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Prinzessinnen im Wartestand

Soziale Verantwortung des Unterhaltungsfernsehens

Über Sendungen wie „Germanys next Topmodel“, „Das Supertalent“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ kann man trefflich streiten. Während die einen sich bestens unterhalten fühlen, voten und mitfiebern, verabscheuen andere diese für sie moderne Art des Voyeurismus und das, wie auch die Kommission für Jugendmedienschutz schon mehrfach kritisierte, „antisoziale Verhalten“ insbesondere ihrer Leitfigur Dieter Bohlen.

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Einig sind Gegner und Fans hingegen, dass diese Sendungen einen Einfluss gerade auf jugendliche Zuschauer haben. Als „unheimliche Erzieher“ titulierte sie der Journalist Wolf Bauer deswegen auch jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In seiner Analyse kommt er zu dem Fazit, dass Jugendliche sich „inzwischen grundlegend anders als frühere Generationen“ orientieren und „die Unterhaltungsmedien in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle“ spielen.

Wissenschaftliche Forschungen, wie genau diese Rolle aussieht, gibt es aber nur wenige. Eine davon ist die von Waltraud Cornelißen. Sie hat herausgefunden, dass das Identifikationsangebot in den Medien eine große Rolle bei der Vermittlung des Frauenbildes spielt. Die Einstellung zu Sexualität oder den Berufswunsch bilden junge Mädchen genauso wie ihr Körperbewusstsein immer öfter durch das Fernsehen.

Statt „Was will ich später einmal werden“ stehen heute die Fragen „Wie stelle ich mich am besten dar“ und „Was ziehe ich heute an?“ im Mittelpunkt kritisieren Eltern und Lehrer. Diese Entwicklung ist umso absurder, wenn die Gesellschaft gleichzeitig daran arbeitet, das klassische Rollenverständnis von Frauen und Männern aufzubrechen. Und sie nimmt mittlerweile groteske Auswüchse an. Eine von der Zeitschrift Petra in Auftrag gegebene Studie kommt zugespitzt zu dem Ergebnis, dass Mädchen heute lieber schön als schlau sein wollen.

Von einer „besonderen Verantwortung“, die Programmmachern in einer solchen Situation erwachse, sprach folgerichtig Wolf Bauer, CEO der UFA Film & TV Produktion, bei einem Workshop der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Unterhaltung übe auf Jugendliche einen positiven wie negativen Einfluss aus. „Das muss man anerkennen“, so Bauer. Man dürfe die Jugendlichen nicht alleine lassen, wenn sich die Lebensplanung nach den Drehbüchern des Fernsehens ausrichte. Viele sehnen sich nach der Model- oder Gesangskarriere, weil sich daran die Hoffnung auf einen sozialen Aufstieg verbinde.

Wie die UFA ihrer Verantwortung gerecht werden will, dafür nannte Bauer drei Beispiele. Neben einem internen „Social Responsibility Codex“ werde vor Beginn einer jeden Produktion ein Wertekatalog erstellt. Darin geht es zum Beispiel um Ehrlichkeit, Treue und Freundschaft, aber auch um Mut und Zivilcourage. Doch auch zu drastischen Maßnahmen werde notfalls gegriffen. So sei die Sendung „The Swan“ in Deutschland abgesetzt worden. Wenn als Botschaft hängenbleibe, dass „man mehr Freunde durch aufgespritzte Lippen“ finde, dann müsse man laut Bauer reagieren.

Nicht ohne ein wenig Stolz verwies Bauer auf eine beeindruckende Zahl. 35.000 Jugendliche hätten sich bei der DSDS-Staffel 2010 beworben – Tendenz steigend. Mit Abstand ist die Sendung damit in nur zehn Jahren die beliebteste Casting-Show im deutschen Fernsehen geworden. Grund genug einmal genauer das Format und die Idee dahinter unter die Lupe zu nehmen, so wie es Olivier Voirol und Cornelia Schendzielorz, beide vom Frankfurter Institut für Sozialforschung, gemacht haben. Nach Studium von zig hundert Stunden Aufzeichnungen, Interviews mit Produktionsmitarbeitern sowie Beobachtungen im Studio, kommen sie zu dem Ergebnis, dass DSDS „zu Verantwortungslosigkeit erzieht“. Grund: Die Sendung geriere sich als unangreifbar und weise die Verantwortung anderen zu – dem Zuschauer, den Medien, den Kandidaten. In einer solchen Welt erscheine die Institution nicht mehr als Akteur, sondern als diffuse Größe, die „Handeln und Verantwortung leugnet“. Auch müsse das in der Sendung vorgelebte Überschreiten von Regeln als konstituierender Bestandteil und das Antrainieren eines bewertenden Blicks beim Zuschauer als kritisch betrachtet werden.

Der Workshop war Bestandteil eines Symposiums der KAS und der UFA. Im Dialog zwischen Medienschaffenden, Forschung und Politik näherten sich die Beteiligten suchend dem Einfluss des Unterhaltungsfernsehens auf das Rollenverständnis und dem Wertekosmos von Mädchen und jungen Frauen.

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