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Veranstaltungsberichte

Drei Jahrzehnte Demokratie und Journalismus

Seit 30 Jahren wird Argentinien wieder demokratisch regiert. Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien und das Centro de Apertura y Desarrollo en América Latina (CADAL) organisieren nun eine Veranstaltungsreihe, um eine Bilanz dieser Epoche zu ziehen.

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30. Oktober 1983. Der Platz der Avenida 9 de Julio ist mit Menschen überfüllt so weit das Auge reicht. Mit wehenden Fahnen jubeln sie ihrem ersten nach der Diktatur demokratisch gewählten Präsidenten entgegen. Raúl Alfonsin gibt große Versprechen. Mit ihm soll die Demokratie kommen. „Mit der Demokratie wird nicht nur gewählt, sondern mit ihr wird gebildet, mit ihr wird geheilt, mit ihr wird ernährt.“, ruft Alfonsín in das Mikrofon, der feiernden Menge entgegen. Er ist der Hoffnungsträger der Wende zur Demokratie nach dem Ende der Militärdiktatur. Der linksliberale Politiker der Bürgerunion UCR galt als kompromissloser Verfechter der Rechtsstaatlichkeit, Vertreter der gesellschaftlich Schwachen und Verteidiger der Freiheit – auch der Pressefreiheit. Inwiefern es ihm gelang dies durchzusetzen veranschaulichte Fernando L. Ruiz, Professor für Journalismus und Demokratie und Geschichte und Kultur der Kommunikation der Universidad Austral in seinem Vortrag.

Mit dem Video der berühmten Antrittsrede Alfonsíns leitete Fernando L. Ruiz in seinen Vortrag des Abends ein. (Hier geht es zum Video) „Enorme Veränderungen im Journalismus und der Politik.“, sagte er und stellte fest, dass der Journalismus vor 30 Jahren „besser“ war. Um dies aufzuschlüsseln unterteilte Ruiz die letzten 30 Jahre in drei Zyklen, benannt nach den Präsidenten der jeweiligen Zeit: Alfonsin, Menem und Kirchner.

Alfonsins Ära stand mit einem Bein noch in der Zeit der Militärdiktatur. Vieles basierte auf den Gesetzen der Militärjunta und war immer noch von ihnen geprägt. Der öffentlichen Stimme sei nur der Weg der Illegalität geblieben, da es nur verstaatlichte Medien gab, erklärte der Professor. Viele alternative Radiosender „wuchsen wie Pilze“, sagte Ruiz. Die Medien dieser Zeit hätten dennoch einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Stabilisierung der demokratischen Institutionen gehabt.

Der zweite Zyklus, unter der Präsidentschaft Menems, sei von einem neuen Mediengesetz im Zug der Staatsreform geprägt gewesen. Das Gesetz ermöglichte die Privatisierung des Fernsehens und hatte einen enormen Boom der privaten Fernsehkanäle zur Folge- das Medienangebot vervielfältigte sich. „Es fand eine der stärksten Veränderungen der Medien in Argentinien statt“, so Fernando Ruiz. Hinzu kam die Einführung des Kabelfernsehens in den 90er Jahren: Die Senderanzahl expodierte, das Angebot war überwältigend. Die Vielfalt der Auswahlmöglichkeiten stieg stetig an. Argentinien richtete sich 1994 einen eigene Webdomain ein, mit der sich seit dem argentinische Websites eindeutig zuordnen lassen: sie bekamen das Kürzel http//: ....com.ar. Unter Menem habe sich die öffentliche Meinung freiheitlich entfalten können. Insbesondere der investigative Journalismus wurde zur vierten Macht im Staat.

Während der Präsidentschaft der Kirchners (Néstor 2003-2007 und Cristina 2007- 2013) erfuhren die Medien, darunter auch immer stärker vertreten das Internet, zunächst einen weiteren Aufschwung. Facebook auf Spanisch! „Es wurde vielfältiger und gleichzeitig undurchsichtiger!“ Auch Anfang der Jahrtausendwende unter Kirchner waren es die Medien, die stabilisierend auf die Krise eingewirkt und das Chaos eingedämmt hätten.

Doch bereits 2008 habe sich der sogenannte „guerra mediática“ abgenzeichnet- der Krieg gegen die Medien. Die Regierung Kirchner habe die Medien begonnen zu denunzieren und der Lüge gegenüber der argentinischen Bevölkerung zu bezichtigen. Die aktuellste Zuspitzung der Ereignisse zeige sich in dem von Cristina Kirchner implementierten Mediengesetz, das Einschränkungen der Presse- und damit Meinungsfreiheit mit sich bringen würde.

Fernando Ruiz sieht drei Krtierien für eine funktionierende Demokratie: Representation der öffentlichen Meinung, Institutionalisierung der Kritik und gemeinsame Informationengrundlage- für alle Medien und damit für die Menschen.

Für eine reibungslose Funktion dieser drei Elemente sei der Staat als Wegweiser und Plattform notwendig.

Die lockere und humorvolle Art des Vortrages animierte die Zuhörer aufmerksam zu zuhören. Der Dozent forderte das junge Publikum dazu auf interaktiv mit ihm schon während des Vortrags zu kommunzieren, was den typischen Charakter einer Vorlesung auflöste und eine entspannte Atmosphäre erzeugte. Das Publikum klatschte lauten Beifall.

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