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Abfallwirtschaft und Bewusstseinsbildung in Städten

з Kuki Soejachmoen, Bongani Mnisi

Strong Cities Brief, Ausgabe 3

Mit fortschreitender hochgradiger Urbanisierung vieler Städte wird die Abfallwirtschaft aufgrund eines ausgeprägten Konsumverhaltens zu einer immer größeren Herausforderung.

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Herausforderungen und Kontext

Viele Städte stehen vor der Herausforderung einer zunehmenden Urbanisierung, die mit einem ausgeprägten Konsumverhalten verbunden ist. Dies hat zu einem hohen Verschmutzungsgrad geführt, der insbesondere die Zerstörung natürlicher Ökosysteme zur Folge hat, zum Beispiel von Flüssen, Feuchtgebieten und Meeresökosystemen. Die Abfallmengen nehmen so rasant zu, dass die Städte mit der Entwicklung innovativer Lösungen für ihre Bewirtschaftung nicht schritthalten können. Nicht alle Abfälle können recycelt oder für alternative Lösungen wirtschaftlich genutzt werden. Die meisten Abfälle landen in den Meeresökosystemen. Dies bedroht auch die Ernährungssicherheit, insbesondere für Volkswirtschaften, die sowohl in Bezug auf die Lebensgrundlagen ihrer Bürgerinnen und Bürger als auch in Bezug auf ihr Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf diese Systeme angewiesen sind. 

Der Umgang mit Abfällen wird nicht als individuelle Aufgabe angesehen, sondern als Aufgabe von Regierungsstellen auf regionaler und lokaler Ebene, die jedoch Schwierigkeiten haben, dieses Problem zu bewältigen. Es fehlt an Ressourcen, personeller Ausstattung und Kapazitäten, um dieser Herausforderung wirksam zu begegnen. Es herrscht ein weit verbreitetes Unwissen darüber, wie sich die durch den Menschen verursachte Verschmutzung auf die natürlichen Ökosysteme auswirkt. Länder, die es sich leisten können, sammeln Abfälle und verschiffen sie zur Weiterverarbeitung ins Ausland. Dies vermittelt ein falsches Verständnis der Abfallwirtschaft und fördert weiterhin die Gleichgültigkeit der Bürgerinnen und Bürger, der Städte und ihrer Behörden. Eine unterschiedliche Herangehensweise bei der Abfallwirtschaft, zum Beispiel in ärmeren Vororten/Stadtgebieten im Vergleich zum Vorgehen in wohlhabenderen Vororten führt zur Zerstörung von Feuchtgebieten und Flüssen in diesen Gemeinden, deren Bewohnerinnen und Bewohner oft nichts anderes übrigbleibt, als ihre Abfälle in den nächstgelegenen fließenden Gewässern oder Feuchtgebieten zu entsorgen.

 

Wie kann den Herausforderungen begegnet werden?

Die Bewältigung der Abfallproblematik ist eine schwierige Aufgabe. Die Autorin und der Autor empfehlen folgende Lösungsschritte, die unserer Meinung nach grundlegend für die Abfallwirtschaft sind.

Bei allen Bürgerinnen und Bürgern sollte das Bewusstsein für die Auswirkungen von Abfall auf kritische wirtschaftliche und natürliche Ressourcen geschärft werden. Es sollten kontinuierlich Bildungs- und Sensibilisierungsprogramme geschaffen werden, um sicherzustellen, dass sich Bürgerinnen und Bürger der Folgen ihres Handelns bewusst werden. Es sollte deutlich werden, dass die Abfallwirtschaft Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger ist.

Es sollten Plattformen geschaffen werden, die verschiedene Interessengruppen zusammenbringen, um Ideen zur Abfallbewältigung auszutauschen. Wo immer solche bereits existieren, sollten sie unterstützt werden. Dort, wo bereits Gesetze vorhanden sind, sollte die Überwachung ihrer Einhaltung und ihre Durchsetzung verstärkt werden. Vor allem, wenn dies mit Schulung und Sensibilisierung verbunden ist.

Wenn möglich, sollten die Abfallsteuern für große Abfallerzeuger nach dem Verursacherprinzip erhöht werden. In bestimmten Fällen sollten die Städte angemessene Bußgelder für die Nichteinhaltung von Konzepten der Abfallwirtschaft verhängen, wo immer das möglich ist. Auch wenn dies keine allzu erstrebenswerte Option ist, dient dieses Vorgehen der Abschreckung vor rücksichtslosem Abfallmanagement. Es konzentriert sich jedoch weniger auf die Eindämmung der Abfallverschmutzung.

Da so viel Abfall im Umlauf ist, sollten die Kommunen Abfall-für-Geld-Initiativen einführen, die allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich sind. Sie sollten an allen strategischen Standorten Abfall-für-Geld-Zentren einrichten. Diese sollten über eine Technologie verfügen, mit der Abfallmaterialien gewogen und die entsprechenden Erstattungen berechnet werden können. Diese Geldbeträge sollten durch intelligente Technologien übertragen werden können, sodass sie in jeder Einzelhandelsfiliale einzulösen sind. Dies könnte mithilfe einer App geschehen, die für derartige Abfall-für-Geld-Initiativen entwickelt wird. Eine solche Möglichkeit spräche nicht nur ärmere Bevölkerungsschichten an, sondern alle Abfallerzeuger. Ein weiterer Schritt wäre die Einrichtung von Tauschzentren. Sie können dazu dienen, dass Bürgerinnen und Bürger ihren Abfall gegen Tierfutter, Kleidung, Grundnahrungsmittel, Hygieneartikel, Spielzeug und so weiter eintauschen.

 

Beispiele

Es gibt bereits in einigen Ländern wie Schweden, Dänemark, Deutschland, Indonesien, Österreich oder in Städten wie Kapstadt verschiedene Beispiele für das Prinzip „Abfall gegen Geld“. In einigen indonesischen Städten haben Kommunalverwaltungen ein Programm aufgelegt, bei dem Bürgerinnen und Bürger Abfälle gegen eine Fahrkarte oder gegen Grundnahrungsmittel wie Reis oder Speiseöl eintauschen können. An anderen Orten wurden solche Programme von lokalen Start-ups initiiert. Es gibt zudem Start-ups, die nicht organische Abfälle aus Gewerbegebäuden und Büros einsammeln. Diese Programme unterstützen Kommunalverwaltungen bei der Abfallbewirtschaftung, gleichzeitig werden Ausgaben gesenkt.

 

Politikempfehlungen

Es gibt eine Reihe von Empfehlungen an die Politik, sie beinhalten:

  • In Schulen: Einführung der Abfallwirtschaft als Teil der Umwelterziehung, Einführung von Programmen zur Stärkung des Bewusstseins dafür;

  • Einführung von Abfallsteuern, die sich nach der Menge des pro Haushalt erzeugten Abfalls richten, insbesondere bei Erzeugern von großen Abfallmengen;

  • Zweckbindung der Einnahmen aus der Abfallsteuer für kontinuierliche Forschung und für die Entwicklung neuer Technologien im Bereich intelligenter Abfallwirtschaft; und

  • Bereitstellung von stark subventionierten Werbeflächen für Unternehmen, die sich mit Abfallwirtschaft beschäftigen.

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Lukas Lingenthal

Lukas Lingenthal

Globale Gesundheit, Mobilität

lukas.lingenthal@kas.de +49 30 26996 3689 +49 30 26996 53689

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