen zwischen verschiedenen Mitgliedsstaaten sowie dem Rückzug der USA aus dem G20-Format selbst. Trotz dieser schwierigen Umstände führte Südafrika den Gipfel souverän und hielt die Abläufe reibungslos auf Kurs. Delegationen würdigten die Gelassenheit und Professionalität des Gastgeberlandes, das damit seine Fähigkeit bewies, auch unter Druck diplomatisch erfolgreich zu agieren und die Positionierung des Landes sowie die des afrikanischen Kontinents sichtbar zu stärken. Südafrikas Regierung sprach von einem „Moment des Stolzes“, da das Land bewiesen habe, internationale Gipfel auf höchstem Niveau ausrichten zu können. Die gelungene Organisation eröffnete für Südafrika zugleich die Chance, wieder als konstruktiver und verlässlicher Akteur wahrgenommen zu werden - ein Moment, der diplomatische Handlungsfähigkeit unterstreicht und auch die Möglichkeit bietet, Afrikas Stimme international stärker zu positionieren. In Südafrika verbindet sich mit der erfolgreichen Durchführung des Gipfels nun die Hoffnung, dass das Land am Kap seine Soft Power zurückgewinnt, also die Fähigkeit, durch Glaubwürdigkeit und universale Werte international Einfluss auszuüben.

Innenpolitisch nutze die ANC-geführte südafrikanische Regierung die internationale Bühne im Vorfeld des Gipfels zudem, um von den innenpolitischen Herausforderungen des Landes, wie einem schwachen Wirtschaftswachstum, hoher Kriminalität und Arbeitslosigkeit abzulenken. Dies gelang jedoch nur bedingt, da medial beispielsweise lange Zeit spekuliert wurde, ob Johannesburg angesichts infrastruktureller Defizite überhaupt in der Lage sei, eine Großveranstaltung dieses Formats erfolgreich auszurichten. Am Gipfeltag selbst präsentierte sich die Stadt dann in Bestform, denn besonders in den vorausgegangenen Wochen wurden viele Straßen gesäubert und repariert, was zeigt, dass es zu häufig der fehlende politische Wille ist, der Fortschritt in Südafrika verhindert.

Inwieweit Südafrika die erfolgreiche Durchführung des G20-Gipfels in eine nachhaltige Stärkung seiner außenpolitischen Rolle übersetzen kann, wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, die dringend notwendigen innenpolitischen Reformen umzusetzen, die durch höheres Wirtschaftswachstum zu mehr Arbeit und Beschäftigung führen. Denn nur auf dieser Grundlage lässt sich außenpolitische Handlungsfähigkeit entfalten. Gleichzeitig braucht es außenpolitisch eine Strategie, welche die zentralen Partner des Landes - USA, EU und China - gleichermaßen einbindet. Unübersehbar ist, dass sich Südafrika von westlichen Positionen entfernt: Die Genozid-Klage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof, die engen Beziehungen zu Russland trotz des Ukraine-Kriegs sowie die Kooperation mit China und Iran im Rahmen von BRICS+ verdeutlichen eine außenpolitische Neuausrichtung und markieren eine klare Distanzierung von westlichen Partnern. Zudem leidet Südafrika unter einem wachsenden Handelsdefizit gegenüber China - eine engere wirtschaftliche Annäherung verspräche daher nur geringen Nutzen. Den Ausgleich dieser widersprüchlichen Interessen wird daher den Kern einer tragfähigen außenpolitischen Strategie des Landes bilden. Eine solche Strategie muss das Land befähigen, den wirtschaftlichen Druck der USA in Form von Zöllen sowie den zunehmenden Importstrom aus China auszubalancieren. Verlässliche europäische Handelspartner sind zur Auflösung dieses Gegensatzes ein entscheidender Akteur. Aus südafrikanischer Sicht war der erfolgreiche G20-Gipfel deshalb ein besonders wichtiges Signal: Die Europäische Union zeigte nach dem EU-Südafrika-Gipfeltreffen im März 2025 in Kapstadt auch in Johannesburg starke Präsenz und veranstaltete im Anschluss gemeinsam mit der Afrikanischen Union (AU) eine Konferenz in Angola.

