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Veranstaltungsberichte

Zukünftige Laienrechtsberater im brasilianischen Norden in Strafrecht geschult

von Sophie Weber

Kursreihe „Menschenrechte und ihre Verteidigung“

Das zweite Modul der Kursreihe „Menschenrechte und ihre Verteidigung“, die die KAS mit dem Zentrum für Menschenrechte Cristalândia (port. Centro de Direitos Humanos de Cristalândia, CDHC) im strukturschwachen Norden Brasiliens im Bundesstaat Tocantins veranstaltet, wurde erfolgreich abgeschlossen. Auf dem Weg zur Ausbildung zu Laienrechtsvertretern widmeten sich die 70 Teilnehmer im Modul 2/2017 vom 18. bis 20. Mai dem Thema „Strafrecht“.

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Der Leiter der KAS Brasilien, Herr Dr. Jan Woischnik, eröffnete den mehrtägigen Kurs mit dem Thema „Strafrecht“, der von Prof. Airton Amilcar Machado Momo, Staatsanwalt in Araguaína, gehalten wurde. Die Teilnehmer lernten neben der Geschichte und der aktuellen Situation des brasilianischen Strafrechts konkrete Methoden kennen, um gegen Menschenrechtsverletzungen im Strafrechtsbereich vorzugehen.

Den praktischen Teil des Moduls bildete ein Besuch im Gefängnis des Bezirks Cristalândia. Die dort angetroffen Bedingungen waren mehr als menschenunwürdig. Die Zellen sind maßlos überfüllt, in miserablem Zustand und unzureichend ausgestattet. Zudem befinden sich Untersuchungshäftlinge in Zellen mit verurteilten Straftätern. Dies ist auf den Umstand zurück zu führen, dass spezielle Gefängnisse für Straftäter überfüllt sind. In Gesprächen mit Häftlingen wurde deutlich, dass es an Beschäftigungsmöglichkeiten ebenso fehlt wie an Resozialisierungsprogrammen. Der Besuch war eine wichtige Komponente des Kurses, zeigte er doch praktisch auf, wie sehr Menschenrechte in der Region unterstützt werden müssen – und wo Laienrechtsberater akut gebraucht werden.

Hervorzuheben ist, dass das CDHC neben der Ausbildung von Laienrechtsberatern auch in Fällen von Menschenrechtsverletzungen aktiv wird, indem das Zentrum Menschenrechtsbeschwerden aus insgesamt 23 Gemeinden annimmt und juristisch bearbeitet. Die Mehrheit der Fälle umfasst dabei Polizeigewalt, Gewalt gegen Frauen, Kinder und ethnische Minderheiten sowie Menschenrechtsverletzungen von Personen mit körperlicher oder geistiger Behinderung. Am Rande des Kurses führte Herr Dr. Woischnik mehrere Einzelgespräche mit Opfern von Menschenrechtsverletzungen und Menschenrechtsaktivisten, um sich ein authentisches Bild der Lage vor Ort zu machen.

In der Arbeit des CDHC spielt der christliche Aspekt eine wichtige Rolle. Der Gründer des CDHC, Herbert John Hermes, ist ehemaliger Bischof von Cristalândia und pflegt enge Beziehungen zur Prälatur. Das Seminar findet in einem Veranstaltungszentrum der Prälatur statt, das von dem aktuellen Bischof, Wellington de Queiroz, zur Verfügung gestellt wird. Im Gespräch mit dem Bischof wurden die Förderung von Menschenrechten und Christentum in Brasilien diskutiert. Der Tenor ist klar: Die Einhaltung der Menschenrechte ist im Christentum verankert – die Motivation der Teilnehmer und der Einsatz des Teams des CDHC speist sich daher neben den Erlebnissen mit Menschenrechtsverletzungen in Tocantins auch aus dem Glauben.

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