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Bildungsrepublik ohne Gründer

з Martin Schebesta, Sandra Koch

Wie fördern wir den Mittelstand von morgen?

Die deutsche Wirtschaft lebt vom Mittelstand. Doch es mangelt an mittelständischem Nachwuchs und Gründungen. Ein wichtiger Hebel, um dieses Problem zu adressieren, ist das Bildungssystem. Acht Thesen von Konrad-Adenauer-Stiftung und Wirtschaftsjunioren Deutschland.

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Hintergrund und Kontext

Die deutsche Wirtschaft lebt vom Mittelstand. Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Mittelständler. Sie erwirtschaften mehr als die Hälfte der Wertschöpfung, stellen fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze und rund 82 Prozent der betrieblichen Ausbildungsplätze bereit.

Doch um den „Mittelstand von morgen“ scheint es schlecht bestellt. Es mangelt an mittelständischem Nachwuchs und Gründungen. Die Anzahl der Gründungen ist momentan auf dem Tiefstand. Auch die Soziale Marktwirtschaft lebt von Unternehmertum und Unternehmen, den Arbeitsplätzen, die diese schaffen und den Innovationen, die sie vorantreiben. Das schafft den Wohlstand von morgen. Ein wichtiger Hebel, um dieses Problem zu adressieren, ist das Bildungssystem.

Thesen

Das Bildungssystem kann früh Unternehmergeist bei Kindern entfachen.

Unternehmergeist ist eine Schlüsselkompetenz, die Kinder und Jugendliche über ihre gesamte berufliche Laufbahn weiterbringt – auch, wenn sie später kein eigenes Unternehmen gründen. Eigeninitiative, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und Innovationen voranzutreiben, Kreativität, Risikobereitschaft und eine lösungsorientierte Herangehensweise sind allesamt Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt und in einer offenen Gesellschaft gefragt sind. Die Schulen eignen sich hervorragend, um Kindern und Jugendlichen unternehmerisches Denken und Handeln zu vermitteln. Studien belegen den positiven Einfluss von unternehmerisch orientierten Schulprojekten wie Schülerfirmen auf die Leistung der Schüler.

Die digitalen Fortschritte der Bildungspolitik können mit der Vermittlung von Unternehmertum verknüpft werden.

Unser derzeitiges Bildungssystem hält nicht den Anforderungen des digitalen Zeitalters stand. Die geplanten Investitionen der neuen Bundesregierung in einen „Digitalpakt Schule“ sind der richtige Schritt. Digitale Lernumgebungen in Schulen helfen uns aber nicht, wenn Schulorganisation und Lehrer weder Fähigkeiten noch Freiräume haben, um sie zu nutzen. Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer in digitalen Inhalten und die Vermittlung von unternehmerischen Kompetenzen können Hand in Hand erfolgen.

Hochschulen können eine aktive Rolle bei der Gründungsförderung einnehmen.

Viele Hochschulen fördern Unternehmer- und Gründergeist bereits. Die Anzahl an Entrepreneurship- Lehrstühlen wächst. Dennoch ist die Verwertung universitärer Patente noch gering. Die meisten Innovationen landen in universitären Schubladen und werden nicht zur Gründung eines erfolgreichen Unternehmens genutzt. Viele Nachwuchswissenschaftler wissen nicht, dass ihre Forschungsergebnisse vermarktbar sind oder scheuen sich vor dem Schritt aus der akademischen Welt auf den Markt. Fehlende Risikobereitschaft und administrative Hürden entmutigen potenzielle Gründer. Sinnvoll wäre es zudem, die interdisziplinäre Kooperation zwischen den verschiedenen Fachbereichen stärker zu fördern.

Konkrete Forderungen an die Politik

Wir fordern, dass das Bildungssystem Schüler und Studierende auf die Anforderungen der Wissensgesellschaft vorbereitet.

In unserer Arbeitswelt ist der Wandel von einer Industrie- zur Wissensgesellschaft spürbar. Damit ändern sich auch die Anforderungen der Wirtschaft. Die Halbwertszeit von Wissen wird immer kürzer. Die Anpassungsfähigkeit der Menschen und die Fähigkeit der Weiterentwicklung wird essentiell. Unternehmerische Fähigkeiten sind eine Schlüsselkompetenz, um kreativ und neugierig zu bleiben. Das Bildungssystem kann bei der Vermittlung dieser Fähigkeiten eine entscheidende Rolle spielen.

Wir fordern eine Berufsberatung auf der Höhe der Zeit.

Oftmals erschöpft sich die Berufsberatung in Schulen auf Ausbildungswegen, die seit Jahrzehnten bekannt sind. Neue zukunftsträchtige Berufsbilder wie Kaufmann im E-Commerce, Data Scientist oder Cloud Architect kommen dort nicht vor. Die Berufsberatung sollte auf der Höhe der Zeit erfolgen und neue Berufswege fernab der sicheren Karrierepfade in Konzernen und im öffentlichen Dienst in den Blick nehmen. Lehrer sollen Schüler bei der Organisation des Schülerpraktikums zum Beispiel auch auf Startups hinweisen.

Wir erwarten, dass die Politik mehr Räume für innovative Lernformen schafft.

Planspiele, Schülerfirmen und Wettbewerbe sind innovative Möglichkeiten, den Unternehmergeist in Schülern zu wecken. Besonders schwächere Schüler, die nicht in die Quadratur des aktuellen Schulsystems passen, können davon profitieren. Gerade, weil es im Lehrplan kaum Nischen für diese wichtigen Lernerfahrungen gibt, bietet sich Projektarbeit an. Auf diese Weise kann die Vermittlung unternehmerischer Fähigkeiten in das Bildungssystem integriert werden, ohne den Lehrplan komplett umstrukturieren zu müssen. Gleiches gilt für digitale Lernformen.

Wir fordern, dass Hochschulen allen Studierenden Entrepreneurship-Skills vermitteln.

An Entrepreneurship-Lehrstühlen mangelt es an deutschen Hochschulen nicht. Diese Lehrstühle sind in der Regel an wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten angesiedelt. Das Entrepreneurship-Angebot spricht dadurch Studierende der Wirtschaftswissenschaften an. Gerade auch MINT-Studierende und Geisteswissenschaftler sind potenzielle Gründer. Das Entrepreneurship-Angebot sollte daher interdisziplinär allen Studierenden offenstehen.

Wir müssen den Problemen bei der Gründungsförderung auf den Grund gehen.

Im Vergleich mit anderen Ländern ist die Gründerförderung im deutschen Bildungssystem ausbaufähig. Eine Ursachenforschung würde helfen, dem Problem auf den Grund zu gehen und Ansatzpunkte für eine bessere Gründungsförderung in Schulen und Hochschulen zu finden. Dazu schlagen wir drei Schritte vor: erstens sollte eine Bestandsaufnahme erfolgen, wie das Unternehmertum im Bildungssystem anderer Länder gefördert wird. Im zweiten Schritt folgt eine Analyse, wo Handlungsbedarf besteht. Drittens sollte die Politik der Frage nachgehen, warum die Stärkung wirtschaftlicher Lehrinhalte trotz der Bedeutung der wirtschaftlichen Abläufe für das Wohlergehen der Menschen so schwierig ist.

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Berlin Deutschland