 

Die USA bleiben dem Gipfel fern und bestimmen doch die Debatte

Die südafrikanische G20-Präsidentschaft wurde im Jahresverlauf stark von außenpolitischen Entwicklungen geprägt, insbesondere durch den Rückzug der USA. Washington zog sich zunehmend aus zentralen Gesprächsformaten und Arbeitsgruppen zurück und boykottierte den Gastgeber Südafrika offen. Entsprechend dominierte in der medialen Berichterstattung die Frage, an welchen Formaten die USA teilnehmen würden und welche protokollarischen, organisatorischen und inhaltlichen Anpassungen dies erforderte. Im Jahresverlauf der südafrikanischen G20-Präsidentschaft waren amerikanische Akteure primär in Diskussionen zur Finanzpolitik, dem ursprünglichen Kernthema der G20, sowie bei Fragen der Förderung privatwirtschaftlicher Kooperationen wiederholt vertreten. US-amerikanische Experten und Geschäftsleute äußerten wiederholt die Sorge, die Vereinigten Staaten könnten durch ihren fortgesetzten Boykott wichtige Entscheidungen in diesen Bereichen, wie beispielsweise die zukünftige Ausrichtung internationaler Handelsbeziehungen, nur unzureichend mitgestalten.

Bis kurz vor dem Gipfel war unklar, ob die USA am Treffen der Staats- und Regierungschefs teilnehmen würden. Präsident Trump stellte schließlich klar, dass die Vereinigten Staaten dem Gipfel vollständig fernbleiben und weder er noch Vizepräsident Vance nach Südafrika reisen würden. Den Rückzug begründete er - im Einklang mit Außenminister Marco Rubio - damit, dass Südafrika eine politische Linie verfolge, die amerikanischen Interessen zu stark widerspreche und die G20 zu einem Forum gegen US-Positionen ausrichte. Rubio hatte zuvor sogar erklärt, Südafrika verfolge eine „antiamerikanische Agenda“. Zudem wiederholte Trump den vielfach widerlegten Vorwurf eines angeblichen Genozids an weißen südafrikanischen Landwirten - ein Narrativ, das von südafrikanischen und internationalen Beobachtern durchgehend als unbegründet und irreführend zurückgewiesen wurde. In seiner Mitteilung auf Truth Social vom 26. November 2025 erklärte Trump, Südafrika werde keine Einladung zum G20-Gipfel 2026 in Miami erhalten. Neben den erhobenen Vorwürfen eines angeblichen Genozids an weißen Landwirten spielte dabei auch sein Unmut über die formale Übergabe der G20-Präsidentschaft eine Rolle: Da keine US-Regierungsvertreter am Gipfel teilnahmen, vollzog Südafrika die Übergabe über das Außenministerium - ein Vorgehen, das Trump als Affront verstand.

 

Ausblick: Die Übernahme der G20-Präsidentschaft durch die USA

Beobachter gehen davon aus, dass unter der amerikanischen G20-Präsidentschaft zentrale Arbeitsgruppen des bisherigen G20-Formats eingestellt werden. Erwartet wird eine stärkere Fokussierung auf die Ausgestaltung der internationalen Finanzarchitektur sowie dem Einbezug privatwirtschaftlicher Interessen. Zugleich betonen viele Teilnehmer der unterschiedlichen G20-Formate, dass bislang völlig offen sei, welche Austauschformate in der kommenden Präsidentschaft möglicherweise nicht erneut einberufen werden. In einzelnen Formaten wie dem Think 20 (T20) sei bislang nicht einmal geklärt, an welche Institution die Präsidentschaft übergeben werden kann. Zudem ist festzuhalten, dass die Vereinigten Staaten jenseits der großen politischen Bühne des Gipfels wirtschaftlich deutlich präsent blieben: Auf dem begleitenden B20 („Business“) - Gipfel waren amerikanische Unternehmen und die Außenhandelskammer der USA (dem künftigen B20-Ansprechpartner) beispielsweise stark vertreten. Es wurde deutlich, dass das B20-Forum von privatwirtschaftlichen Akteuren als wichtiges Forum zur Wahrung und Weiterentwicklung ihrer Interessen verstanden und entsprechend genutzt wird.

Vor dem Hintergrund möglicher Kürzungen bei den G20-Arbeitsgruppen richtet sich der Blick vieler Teilnehmer bereits auf die britische Präsidentschaft im Jahr 2027. Sie gilt als entscheidender Prüfstein dafür, welche Austauschformate über die amerikanische Präsidentschaft hinaus Bestand haben und welche inhaltlichen Fragestellungen die G20 künftig als zentrales Forum des multilateralen Dialogs prägen werden.

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