Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

ALTE UND NEUE MÄCHTE IN DER WELT

von Marten Neelsen

EXPERTENGESPRÄCH ÜBER INTERNATIONALE POLITIK

In den letzten Jahrzehnten hat sich die internationale Politik stetig verändert. Die einst bipolare Welt ist nun multipolar und komplexer denn je. Um einen Überblick zu schaffen, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien zusammen mit dem Consejo Argentino para las Relaciones Internationales (CARI) erneut am 28. Mai 2013 ein Expertengespräch organisiert.

Asset-Herausgeber

Als Federico Merke zu Wort kam, überlegte er kurz. „Ich stimme beiden Rednern zu, wenn auch aus anderen Perspektiven“, sagte er schließlich, und bestätigte damit, wie kompliziert die Handlungsstränge und das System der internationalen Politik wirklich sind. Denn seine Vorredner waren nicht einer Meinung, und es entwickelte sich eine spannende Diskussion.

Vor rund 50 Mitgliedern der Jungen Gruppe des Consejo Argentino para las Relaciones Internationales (CARI) sprachen am 28. Mai 2013 drei Experten über „Alte und neue Mächte in der Welt“. Schon in der Vergangenheit hat die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien zusammen mit dem CARI Expertengespräche mit Dr. Eckart Stratenschulte oder Dr. Gunnar Prause organisiert, um einen Blick über den politischen Tellerrand zu ermöglichen.

Mariano Turzi sprach als erster vom System der internationalen Beziehungen. Als Professor für internationale Politik lehrt er an der Universität Torcuato Di Tella in Buenos Aires und der New York University die Funktionsweise der internationalen Politik. Er skizzierte die aktuelle politische Welt und die Suche nach den neuen Mächten. „Wir leben in einer Zeit des Übergangs und der Veränderung“, sagte er. „Wegen stärker werdender Staaten wie Indien oder Brasilien verlieren die bisherhigen Machtzentren, also die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, an Macht“. Turzi sieht nun den Pazifikraum als Zentrum der internationalen Politik. Vor allem die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) wollten die Politik zukünftig gestalten. Die Europäische Union habe aufgrund ihrer Krise viele Handlungsmöglichkeiten verloren.

Dem widersprach Nico Lange, stellvertretender Hauptabteilungsleiter für Politik und Beratung und Teamleiter für Innenpolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V in Berlin.

„Für mich ist Macht etwas vollkommenen anderes“, sagte Lange. „Es sind nicht mehr die klassischen Kategorien wie Militär oder den Staat. Für mich ist Macht Stabilität, die Integration der Bürger, Wohlstand und das Fehlen von Zukunftsängsten.“ Der Innenpolitikexperte erinnerte sich an eine Umfrage in der Russischen Förderation. „Viele Jugendliche des Landes wollen nicht in Russland bleiben. Das Gesellschaftsmodell ist für sie nicht attraktiv.“ Die Europäische Union sowie die Vereinigten Staaten seien nach wie vor die Regionen der Welt, die durch ihre gesellschaftliche Ordnung und ihr Wertesystem Menschen anderer Region anziehen.

Auch in Bezug auf die Europakrise machte der Politikberater seinen Standpunkt klar. „Die Probleme, denen sich die EU zurzeit stellen muss, werden stärkere Institutionen schaffen.“ Eine Strategie für eine gemeinsame Finanz- und Arbeitsmarktpolitik würde den Handlungsspielraum verbessern. „Die Europäische Union wird gestärkt aus der Krise hervorgehen, aber sie muss sich auch mehr nach außen richten.“ Ferner stimme es, dass sich die Vereinigten Staaten nun auf den Pazifikraum konzentrierten. Krisen- und Konfliktmanagement in nahen Regionen wie dem Balkan oder Afrika lägen nun in der Verantwortung Europas, was Herausforderungen, vor allem aber Chancen berge.

Als nun Federico Merke sprach, sah man ihm seine Überlegungen an, bis er beiden Experten zustimmte. Während neue Mächte auf der Welt entstünden, sei deren Staatsform heterogen. „Die starke Wirtschaftsmacht liegt vor allem in der liberalen Wirtschaftspolitik“, sagte Merke. „Staaten wie China, Brasilien oder Südafrika vereinfachen Handelsabkommen und stellen kaum Bedingungen.“ Zwar würden sich die Menschen in den aufstrebenden Nationen nach Modernität sehnen, aber es gäbe dort viele Hürden. „Die westlichen Werte können nicht einfach adaptiert werden.“, sagte der Sozialwissenschaftler. „Manche Staaten wollen dies auch gar nicht.“

In einer abschließenden Diskussion, fernab vom Podium, standen die Experten den Fragen der Studenten zur Verfügung. Der Andrang an Fragen zeigte, dass internationale Politik zwar durchaus komplexer Natur ist, aber deswegen nicht weniger interessant. Zur jungen Gruppe des CARI gehören an internationaler Politik interessierte junge Frauen und Männer aus mehr als 30 argentinischen Universitäten, Think Tanks, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. Ziel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien und des CARI ist es, ein aktives Netzwerk außenpolitisch interessierter junger Menschen nachhaltig aufzubauen.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber