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Veranstaltungsberichte

Nipster im Netz und das Ende der Kreidezeit

von Anne Odendahl
Im Pilotprojekt „Smart Camp für Lehrer“ informierte sich das Kollegium der Friedrich-Spee-Gesamtschule über das Vorgehen von Extremisten im Netz und tauchte tief in die digitale Lebenswirklichkeit ihrer Schüler ein.

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Nipster. Was sich nach einer arglosen Wortkreation anhört, ist eine neue Jugendkultur: Wenn sich Nazi mit Hipster trifft, entsteht der Nipster. Rechtsextreme mit urbanem Lifestyle, die Hip-Hop hören, Jutebeutel tragen und gesund kochen, sogenannte Veget-Arier. Bomberjacke und Springerstiefel waren einmal. Unauffälliger bewegen sich Extremisten heute im öffentlichen Raum. Und das sowohl offline als auch online. Mit hoher Professionalität, jugendgerechten Texten, Bildern und Videos verführen rechte, linke und religiös fundamentalistische Extremisten Jugendliche im Netz, die ganz natürlich digital kommunizieren, konsumieren und sich bilden.

„Da, wo sich Jugendliche aufhalten, da tummeln sich auch diejenigen, die an sie heranwollen“, sagte Politikwissenschaftler Prof. Thorsten Müller, bei seinem Auftaktvortrag „Extrem im Netz“ beim deutschlandweit ersten Smart Camp für Lehrer. An der Friedrich-Spee-Gesamtschule in Paderborn schulten Experten der Extremismusforschung, Cyber-Sicherheit und Medienprofis rund 100 Lehrer, von denen jeder ein iPad für den Unterricht hat. Das Pilotprojekt ist eine Kooperation des Politischen Bildungsforums NRW der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Social Impact Start-Ups BG3000, gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Nicht nur Schüler müssen Medienkompetenz erlangen und vor manipulativen Strategien im Netz geschützt werden, sondern auch ihre Lehrer dafür sensibilisieren werden, wie die digitale Lebenswirklichkeit ihrer Schüler aussieht. Mit diesem Wissen lassen sich dann Gegenstrategien entwickeln, damit extremistische Ideologien von den Schülern bewusst wahrgenommen und als solche enttarnt werden. „Der Einstieg ist sehr niedrigschwellig. Propaganda wird in harmlos wirkenden YouTube-Kochvideos verbreitet und somit ein anderes Gesellschaftsbild frei zugänglich präsentiert. Wir müssen uns offensiv mit Extremisten im Netz auseinandersetzen und als Demokraten bessere Argumente haben als sie“, führte Müller weiter fort.

Nach einem weiteren Vortrag von Stefan Brühl, IT- und Cyber-Security-Experte zu den Risiken im Cyberraum und dem Live-Hacking-Demonstration von Chris Wojzechowski, nahm jeder Lehrer an zwei von fünf angebotenen Workshops teil. Dabei standen der Umgang mit dem iPad, Social Media im Unterricht, Social Engineering – zwischenmenschliche Beeinflussung im Netz, Vorgehensweisen gegen Extremisten im Netz sowie Sicherheit von digitalen Daten auf dem Stundenplan.

„Wir sind an einem Punkt der Weichenstellung“, sagte Lothar Schlegel, Schulleiter der Friedrich-Spee-Gesamtschule. „Das digitale Arbeiten eröffnet Möglichkeiten, die gehen konventionell gar nicht. Bevor wir mit unseren Schülern in den digitalen Unterricht einsteigen, baucht das Kollegium eine technische und didaktische Grundlage. Wir sind froh, hier Pionierarbeit leisten zu können“, sagte er. Der didaktische Leiter der MINT-Schule, Jürgen Gärtner, ergänzte: „Wir haben praktisches Werkzeug an die Hand bekommen, das wir sehr schnell im Unterricht anwenden können. Wir können die Schüler gezielter dort abholen, wo sie sind.“

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Ann-Cathrine Böwing

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