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Pfarrer Franz Meurer

#KASkonkret

„So viel Zusammenhalt hatten wir noch nie in der Gemeinde“

von Maximilian Nowroth

KASkonkret_#31: Unsere Interviewreihe zu Fragen der Zeit

Franz Meurer ist einer der prominenten Priester des Landes, für die sozialen Projekte in seiner Gemeinde wurde er mit dem Landesverdienstorden NRW ausgezeichnet. Bei #KASkonkret sprach er über agiles Management und friedliches Zusammenleben.

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2020 wird das vielleicht besinnlichste Weihnachtsfest aller Zeiten. Die Pandemie zwingt Familien dazu, distanziert zu bleiben – anstatt in großer Zahl zusammenzukommen und ausgelassen zu feiern. Wie kann die Kirche in solchen Zeiten den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken?

Darüber sprachen wir mit dem Kölner Pastor Franz Meurer in Folge 31 unserer digitalen Veranstaltungsreihe KASkonkret. Als Erstes ging es natürlich um die Frage, wie in seiner Gemeinde der Heilige Abend gefeiert wird. „Wir haben fünf verschiedene Christmetten, es fängt um 15 Uhr an“, erzählte er im Livegespräch. Allerdings dürften immer nur 106 Personen gleichzeitig in der Kirche sein, anstatt wie sonst 500. Die Christmette um 22 Uhr gebe des deshalb „natürlich auch als Livestream. Man kann also von zu Hause aus dabei sein.“
 

Meurer leitet die Gemeinden in den Kölner Stadtteilen Vingst und Höhenberg – eine Gegend, in der es viele Menschen nicht leicht haben. Ein Viertel der Haushalte ist überschuldet, fast jedes zweite Kind wächst in armen Verhältnissen auf. Doch gerade in diesem Jahr hätten sich die Gemeindemitglieder noch stärker unterstützt als sonst: „So viel Zusammenhalt, wie wir zur Zeit erleben, hatten wir noch nie.“
 

Aktuell werde zum Beispiel die 39. Wochenandacht zur Post gefahren und an 950 Haushalte verschickt. „Die Andacht schreibe aber nicht ich“, betonte der Pastor. „Sondern Menschen aus unserer Gemeinde im Alter von 15 bis 93 Jahren.“

 

In seiner Gemeinde gibt es viele Projekte, die weit über das „normale Kirchenleben“ hinausgehen: zum Beispiel eine Ferienfreizeit für Kinder, eine Drogenberatung oder eine Fahrradwerkstatt. Der 69-Jährige arbeitet nach dem Prinzip: „Unser Prinzip ist: Wo es arm ist, darf es nicht ärmlich sein.“ Aber wie genau schafft er es, dass bei ihm alle mit anpacken?

 

Das Wichtigste ist, was man nicht macht: Ich bestimme nicht“, sagte das kölsche Urgestein. „Wer’s macht, hat die Macht! Keine von den über 35 Gruppen bei uns macht es so, wie ich es machen würde. Aber das ist ein gutes Zeichen!“ Außerdem würden alle Entscheidungen vom Pfarrgemeinderat gefällt, „so kommen die besten Ideen hervor“.

 

Was nach dem Führungsstil eines kalifornischen Start-up-Unternehmens klingt, ist gelebte Kommunikationskultur in der Kölner Kirchengemeinde. Nur in Ausnahmefällen greift der Pastor ins operative Geschäft ein. „Sie kennen vielleicht agiles Management. Das heißt, dass man dafür sorgt, dass Friede ist“, sagte Meurer. „Natürlich gehe ich schon mal zu einem und sage: Bist du eigentlich blöd? Du bist jetzt 70 Jahre alt – wieso mischst du dich bei den Frauen ein?“ Das geschehe aber nur unter vier Augen, manchmal müsse man eben auch für Frieden sorgen.

 

Wie wichtig die soziale Rolle der Kirche ist – auch, um ihre gesellschaftliche Relevanz zu behalten – betont Michael Sieben, Referent Bürgergesellschaft im Büro Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Kirche ist da relevant, wo sie sich einbringt – und einmischt ins Leben vor Ort.“ Unter der Maxime „Ubi caritas et amor“ zeige Pfarrer Meurer, wir Kirche auch in schwierigen Lagen für Menschen ein Ankerpunkt sein könne.

 

Nur eine Kirche, die für die Menschen da ist – und sich bei Fehlern menschlich verhält, um Entschuldigung bittet und alles für eine Aufarbeitung tut – gewinnt das in der Gesellschaft wertvollste Gut: Vertrauen. Pastor Meurer beweist das mit seiner Arbeit Tag für Tag und wir danken ihm, dass er seine Erfahrungen mit uns geteilt hat.

 

Das war die letzte Folge #KASkonkret für dieses Jahr. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein Weihnachtsfest voller Zuversicht – und freuen uns sehr, wenn wir uns am 12. Januar bei einer neuen Folge wiedersehen. Bis dann!

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