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Veranstaltungsberichte

Feierliche Diplomübergabe und Buchvorstellung

Prioritäten für die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung der Jugendlichen

Bildung ist die solide Basis der Wohlfahrt. Daniel Arroyo, Politikwissenschaftler und Ex-Minister für Soziale Entwicklung der Provinz Buenos Aires, tat also richtig, als er am 10. Dezember 2012 in Rosario im Zuge der Präsentation seines Buches "Prioritäten für die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung der Jugendlichen" Verbesserungsvorschläge für das argentinische Bildungssystem machte. Im Anschluss fand die Diplomübergabe an die Absolventen des Aufbaustudienganges "Politische Bildung und Kommunalverwaltung" statt, den die KAS Argentinien mit ihren Partnern organisiert hatte.

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Selten findet sich ein solch bunt gemischtes Publikum zusammen wie am Abend des 10. Dezember 2012 in Rosario. Von politischen Repräsentanten, sozialen Institutionen, Akademikern, Studenten und Vertretern der Kirche über Gewerkschaftler waren fast alle gesellschaftlichen Bereiche vertreten. Gekommen waren sie einerseits, um der Vorstellung des Buches „Prioridades para el desarrollo social, político y económico de los jóvenes“ beizuwohnen. Andererseits bekamen anschließend die Absolventen der Fortbildung „Formación Política y Gestión Local 2012“ ihre Diplome überreicht.

Der Autor Daniel Arroyo, studierter Politikwissenschaftler und ehemaliger Minister für Soziale Entwicklung in der Provinz Buenos Aires, fasste die aktuelle soziale, wirtschaftliche und politische Situation der jugendlichen Argentinier kurz, prägnant und sehr präzise zusammen. In einem ersten Schritt beschrieb er fünf zentrale Probleme, darunter informale Arbeitsverhältnisse – in denen sich mehr als ein Drittel der Argentinier beschäftigt sehen –, die Zahl von 900.000 Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren ohne Studien- oder Berufsausbildung, sowie häusliche Gewalt, um nur drei dieser Probleme benennen. Die tägliche Routine ist für Arroyo essentiell. Mit belebter Stimme und reichlicher Gestik betonte er, wie wichtig die Schul-Routine im Alltag der Jugendlichen sei, mal ganz von der inhaltlichen Vermittlung der Fächer abgesehen. „Morgens aufzustehen, zu frühstücken, Zähne zu putzen und zur Schule zu gehen“ bringe eine Grundstabilität mit sich, so der Autor, die sich sich unabhängig von guten Schulnoten positiv auf das Leben der Schüler auswirke. Natürlich lässt sich mit Drogen mehr Geld verdienen als mit normaler, formeller Arbeit. Aktuell verschärfen sich die Probleme mit dem Drogenhandel in Argentinien und die Kriminalität nimmt zu. Das zieht weite Kreise und die Sucht bringt Jugendliche oft dazu, „dass sie bereit sind, jedwede Tat zu begehen“. Dabei ist der sehnlichste Wunsch der Argentinier die Sicherheit. Sie war auch in den Demonstrationen am 8. November, dem „8N“, eine der Hauptforderungen. Das Buch, an dem neben Daniel Arroyo auch Oscar Ensinck, Präsident der Asociación Civil Estudios Populares (ACEP), Javier Antonetti von der Red de Pensamiento Político (REDEPO), Nicolás Falcone und Federico Tobar mitgewirkt haben, ist jedoch nicht nur eine Bestandsaufnahme. Vielmehr macht es einem zweiten Schritt Verbesserungsvorschläge. Man brauche landesweit etwa 20.000 Tutoren, die den Schülern im Alltag bestünden. Einzige Voraussetzung dafür sei, so Arroyo, Legitimität. Der Schüler müsse den Tutor anerkennen, sei es ein Familienmitglied, die Nachbarin oder der Verkäufer im Supermarkt. Eine autoritätsstiftende Person, die den Jugendlichen daran erinnert, die Hausaufgaben zu erledigen und für Klausuren zu lernen.

Das argentinische Bildungssystem ist zentral organisiert. 70 Prozent der Ausgaben werden auf der nationalen Ebene beschlossen, weitere 23 in den Provinzen und nur über 7 Prozent der Gesamtausgaben für Bildung können die einzelnen Städte verfügen. „Die Mittel müssen transferiert werden“, sagte Arroyo, „und zwar von oben nach unten“. Denn gerade in der Peripherie wisse man am besten, woran es mangele. Auch inhaltlich müsse das argentinische Bildungssystem modifiziert werden, „mit Inhalten des 21. Jahrhunderts gefüllt werden“.

„Argentinien hat keine kleinen Probleme. Das Land hat große Probleme.“

Große Probleme, die sich nicht auf einmal lösen ließen und bei deren Lösung eine Kombination aus Hilfe, Hilfe zur Selbsthilfe und anhaltenden Garantien auf diese Unterstützung zur Selbsthilfe Anwendung finden müsse.

„Es ist nicht der Augenblick, sich vor den Fernseher zu setzen und zuzusehen, was andere tun“, mahnte Arroyo. Es sei der Moment gekommen, teilzunehmen.

Im Anschluss an diese Worte folgte der feierlichen Schlussakt der „Formación Política y Gestión Local 2012“. Hierbei handelt es sich um eine Zusatzausbildung, die die Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien und ihre Partner ACEP, die Asociación Civil Centro de Estudios para la Integración Latinoamericana (ACEPIL) und die Nationale Universität Rosario organisiert haben. Mehr als150 interessierte Studenten und Universitätsabsolventen hatten sich zwischen Mai und Dezember 2012 jeweils freitags und samstags in Politischer Bildung und Kommunalverwaltung fortgebildet. Die Dozenten wechselten sich dabei blockweise mit den unterschiedlichen Theman ab.

Die feierliche Diplomübergabe besiegelte die erfolgreiche Zusatzausbildung, die die Tore für eine berufliche Orientierung in Richtung Lokalpolitik öffnet und vielleicht den Anstoß für eine funktionierende Bildungsreform gibt und so die soziale, wirtschaftliche und politische Situation der Jugendlichen in Argentinien nachhaltig verbessert.

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