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Артыкулы да мерапрыемства

"Wir wählen Freiheit"

Verleihung des Literaturpreises 2008 an Ralf Rothmann in Weimar

Bei einer feierlichen Preisverleihung hat die Konrad-Adenauer-Stiftung am Sonntag den Autor Ralf Rothmann mit ihrem Literaturpreis ausgezeichnet. Im Zentrum der Zeremonie im Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar stand dabei der Begriff der Freiheit. Der Autor warnte vor dem „Durchleuchtungs- und Kontrollwahn“, den er zunehmend beobachtet. „Denn zur Freiheit des Menschen gehört sein Geheimnis, es ist der Kern seiner Freiheit“, sagte der Preisträger vor rund 300 Gästen in seiner Dankrede.

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Vor der Preisverleihung hatten die Laudatoren Matthias Hartmann und Dr. Thomas Oberender die unprätentiöse Sprache und die humanisierende Wirkung von Rothmanns Werk gelobt. Gleichzeitig beschrieben sie ihn als still und zurückhaltend. Ganz in diesem Sinne begann der Autor seine Rede, in der er zunächst die Diskussion über den Sinn von Literaturpreisen aufgriff: „Literaturpreise sind eigentlich Missverständnisse. Sie tragen zu der Auffassung bei, Kunst sei etwas Besonderes. Das ist Unsinn.“ Vielmehr sei das Schreiben von Büchern für den Autor nun mal das Alltägliche. Zur Vorsicht im Umgang mit Literaturpreisen hatte zuvor bereits Prof. Bernhard Vogel, der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, in seiner Begrüßung gemahnt: „Der kulturelle Event darf nicht im Vordergrund stehen, das inhaltliche Profil des Preises ist entscheidend. Die Konrad-Adenauer-Stiftung erlaubt sich, nur Autoren auszuzeichnen, die der Freiheit das Wort geben.“ Diese Eigenschaft demonstrierte Rothmann in seiner Dankrede dann auf eindrückliche Weise.

Dabei setzte sich der Preisträger sehr differenziert mit dem Freiheitsbegriff auseinander: „Freiheit kostet Achtsamkeit und Kraft, macht mitunter tiefmüde. Daraus resultiert die Depression, die zunehmend zur Volkskrankheit wird. Sie kann in einer dunklen Lust am Gegenteil münden – es schlägt die Stunde der Rattenfänger.“ Diese skeptische Analyse der gesellschaftlichen Atmosphäre nahm Rothmann zum Anlass, eine eindrückliche Absage an die Formen der staatlichen Überwachung und Kontrolle zu formulieren: „Der Staat weiß alles über mich, ich aber nichts über ihn. Aber zur Freiheit des Menschen gehört sein Geheimnis, es ist der Kern seiner Freiheit. Zur Freiheit des Staatswesens gehört die Transparenz.“

Den „Hang zur gerasterten Gesellschaft“ sieht Rothmann dem Umstand geschuldet, dass der Kampf von „ganz unten gegen ganz oben“ in zunehmendem Maße geführt wird. Dabei, so ist sich Rothmann sicher, garantiert nur Freiheit die Sicherheit: „Nur in einer freien Gesellschaft ist man vor fanatischen unglücklichen Zeitgenossen geschützt.“ Der Autor zitierte den Namensgeber des ihm verliehenen Preises, Konrad Adenauer: „Wir haben die Wahl zwischen Sklaverei und Freiheit, wir wählen die Freiheit.“ Rothmann rief seine Zuhörer dazu auf, diesen Satz „nicht auf Marmor zu meißeln, sondern als Wasserzeichen in der Seele zu tragen.“

Daneben zeigte sich Rothmann in seiner Ansprache aber auch als Meister der Unterhaltung. Er erzählte von seinem persönlichen Adenauer-Bild, das durch eine Tante seiner Schwiegereltern geprägt ist. Diese war in Adenauers Haus in Rhöndorf als Haushaltshilfe beschäftigt. So erfuhr Rothmann, dass auf Adenauers Nachttisch oft Jerry-Cotton-Hefte lagen, die er selbst als Junge gerne las. „Auf der letzten Seite der Hefte gab es immer kleine Anzeigen, und eine davon hat mich zur Literatur gebracht. Es war eine Annonce für ein Diätmittel, die warnte: ‚Das ist das Schicksal aller Dicken – sie fallen um beim Blumenpflücken’“, erzählte Rothmann. Wenn man so etwas Wunderbares mit Sprache machen kann, will ich Schriftsteller werden, habe er sich gedacht. „Es würde Konrad Adenauer also sicher freuen, dass ich über ein Jerry-Cotton-Heft zu einem Literaturpreis kam, der seinen Namen trägt“, beschloss Rothmann seine mit langem Applaus bedachte Rede.

Der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ist mit 15.000 Euro dotiert und wird seit 1993 jährlich vergeben. Ralf Rothmann ist damit der 16. Preisträger. In ihrer Begründung lobte die Jury unter Vorsitz von Frau Prof. Dr. Birgit Lermen das kompositorische Talent und das stilistische Vergnügen an Dialog und Milieuschilderung, wie es Rothmann vor allem in seinen Ruhrgebiets-Romanen vorführt.

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